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Autor: Voegelin, Eric

Buch: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Titel: Ordnung, Bewußtsein, Geschichte

Stichwort: Weber, Illusionslosigkeit, Rakete, Höhlengleichnis, Verantwortungsethiker, Gesinnungsethiker

Kurzinhalt: Weber: keine Ideologie; Erschöpfung und Zusammenbruch, keine Ausflüchte, aber auch keine Erlösung in der Offenheit zur Transzendenz, Todsünden der Distanzlosigkeit

Textausschnitt: () Die Realitäten der Industriegesellschaft und ihres Rationalismus, der Massengesellschaft und ihrer rationalen Verwaltung durch Bürokratien, werden zu einem Tunnel immanenten Geschehens, aus dem niemand entkommen kann. Und es gibt kein Entkommen, weil die Praxis des Lebens keine Dimension der vita contemplativa hat. Das Leben der Vernunft ist zur Nicht-Realität abgesunken ...
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Für Weber gibt es keinen 'Übermenschen', keine 'Illusion'. Sein Vokabular besteht aus Ausdrücken wie 'Entzauberung der Welt', 'Entgöttlichung'; seine Schriften sind geprägt von der Resignation, daß die großen Zeiten der Offenheit des Geistes und der Prophetie vorüber sind, daß wir nicht mehr in einer Zeit der Prophetie leben ...
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Fassen wir die Charakterisierung zusammen: Für Weber ist - im Unterschied zu anderen - das radikale Ernstnehmen der innerweltlichen Situation charakteristisch. Weber erlaubt sich keine Ausflüchte aus der Ananke des Handelns in der Welt. Trotzdem - oder gerade deshalb - leidet er an der falschen Haltung ...
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Die letzte Sinnlosigkeit, die Kants 'Befremden' erregte, kann nur gelöst werden durch die Offenheit für Transzendenz als der Sinnöffnung des Lebens. Sie liegt nicht in der Welt.
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'Irgendwann finde ich schon ein Loch, aus dem ich wieder in die Höhe sause.' Das ist die Symbolik des Aktivisten, der in der Nacht sitzt, aber als Aktivist wie eine Rakete durch ein Loch aus der Höhle wieder in die Höhe saust. Man betrachte daneben das platonische Höhlengleichnis
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Er versteht, worum es geht, aber ihm selber ist es aus einer letzten Unmöglichkeit versagt, die Verschlossenheit zu durchbrechen und wieder in die Transzendenz-Offenheit zurückzukehren. Man könnte dies für die gesamte Problematik der Gesinnung des Verantwortungsethikers durchführen.
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Lassen Sie mich abschließend auf noch einen Punkt hinweisen: Da Weber durchaus ein transzendenzbewußter Mensch war - wenn auch nicht offen dafür und nicht artikuliert in seiner Sprache, mußte er als Wissenschaftler alles das, was an Sinngehalt von der Transzendenzerfahrung, von der Symbolk der Vernunft und des Geistes her interpretiert werden sollte, in innerweltliche Typen umsetzen, d. h, er mußte aus innerweltlichen Sozialprozessen Idealtypen bilden, in denen sich die Ordnung auf den Geist und die Vernunft hin reflektiert. In diesem Zusammenhang ist auch die Bedeutung seines prachtvollen Abschnittes über das Naturrecht zu sehen.

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