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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Gott der dreieinige

Titel: F1_028 Von den göttlichen Beziehungen

Stichwort: Trinität: Relation - Wesen; 2 Arten von Relationen: Hinweis auf etwas - Eigenschaft

Kurzinhalt: 2. ARTIKEL - Ob die Beziehung in Gott dasselbe ist wie Seine Wesenheit ... Wenn man aber die Beziehung betrachtet, insofern sie Eigenschaft ist, so haftet sie im Träger und hat in ihm ein eigenschaftliches Sein.

Textausschnitt: ANTWORT: Man sagt, Gilbert de la Porree [15] habe in diesem Punkte geirrt, später jedoch seinen Irrtum auf dem Konzil von Reims widerrufen. Er behauptete nämlich, die Beziehungen im Göttlichen seien nebenstehende, bzw. äußerlich angefügte [Beziehungen]. (Fs)

Um darüber zur Klarheit zu kommen, muß man bedenken, daß in jeder der neun Gattungen von Eigenschaften zweierlei zu beachten ist. Einmal das Sein, das einer jeden von ihnen zukommt, insofern sie Eigenschaft ist; und das ist bei allen das Gleiche: in einem Träger sein; denn das Sein der Eigenschaft ist Inne-Sein. Das andere, was in einer jeden zu beachten ist, ist die eigentümliche Bewandtnis einer jeden der genannten Gattungen. Und in den von der Beziehung verschiedenen Gattungen, z. B. der Größe und der Beschaffenheit, wird auch die eigentümliche Bewandtnis dieser Gattung verstanden auf Grund des Verhältnisses zum Träger; denn die Größe wird als Maß der Substanz, die Beschaffenheit aber als Zurüstung der Substanz bezeichnet. Das eigentümliche Wesen der Beziehung dagegen wird nicht verstanden gemäß dem Verhältnis zu dem, worin sie ist, sondern gemäß ihrem Verhältnis zu einem Außen. (Fs)

Wenn wir demnach - auch in den geschaffenen Dingen - die Beziehungen betrachten, insofern sie Beziehungen sind, so wird man finden, daß sie nebenstehend und nicht innerlich beigefügt sind; wie wenn sie gleichsam den Hinweis bezeichneten, der das bezogene Wirkliche selbst trifft, insofern er von diesem weg auf ein anderes hinstrebt. Wenn man aber die Beziehung betrachtet, insofern sie Eigenschaft ist, so haftet sie im Träger und hat in ihm ein eigenschaftliches Sein. Gilbert de la Porree aber betrachtet die Beziehung nur in der ersten Weise [16]. (Fs)

Was immer nun in den geschaffenen Dingen ein eigenschaftliches Sein hat, sobald es auf Gott übertragen wird, erhält es ein wesenhaftes Sein; denn in Gott gibt es nichts, das als Eigenschaft in einem Träger wäre, sondern was immer in Gott ist, ist Seine Wesenheit. Von dieser Seite also betrachtet, wonach die Beziehung in den geschaffenen Dingen ein eigenschaftliches Sein in einem Träger hat, hat die Beziehung, die wirklicherweise in Gott da ist, das Sein der göttlichen Wesenheit und ist ganz und gar ein und dasselbe mit ihr. Darin aber, daß sie [die Beziehung] als Auf-etwas-hin benannt wird, liegt keine Bezeichnung irgendeines Verhältnisses zur Wesenheit, sondern eher zu dem ihr Entgegenstehenden. (Fs)

Und so ist es offenbar, daß die Beziehung, die wirklicherweise in Gott da ist, sachlich ein und dasselbe ist mit der Wesenheit; und sie unterscheidet sich nur gedanklich, insofern in der Beziehung der Hinweis auf das ihr Entgegenstehende mitgegeben ist, ein Hinweis, der nicht gegeben ist in der Bezeichnung Wesenheit. Es ist also klar, daß in Gott das Sein der Beziehung kein anderes ist als das der Wesenheit, sondern es ist ein und dasselbe. (Fs)

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