Autor: Hösle, Vittorio Buch: Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie Titel: Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie Stichwort: Regress, infinit, Widerspruch Kurzinhalt: Inkonsistenz des infiniten Regresses, Konstanzprinzip, allgemeine Struktur der stets gleichen Wiederholung Textausschnitt: 264 Damit reduziert sich die Kontingenzbehauptung auf den infiniten Regreß sich ständig zurücknehmender Behauptungen 'Unter bestimmten nicht notwendig wahren Voraussetzungen gilt, daß man nicht letztbegründen kann, daß es keine letztbegründete Erkenntnis gibt; aber selbst diese Beziehung gilt nur unter bestimmten nicht notwendig wahren Voraussetzungen usw. usf.'. Man kann, auch ohne radikaler Sinnkritiker zu sein, Zweifel daran haben, daß eine solche Behauptung, die im Grunde nichts behauptet, sinnvoll ist. Ja, mehr noch: Wenn man über das unscheinbare Wörtchen 'usw.' reflektiert, dann erkennt man, daß man den infiniten Regreß - der, würde er wirklich durchgeführt, unaussprechbar und unerkennbar wäre - nur dadurch bewältigt, daß man ihn auf eine allgemeine Struktur der stets gleichen Wiederholung zurückführt. Damit ist aber ein Konstanzprinzip präsupponiert, der dem Sinn (wenn es einen solchen gibt) der Kontingenzaussage dialektisch widerspricht. Kurz: Der infinite Regreß ist als Figur nur faßbar, wenn man eine allgemeine Struktur als solche behaupten kann (und zwar nicht bloß hypothetisch, weil dasselbe Problem sich erneut stellen würde). Ebendies ist aber nur möglich, wenn man den infiniten Regreß in den Sätzen q, non-t usw. transzendiert und sich dazu durchringt, gegen alle infinitistischen Vorurteile der Moderne zu behaupten: 3. non-p ist falsch (oder sinnlos); p ist wahr; r ist wahr: Es ist notwendig, daß es nicht-hypothetische apriorische Erkenntnis gibt; es ist letztbegründet, daß es Letztbegründung gibt. (158; Fs) |