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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Wesen und Ausstattung des Menschen

Titel: Anmerkungen zu: Thomas Summa Thomasausgabe Band06

Stichwort: F1_076a5c, Ist es angemessen, daß die Verstandesseele mit einem solchen Körper vereint ist?; Verbindung: Seele - Leib (Begründung: Vestand angewiesen auf Sinne); Tastsinn als Grundsinn; Sinne - Hand, die das Wirkliche abtastet

Kurzinhalt: Im Tastsinn erleben wir am ursprünglichsten den seinsmäßigen Druck der Dinge auf unser leiblich-seelisches Subjekt ... Daß der Tastsinn der Ursinn ist, daß alle anderen Sinne eine Abwandlung des Tastsinnes sind: diese aristotelische Einsicht ...

Textausschnitt: [47] Zu S. 70.

Indem Thomas die Tatsache der Vereinigung der menschlichen Seele mit einem zu ihr passenden Körper dadurch begründet, daß er mit Aristoteles unser Verstandeserkennen auf die Sinne angewiesen sein läßt und unter den Sinnen den Tastsinn als den Grundsinn bezeichnet, enthüllt er nicht nur den Sinn der Verbindung der Seele mit dem Leib: der Leib ist das Werkzeug der auf der niedersten Stufe der Verstandeswesen stehenden menschlichen Seele, er lehrt damit auch die seinsmäßige Gegebenheit unserer Verstandesgegenstände, das Verankertsein unserer Verstandeserkenntnis in der körperlichen Außenwelt. "In der Sinneserkenntnis haben wir Menschen das Kriterium des realen Daseins. Wenn Aristoteles den Tastsinn in den Vordergrund stellt, so muß dies als eine phänomenologische Leistung ersten Ranges gelten. Denn gerade der Tastsinn, dieser Grundsinn nach Aristoteles und Thomas von Aquin, ist die Empfindung für Druck und Widerstand, mithin in besonderer Weise das Erlebnis des Leidens, des von außen Verändertwerdens. Im Tastsinn erleben wir am ursprünglichsten den seinsmäßigen Druck der Dinge auf unser leiblich-seelisches Subjekt ... Daß der Tastsinn der Ursinn ist, daß alle anderen Sinne eine Abwandlung des Tastsinnes sind: diese aristotelische Einsicht ist durch die moderne Sinnes-Physiologie in vielfacher Weise bestätigt worden. So wird die reale existierende Welt gewissermaßen abgetastet. Die grundlegende Bedeutung des Tastsinnes als der Druck- und Widerstandsempfindung für die menschliche Erkenntnis überhaupt spricht Thomas im Anschluß an Aristoteles (De An., II 9) folgendermaßen aus: '... Unter allen Lebewesen besitzt der Mensch den höchstentwickelten Tastsinn ...' [siehe den letzten Abschnitt der Antwort]. Im selben Artikel (ad 4) findet sich das aristotelische Wort von der Hand als dem organum organorum. Alle Sinneswerkzeuge sind Abwandlungen der erfassenden Hand, die das Wirkliche abtastet, und die Leistung hängt vom Fingerspitzengefühl ab" (G. Söhngen, Sein und Gegenstand, S. 131 f.).

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