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Autor: Amerio, Romano

Buch: Iota Unum

Titel: Iota Unum

Stichwort: Eucharistie; eucharistischer Kult außerhalb der Liturgie; geschichtliche Entwicklung der Glaubensüberzeugungen: Entfaltung d. Offenbarung; (Latrie, Monstranz)

Kurzinhalt: Die Eucharistie ist ja von einer unmittelbar auf den Erlösergott verweisenden Opferhandlung zu einer die brüderliche Agape feiernden Mahlzeremonie heruntergekommen ... Rückschritt ... das Unterlassen als Rückkehr zur älteren Tradition darzustellen.

Textausschnitt: 269. Der eucharistische Kult außerhalb der Liturgie

579a Daß der als Latrie vollzogene eucharistische Kult im Schwinden begriffen ist, zeigt sich sowohl bei der liturgischen Zelebration, weil das Sakrament ohne wirkliche Anbetung empfangen wird, als auch außerhalb derselben, weil die Verehrung des Allerheiligsten, die Besuche, die feierlichen Aussetzungen, das vierzigstündige Gebet, die Sühneandachten heute außer Gebrauch gekommen sind und fast wie Fehlentwicklungen gemieden werden. Obwohl 1965 Mysterium fidei und 1967 die Instruktion Eucharisticum mysterium die öffentliche Verehrung des Sakraments nachdrücklich empfohlen hatten, und ebenso dessen private Verehrung außerhalb der Messe, um die auf die Messe zentrierte christliche Frömmigkeit noch zu erweitern, griff die Abneigung gegen diesen Kult rasch um sich. Dies wurde gefördert durch die theologischen Abweichungen und geduldet vom Episkopat, der wie üblich klein beigab. Johannes Paul II. hielt es für richtig, in seinem 1980 an alle Bischöfe ergangenen Brief Dominicae cenae um Verzeihung zu bitten »für all das, was infolge der manchmal voreingenommenen, einseitigen, abwegigen Ausführung der Vorschriften des II. Vatikanum im Hinblick auf die Interpretation der Lehre und die diesem großen Sakrament gebührende Verehrung Skandal und Unbehagen erregt haben könnte«. Wenn der Papst dem Internationalen Eucharistischen Kongreß von Lourdes 1981 als Geschenk nicht etwa einen Kelch mit Patene zukommen ließ, sondern eine Monstranz, d.h. ein Gerät, das für den Kult des Allerheiligsten - und dies nicht im Rahmen der Messe - verwendet wird, so geschah dies, um der auch auf dem vorbereitenden Symposium in Toulouse mißbilligten Fehlentwicklung abzuhelfen1. (Fs)

579b Diese Unterlassung der Adoration inner- und außerhalb der Messe ist gewiß eine Folge der Aushöhlung der eucharistischen Substanz. Die Eucharistie ist ja von einer unmittelbar auf den Erlösergott verweisenden Opferhandlung zu einer die brüderliche Agape feiernden Mahlzeremonie heruntergekommen. Es bedeutet aber auch einen Rückschritt, versucht man doch, das Unterlassen als Rückkehr zur älteren Tradition darzustellen. Gesichert ist jedenfalls, daß bis zum 11. Jahrhundert die Aufbewahrung der Eucharistie (übrigens wie heute üblich) den Hauptzweck hatte, Kranken und Sterbenden die Kommunion zu erteilen. Allerdings kann dieser Hauptzweck nichts an dem ändern, was das Mysterium vor allem ausmacht, der Anbetungswürdigkeit nämlich. Und man darf die Kirche nicht auf eine weniger entwickelte Stufe ihrer Glaubenserkenntnis und der entsprechenden Praxis des Gottesvolkes zurückversetzen2. Wie wir bereits festgestellt haben, führt die geschichtliche Entwicklung der Glaubensüberzeugungen und der Frömmigkeit zu einer tieferen Erkenntnis des Geoffenbarten. Wenn man nun die Grundregel der Entwicklung ablehnt, indem statt der - unveränderlichen - Prinzipien ein Entwicklungsstadium zur Richtschnur gemacht und in ihm der lebendige Fortgang der Kirche zum Stehen gebracht wird, so beseitigt man zum größten Teil die Theorie und Praktizierung der christlichen Dogmen, die heute weitaus entfalteter sind als am Anfang des Glaubens und in den Zeiten zwischendurch. (Fs)

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