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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: Kommentar zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Stichwort: Kommentar zu F1_075a1; Seele: kein Körper; erste Wirklichkeit des natürliche gegliederten Körpers, der in Möglichkeit Leben hat; Seele - Leib : Akt - Potenz

Kurzinhalt: Da der Körper an und für sich nicht belebt ist, kann das, wodurch ein Körper Leben hat, nicht auch Körper sein.

Textausschnitt: 473c Was Thomas hier sagt, gilt allgemein von jeder Seele. Der Sinn der Beweisführung ist dieser: Da der Körper an und für sich nicht belebt ist, kann das, wodurch ein Körper Leben hat, nicht auch Körper sein. Grund des Lebens ist vielmehr das, wodurch der Körper 'ein solcher' ist, das heißt als lebendiger Körper bestimmt, verwirklicht wird: Lebensgrund ist die Wirklichkeit des lebenden Körpers. Dabei wird der Körper an sich, sofern er jeder Bestimmtheit bar ist, als Möglichkeit, als Anlage zum Belebtsein aufgefaßt. Nun ist aber nach allgemeiner Annahme erster Lebensgrund im lebenden Körper die Seele. Körperteile, wie das Auge oder das Herz, können nur als nächster Lebensgrund, als Werkzeuge der Seele in Betracht kommen. Die Seele ist also die Wirklichkeit, das heißt die erste substantielle Wirklichkeit des Körpers, die diesem jegliche Bestimmtheit gibt; und der Körper ist ihr gegenüber reine Möglichkeit. So treffen wir an der Schwelle der Seelenlehre die beiden Begriffe Wirklichkeit und Möglichkeit, die gleichsam die Angelpunkte der aristotelisch-thomistischen Philosophie bilden. Über sie sei hier das Notwendige gesagt. (Fs) (notabene)

Kommentar (15.11.11): Cf. Seele als Grund des Lebens: F1_075a1c, Fußnote 2 und 3: "... Suppose someone who maintains that the heart, the physical organ, is the principle of life in man. At once it can be seen that this leaves the question exactly where it was. The question we began by asking of the whole human body—what makes it alive?—has now to be asked of the heart. This is the gist of the reasoning. ..."

[...]

476a Indem nun Thomas die Seele als Wirklichkeit, als Akt, dem Körper als der Möglichkeit oder der Potenz gegenüberstellt, gemäß der aristotelischen Wesensbestimmung der Seele: Erste Wirklichkeit des natürlichen gegliederten Körpers, der in Möglichkeit Leben hat (76, 5 Anderseits), weist er allerdings "sowohl allgemeiner als auch sicherer" nach, daß die Seele kein Körper ist. Sie ist von ihm bis in die tiefsten Gründe des Seins hinein verschieden: "Die Möglichkeit widerstreitet der Wirklichkeit als gegen sie unterschieden" (75, 5 Antw.). Und dennoch ist die Seele wesenhaft auf den Leib hingeordnet, aber so, daß der Leib das, was immer er an Bestimmtheit, an Vollkommenheit, an "Wirklichkeit" hat, von der Seele und durch die Seele besitzt (s. Anm. [45]). (Fs)

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