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Autor: Biffi, Giacomo

Buch: Sehnsucht nach dem Heil

Titel: Sehnsucht nach dem Heil

Stichwort: Das Böse; Jesus, Satan, Teufel; Bibel, Schrifttexte: AT: Schlange, Buch d. Weisheit, Sacharja; NT: Wüste, Vater d. Lüge (Joh 8,44), Paulus, Offenbarund (Satans Niederlage)

Kurzinhalt: ... daß das Böse in der Heiligen Schrift keine blinde und gesichtslose Macht ist, sondern immer einen personalen Ursprung hat... beginnt die Bibel mit der Darstellung des Bösen an seinem Ursprung (Gen 3); sie schließt mit der Beschreibung des Bösen ...

Textausschnitt: III. EXCURSUS ÜBER DEN TEUFEL

222a Als getreue Deuter der Offenbarung dürfen wir nicht außer Acht lassen, daß das Böse in der Heiligen Schrift keine blinde und gesichtslose Macht ist, sondern immer einen personalen Ursprung hat. Hinter dem Bösen steht immer die unheimliche Gestalt des Teufels, das heißt des "Widersachers". (Fs)

Das Argument der Schlange

Die Erzählung der Genesis zeigt uns, daß Leiden und Sünde aus der freien und unsinnigen Entscheidung der Stammeltern entstanden sind, aber auf Grund der Anstiftung durch ein anderes Wesen, das schon alle Merkmale zeigt, die die nachfolgende Offenbarung dem Teufel zuschreiben wird: den Willen zur Versuchung, die Neigung zur Lüge, die Absicht, in den Tod zu treiben. Im Buch der Weisheit wird die Schlange der Genesis ganz klar mit dem Teufel identifiziert: "Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt" (Weish 2,24); ebenso von Jesus selbst: "Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge" (Joh 8,44); und von der Geheimen Offenbarung: "der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt" (Offb 12,9). (Fs)

Das Argument des Anklägers

222b In den Prophetien von Sacharja (gegen 520) erscheint der Satan als abtrünniger Engel, dem es gefällt, die Gerechten bei Gott anzuklagen: "Der Satan aber stand rechts von Jeschua, um ihn anzuklagen" (Sach 3,1), und dieselbe Rolle spielt er im Buch Ijob (Ijob 1-2). Diese Beschreibungen dienen dazu, die Bosheit dieser Gestalt hervorzuheben, denn nach Meinung der Alten gibt es nichts Niederträchtigeres als eine unwahre Anklage vor Gericht gegen einen Unschuldigen. (Fs)

Im ganzen Alten Testament erscheint Satan mit denselben Merkmalen und immer mit dem Ziel, zum Bösen und zum Untergang hin zu drängen. Zum Beispiel treibt er David zur Volkszählung an (1 Chr 21,1). (Fs)

Jesus und der Teufel

223a Jesus vergißt nie die Existenz dieser unheimlichen Gestalt. Seine Sendung beginnt sogar mit der verblüffenden Szene des Teufels, der den Menschensohn in der Wüste versucht und abgewiesen wird, gleichsam in Erinnerung und Gegenüberstellung zur ersten unglückseligen Versuchung im Paradies (vgl. Mt 4,1-11). Der Teufel ist der Protagonist des herrlichen Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen, in dem vielleicht das Geheimnis des Bösen in der Welt am deutlichsten dargestellt wird: "Der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel" (Mt 13,39). (Fs)

Jesus will, daß seine Jünger bitten, von diesem Feind befreit zu werden: "rette uns vor dem Bösen" (Mt 6,13: apo tou ponErou). Christus nennt den Teufel sogar "Herrscher dieser Welt" (Joh 12,31; 14,30; 16,11), und die apostolische Sendung wird als Kampf aufgefaßt mit dem Ziel, ihn von seinem Thron zu stürzen: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen" (Lk 10,18). Die Stunde des Leidens wird als höchste Entfesselung dieser finsteren Macht gesehen: "Das ist eure Stunde, jetzt hat die Finsternis die Macht" (Lk 22,53). (Fs)

Satans Niederlage

Zum Glück sagt uns die Offenbarung auch, daß diese niederträchtige Persönlichkeit (die von der Schrift nie als ein "Gott des Bösen", sondern als ein abtrünniges Geschöpf dargestellt wird) zum vollständigen und endgültigen Untergang bestimmt ist. Nach Jesu Lehre wird "der König" am Weltende zu den Bösen sagen: "Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist (Mt 25,41). (Fs)

223b Paulus schreibt an die Römer: "Der Gott des Friedens wird den Satan bald zertreten und unter eure Füße legen" (Röm 16,20). Die Offenbarung beschreibt sehr anschaulich die letzte Auflehnung und die endgültige Niederlage der dämonischen Kräfte: "Und der Teufel, ihr Verführer, wurde in den See von brennendem Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind. Tag und Nacht werden sie gequält, in alle Ewigkeit" (Offb 20,10). (Fs)

224a Wie man sieht, beginnt die Bibel mit der Darstellung des Bösen an seinem Ursprung (Gen 3); sie schließt mit der Beschreibung des Bösen und seiner Niederlage; einer Niederlage, die schon im Gange ist durch den Tod und die Auferstehung des Herrn, die aber daraufwartet, vollendet und offenbar gemacht zu werden, wenn Christus kommen wird, "die Lebendigen und die Toten zu richten" und damit die menschliche Geschichte, dieses Leben in Sünde und Mühsal, besiegeln wird. (Fs)

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