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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Über Seiendes und Wesenheit

Titel: Über Seiendes und Wesenheit

Stichwort:

Kurzinhalt:

Textausschnitt: Kapitel VI
Das Kapitel VI handelt schließlich [92] von der Wesenheit bei den Akzidenzien. (XX; Fs)
[93] Die akzidentelle Wesenheit ist im Vergleich mit der substantiellen unvollkommen, was sich in einer Unvollkommenheit ihrer Definition widerspiegelt; denn die Definition des Akzidens muß (durch Hinzufügung) dessen Subjekt aufnehmen. Darin zeigt sich das vom Subjekt abhängige Sein des Akzidens an, im Gegensatz zum substantiellen Sein des Subjekts selbst, das sich aus der Zusammensetzung aus Materie und Form ergibt. (XX; Fs)
[94] Ähnlich zeigt sich auch die Unvollkommenheit der Form des Subjekts selbst, die allein noch nicht dessen Wesenheit ausmacht, in der Definition der Form dadurch an, daß sie die Materie (durch Hinzufügung) mit aufnehmen muß. (XX; Fs)
[95] Doch besteht der Unterschied zwischen der substantiellen und der akzidentellen Form darin, daß sich aus der Verbindung der substantiellen Form und Materie, die beide für sich nicht selbständig existieren, das substantielle Sein ergibt. (XX; Fs)
[96] Dagegen ist bei der akzidentellen Form das, was zu ihr hinzukommt, schon eine Substanz, die für sich selbständig existiert und dem Akzidens vorhergeht. Daher verursacht die Verbindung des Akzidens mit dem Subjekt, der Substanz, kein substantielles Sein, sondern nur ein akzidentelles. (XXf; Fs)
[97] Ferner ergibt die Verbindung kein an sich Eines, sondern nur ein akzidentelles, auch keine Wesenheit. Das Akzidens ist also weder selbst eine vollständige Wesenheit, noch Teil einer solchen, und weil selber nur ein unvollkommenes Seiendes, hat es auch nur eine unvollkommene Wesenheit. (XXI; Fs)
[98] Die Substanz ist Ursache für die Akzidenzien an ihr, und zwar (XXI; Fs)
[99] durch die Materie und Formursache. (XXI; Fs)
[100] Daher gibt es Akzidenzien, die von der Form, und solche (XXI; Fs)
[101], die von der Materie abhängen, sei es durch deren Zuordnung zur Form in spezifischem oder in allgemeinem (genetischem) Sinne. (XXI; Fs)
[102] Die der Materie folgenden Akzidenzien sind individuelle, (XXI; Fs)
[103] die der Form folgenden dagegen gehören zur Art (Species) oder Gattung. (XXI; Fs)
[104] Diese Akzidenzien sind teils aus der Form selbst bewirkt, teils nur geeignet, Wirkungen von einer äußeren Ursache aufzunehmen. (XXI; Fs)
[105] Was die Definition der Akzidenzien angeht, so fällt die Gattung der konkret verstandenen Akzidenzien (z.B. des Weißen), zusammen mit ihrem Subjekt, in die Substanz-Kategorie. (XXI; Fs)
[106] Nur die der abstrakt verstandenen Akzidenzien (z.B. der Weiße) fällt in die betreffende Akzidens-Kategorie. (XXI; Fs)
[107] Bei den Akzidenzien im abstrakten Sinne wird die Gattung (anders als bei der Definition der Substanzen) nicht aus der Materie, sondern aus der kategorialen Seinsweise des betreffenden Akzidens gewonnen und (XXI; Fs)
[108] der Artunterschied nicht aus der Form, sondern aus dem Subjekt (das hier für die Ursache steht). (XXI; Fs)
[109] Wenn aber die Akzidenzien in konkretem Sinne verstanden werden, verhält es sich umgekehrt: Dann nimmt das Subjekt die Stelle der Gattung ein (während die kategoriale Seinsweise des Akzidens den Artunterschied ergibt). (XXI; Fs)
[110] Ähnlich verhält es sich, wenn ein Akzidens eines Akzidens definiert wird. (Dann fällt das zugrundeliegende Akzidens als Konkretes wieder in die Substanz-Kategorie und macht die Gattung in der Definition aus.) (XXI; Fs)
[111] Wo die Ursache der Akzidenzien nicht bekannt ist, muß man die Artunterschiede aus den Wirkungen (der unbekannten Ursachen) gewinnen. [112] Schlußbemerkung. (XXIf; Fs)

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