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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: Kommentar zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Stichwort: Kommentar zu F1_075a1; menschl Seele - Engel; Thomas: 2 Gründe, weshalb sie nicht zur selben Art gehören (Erkennen, Individuation); Origenes

Kurzinhalt: Origenes (+ 254) hatte gelehrt, Engel und Menschenseelen seien ursprünglich gleichartig gewesen ... Thomas gibt zwei Gründe an, weshalb Engel und Menschenseele nicht zur selben Art gehören können, freilich ohne die Gründe weiter zu entwickeln:

Textausschnitt: 7. ARTIKEL -- Menschenseele und Engel nicht von derselben Art

485a Die Selbständigkeit und die sie begründende übersinnliche Erkenntnisweise, die die menschliche Seele besitzt, legt es nahe, letztere mit den körperlosen Wesen, den Engeln, in Vergleich zu setzen. Die Engel, deren Dasein der Glaube lehrt, sind vollselbständige Wesen, "getrennt bestehende", d. h. in keiner Wesensbeziehung zum Körper stehende Formen. (Fs)
485b Origenes (+ 254) hatte gelehrt, Engel und Menschenseelen seien ursprünglich gleichartig gewesen; erst auf ihre freie Willensentscheidung für oder gegen Gott hin seien, je nach dem Grade ihrer Hinkehr zu Gott oder ihrer Abkehr von Ihm, verschiedene Arten verstandbegabter Wesen, Engel und Menschenseelen, entstanden (vgl. 47, 2: Bd. 4). (Fs)

485c Thomas gibt zwei Gründe an, weshalb Engel und Menschenseele nicht zur selben Art gehören können, freilich ohne die Gründe weiter zu entwickeln: den einen im 'Anderseits', wo er auf die Verschiedenheit der beiden eigentümlichen Verstandestätigkeit hinweist, die nach dem Grundsatz, daß das Tätigsein sich nach dem Sein richtet, auf eine Verschiedenheit in der Artnatur beider schließen läßt. Der Verstand des Engels sammelt seine Erkenntnisse von Gott nicht wie der Verstand des Menschen aus den sinnfälligen Dingen, sondern erkennt Gott natürlicherweise mittels seiner eigenen Substanz (vgl. 56, 3: Bd. 4). Der andere Grund ist in der Antwort enthalten, gilt aber geradeswegs für die Artverschiedenheit der einzelnen "getrennt bestehenden" Formen und nur nebenbei für die Artverschiedenheit des Engels und der menschlichen Seele. Da Thomas auch hier wieder die von ihm bereits im 5. Art. zurückgewiesene Ansicht der Franziskanerschule von der Zusammensetzung der körperlosen Wesen aus Form und Stofl berücksichtigt, spricht er zunächst vom körperlosen Wesen, das diese Zusammensetzung nicht hat, sondern einfach Form ist. Weil dieser Form der Untergrund, der Stoff fehlt, durch den allein nach seiner Lehre eine zahlenmäßige Vervielfältigung der Formen unter Beibehaltung derselben Art möglich ist, ist sie notwendig die einzige ihrer Art. Die Form, die ganz allgemein das ist, wodurch ein Wesen das ist, was es ist, ist eben der Grund der Artbestimmtheit; Veränderungen an der Form verändern die Art. Sind daher viele reine Formen, so sind sie artlich verschieden. Sie unterscheiden sich durch sich selbst; jede ist eine Art für sich, die einzige Verwirklichung ihrer Art. Anders verhält es sich mit den Formen, die in den Stoff aufgenommen werden, wovon gleich die Rede sein wird. (Fs)

486a Weil seine Gegner trotz ihrer Ansicht von der Zusammensetzung der Geistwesen aus Form und Stoff neben seiner Lehre von der Unzerstörbarkeit auch die von der Artverschiedenheit der Engel und der Menschenseelen teilen, sucht Thomas sodann auch von deren Standpunkt aus seine Lehre zu begründen. Bildet nämlich, so sagt er, die Form den inneren Grund der stofflichen Verschiedenheit der zusammengesetzten Geistwesen, dann liegt — wie bei seiner eigenen Auffassung von der Einfachheit derselben — eine Verschiedenheit der Art vor: eben weil die Form der Grund der Artbestimmtheit ist. Wird aber der Stoff als der Grund der Verschiedenheit der Formen bezeichnet, so fehlt diesem, weil die geistigen Wesen auch nach Ansicht derer, die sie aus Form und Stoff zusammengesetzt sein lassen, keine Ausdehnung besitzen, gerade die Bestimmung, durch die allein der Stoff bei den körperlichen Dingen Grund der nur zahlenmäßigen Vervielfältigung derselben, unter Wahrung der artlichen Einheit, ist und sein kann: es fehlt dem Stoff (des Geistwesens) die Beziehung zur Ausdehnung, durch die er in der Körperwelt von jedem andern Stoff geschieden, d. h. selbst vereinzelt und so imstande ist, die in ihn aufgenommene Form und das ganze Wesen zahlenmäßig zu vereinzeln. Es fehlt somit den Geistwesen, auch wenn man sie aus Form und (unausgedehntem) Stoff zusammengesetzt sein läßt, der Grund einer rein zahlenmäßigen Vereinzelung, und folglich sind sie einzeln artlich verschieden. (Fs)

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