1.1.1 Die Bedeutungsstufen 1. Die Bedeutungsstufen Der Psychologe Kohlberg kennt sechs Stufen der moralischen Entwicklung. Er nennt sie: Strafe und Gehorsam, instrumenteller Relativist, braves Kind, Recht und Ordnung, legalistischer Sozialvertrag und universales ethisches Prinzip[1]. Er ist offen für die Möglichkeit einer siebten Stufe. Seine verifiziert zu sein scheinende Behauptung ist, dass die Entfaltung dieser Stufen unverändert und aufeinander folgend geschieht: dass je eine Stufe auf die andere folgt, dass keine Stufe übersprungen werden und die Ordnung nicht umgedreht oder geändert werden kann. Die Dynamik der Bewegung von einer Stufe zur nächsten ist die erfahrene Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Stufe. Die Entwicklung tendiert zur Autonomie, Integration und Interiorisierung der moralischen Normen und des Verhaltens. Auf jeder Stufe jedoch kann man erstarren und in der Entwicklung stagnieren. Kohlbergs Prinzipien der moralischen Entwicklung liefern uns ein brauchbares Modell für unsere Betrachtung der Stufen der intellektuellen Entwicklung. Wir halten ebenfalls fest, dass unsere Stufen unverändert, aufeinander folgend und auf Interiorisierung und Autonomie hin ausgerichtet sind. Jeder Mensch und jede Kultur beginnen mit der Denkweise des Common Sense, und sie mögen darin auch verbleiben. Es sind die Unzulänglichkeiten der Common-Sense-Denkweise, die die Theorie heraufbeschwören, sei sie nun metaphyischer, epistemologischer oder wissenschaftlicher Art. Die Theorie löst die Probleme der Unzulänglichkeiten des Common Sense, zeigt aber schließlich ihre eigene Unzulänglichkeit und ruft so den zusätzlichen Bereich der Interiorität hervor. Um diese Entwicklung deutlich zu machen, möchten wir kurz das Erscheinen und die Entfaltung dieser drei Bedeutungsstufen in der Geschichte aufweisen.
[1] Anm. d. Übers.: Kohlbergs
Stufentheorie in etwas anderer Formulierung: Stufe 1: Die
Orientierung an Bestrafung und Gehorsam, Stufe 2: Die
instrumentell-relativistische Orientierung, Stufe 3: Orientierung an
personengebundener Zustimmung oder "guter Junge-/nettes Mädchen-Modell",
Stufe 4: Orientierung an Recht und Ordnung, Stufe 5: Die legalistische oder
Sozialvertrags-Orientierung, Stufe 6: Orientierung an allgemeingültigen
ethischen Prinzipien (Quelle: 1. Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz
(Hrsg.), PZ-Information 24/96, Pädagogik, Wertevermittlung in der Schule,
Bad Kreuznach, 1996, S.73)
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