Datenbank/Lektüre


Autor: Amerio, Romano

Buch: Iota Unum

Titel: Iota Unum

Stichwort: Eucharistie; Institutio generalis Missalis Romani, Artikel 7 (Paul VI): Messe keine Opferhandlung mehr, vollzogen in persona Christi -> reine Gedächtnisfeier

Kurzinhalt: Die Erneuerung des Opfers, nach überlieferter Lehre ein Vollzug im wahren und eigentlichen Sinne, wird hier zur methaphorischen und nur noch an es erinnernden... Nicht der einzelne Priester, sondern die Gemeinschaft als Ganzes setzt Christus gegenwärtig.

Textausschnitt: 273. Analyse des Artikels 7

587a Die Analyse der Definition offenbart sogleich die doktrinale Veränderung. Bis zum II. Vatikanum definierten alle Theologien und alle Katechismen die Messe als das wahre und angemessene Opfer, mit dem Christus durch die Verrichtung des Priesters dem Vater seinen Leib und sein Blut zur Vergebung unserer Sünden darbietet1. In der Institutio dagegen ist die Messe keine vom Priester in persona Christi vollzogene Opferhandlung mehr und wird einer Zusammenkunft gleichgesetzt: »Cena dominica sive Missa est (...) synaxis...«. Ich gehe hier nicht weiter auf das Novum des Terminus ein, der bei den Protestanten üblich, dem katholischen Volk jedoch völlig unbekannt ist. Was ich hervorheben möchte, ist die in der Satzaussage wahrnehmbare Ungereimtheit. Die Messe, eine Abfolge heiliger Handlungen, kann ihre Identität nicht in einer vereinigten oder zu vereinigenden Versammlung - etwas von ethischem Belang - finden. Sie läßt sich auch nicht darauf beschränken, daß des Herrn gedacht wird, weil das Gedenken eine in den intentionalen Bereich fallende Angelegenheit ist. Es stimmt zwar, daß Christus anordnete: »Dies tut zu meinem Gedächtnis« (Lk. 22,19 und 1. Kor. 11,24), aber das Gedächtnis folgt auf das Tun. Der Auftrag lautet nicht, sich dessen, was Christus getan, zu erinnern, sondern ebendies, was Christus getan, zu tun (hoc facite) und es in Erinnerung zu tun. Der Imperativ kommt mit dem Wort »tun« - nicht »gedenken« - zum Ausdruck. Bedeutsam ist im übrigen, daß im alten Missale alle Gedächtnis- und Vollzugsworte des Kanons unter der Rubrik infra actionem (im Laufe der Handlung) stehen. Die Messe ist eine wirkliche Handlung, und das Gedächtnis ist der gedankliche Bezug, an dem sich die wirkliche Handlung orientiert. Dennoch wird die Geltung der Messe als reine Gedächtnisfeier von den Bischöfen ganzer Nationen verkündigt. So heißt es beispielsweise in dem vom französischen Episkopat 1969 herausgegebenen und 1973 neu aufgelegten Missel des dimanches (Sonntagsmeßbuch) ausdrücklich, in der Messe »handelt es sich schlicht darum, das Gedächtnis an das eine, bereits vollzogene Opfer zu begehen«. Hier liegt wörtlich die Formel einer nuda commemoratio, eines bloßen Gedächtnisses vor, wie vom Tridentinischen Konzil, Session XXII, Lehrsatz 3, verurteilt. (Fs)

588a Die neuerungsfreudige Auffassung, die Artikel 7 der Institutio in Beschlag nimmt, versubjektiviert das Sakrament im Grunde. Verschweigt man nämlich die Transsubstantiation, dann verschweigt man damit auch die vom Subjektiven freie Grundlage des Sakraments. Alles löst sich in dem Begriff auf, den die Versammlung sich von ihrem Glauben macht. Die Erneuerung des Opfers, nach überlieferter Lehre ein Vollzug im wahren und eigentlichen Sinne, wird hier zur methaphorischen und nur noch an es erinnernden. Dieser eucharistische Subjektivismus hat allerdings gesellschaftlichen Charakter. Nicht der einzelne Priester, sondern die Gemeinschaft als Ganzes setzt Christus gegenwärtig. Es ist müßig anzumerken, daß Mt. 18,20, worauf in Artikel 7 verwiesen wird, sich auf die moralische Gegenwart Christi in der Kirche und nicht auf die wirkliche Gegenwart im Sakrament bezieht. (Fs) (notabene)

____________________________

Home Sitemap Lonergan/Literatur Grundkurs/Philosophie Artikel/Texte Datenbank/Lektüre Links/Aktuell/Galerie Impressum/Kontakt