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Autor: Voegelin, Eric

Buch: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Titel: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Stichwort: anima mundi, kosmos, psyche, eikos mythos, Timaios, Symbol 'Tiefe'

Kurzinhalt: anima mundi: philosophischer Mythos, pistis; Ende des Weges: erste Einsicht der Suche; Äquivalenz zw. alter und neuer Wahrheit, circulus vitiosus

Textausschnitt: Die anima mundi ist ein philosophischer Mythos: Dieser artikuliert weder die Erfahrung des primär gegebenen Feldes, noch die Erfahrung der psyche, sondern er ist das Ergebnis einer imaginativen Verschmelzung von Einsichten, die getrennt voneinander durch diese zwei Typen von Erfahrung gewonnen worden sind.
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das Vertrauen in die zugrundeliegende Einheit der Realität, in die Kohärenz, Dauerhaftigkeit und Konstanz ihrer Struktur, ihrer Ordnung und ihrer Erkennbarkeit, dieses Vertrauen wird das Hervorbringen von Bildern inspirieren, welche die geordnete Ganzheit ausdrücken, wie sie in der Tiefe empfunden wird. Das wichtigste dieser Bilder ist das Symbol kosmos selbst, dessen Entwicklung in der Geschichte mit der des Symbols psyche parallel läuft.
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Denn die Tiefe ist weder ein 'Objekt', das inhaltlich beschrieben werden könnte, noch ist sie ein leeres Areal, gut geeignet als Schuttabladeplatz für das psycho-analytische Unbewußte; sie ist auch nicht der Sitz einer Autorität, den ein Denker okkupieren kann, der mit Donnerstimme ein System etablieren will; und schließlich ist sie auch nicht die Art von Dunkelheit, die dem Denken die Qualität 'tiefsinnig' oder 'unergründlich' im gewöhnlichen Sinn verleiht.
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Daß die Suche das Ende ihres Weges erreicht hat, ist die erste Einsicht, die sich aus dem Weg hinab ergibt. Es ist da eine Tiefe unterhalb des Bewußtseins, aber nicht eine Tiefe unterhalb der Tiefe in unendlichem Regreß. Da aber die Tiefe keine andere Wahrheit als die äquivalenten Erfahrungen des primär gegebenen Realitätsfeldes hervorbringt, müssen wir die Suche nach einer substantiellen Konstante der Geschichte, die nicht den Status eines Äquivalents hätte, als Irrweg aufgeben.
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daß die psyche des Menschen einen Realitätsbereich darstellt, dessen Struktur sich kontinuierlich von der Tiefe bis zu den Manifestationen des Bewußtseins erstreckt. Es gibt weder ein autonomes Bewußtsein noch eine autonome Tiefe, sondern nur ein Bewußtsein in kontinuierlichem Zusammenhang mit seiner eigenen Tiefe.
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Wir werden uns des Prozesses in der Tiefe dadurch bewußt, daß eine Wahrheit auftritt, die auf eine neue Weise differenziert ist, die aber gleichzeitig erkennbar äquivalent ist mit der kompakteren Wahrheit, die sie ersetzen soll.

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