Kapitel 3


3. Die Ordnung des Lebens

 

 

Verlangsame das Tempo deines Lebens. Empfänge, Besuche, die zu neuen Verpflichtungen Anlass geben, der formale Umgang mit seinem Nachbarn, all die komplizierten Rituale eines künstlichen Lebens, die viele Weltmenschen heimlich so verabscheuen, sind nichts für einen Arbeiter des Geistes (worker). Für einen ernsthaften Wissenserwerb (study) ist das Gesellschaftsleben tödlich. Sich-zur-Schau-Stellen, Abschweifung des Geistes sind tödliche Feinde des Gedankens. Mit einem Genie verbindet man nicht die Vorstellung eines feinen Abendessens in einem Restaurant.

Lass dich nicht in dieses Geflecht von Beschäftigungen hineinziehen, das nach und nach die Zeit, das Denken, die Ressourcen und Kräfte monopolisiert. Konventionen dürfen dich nicht bestimmen. Sei dir dein eigener Herr; gehorche deinen Überzeugungen, nicht bloß einer Konvention, und die Überzeugungen eines Intellektuellen müssen dem von ihm angestrebten Ziel entsprechen.

Berufung bedeutet Sammlung (concentration). Der Intellektuelle hat die Weihe; er soll sich nicht in aufzehrende Nutzlosigkeiten verlieren. Möge er all seine Ressourcen in das Feuer der Inspiration werfen, wie Bernard Palissy seine Einrichtung geopfert hat. Die Arbeit und die sie fördernden Bedingungen sind die ganze Sache. Geld und an Kleinigkeiten verschwendete Aufmerksamkeit würden viel besser für die Sammlung einer Bibliothek verwendet, für eine lehrreiche Reise oder einen ruhigen Urlaub oder um sich Musik anzuhören die von neuem die Inspiration anfacht und so weiter. (S. 42 f.)


 

 

 


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