Autor: Biffi, Giacomo Buch: Sehnsucht nach dem Heil Titel: Sehnsucht nach dem Heil Stichwort: Christus - Haupt der Kirche (kephale); Pfingsten als ständiges Ereignis Heiliger Geist); Wunder der Heiligung und der Heiligkeit der Kirche Kurzinhalt: ... die objektive und subjektive Heiligkeit, die unter dem Himmel durch dieses unablässige Pfingstereignis fortdauert und eine lebendige Einheit bildet, stellt das Wunder der Kirche dar, Textausschnitt: III. DAS HAUPT
Vorbemerkung
67b
1. Bisher haben wir festgestellt, daß die "weltlichen" Stimmen mit der Stimme, die durch den Mund des Petrus aus der Offenbarung des Vaters kommt, unvereinbar sind. Wir haben die verschiedenen kulturellen Götzen ausgeräumt, die sich in den geheimsten Falten des Gewissens verbergen und die wahre Erkenntnis Christi beeinträchtigen. An diesem Punkt sind alle Kräfte des Geistes angespannt, um zu verstehen, was es für mein Leben und meine existentielle Entwicklung bedeutet, wenn ich Jesus von Nazaret als den einen Herrn und Erlöser erkenne, welche Tragweite und möglichen Implikationen es hat. (Fs) (notabene)
Er ist der Messias: Er ist derjenige, der mir gesandt wurde, der aus dem Geheimnis Gottes zu mir gekommen ist, um alle meine Erwartungen zu erfüllen, sich als Antwort auf meine unerschöpflichen Fragen anzubieten und meine quälenden Zweifel durch sein Licht, seine Einfachheit und Sicherheit zu zertreuen. (Fs)
Er ist der Lebendige, der durch seine Auferstehung die Schranke des Todes durchbrochen hat, die meinen Lebensweg hemmt und grausam unterbricht. So gibt er mir die Möglichkeit zu hoffen, das heißt, ohne Angst in die Zukunft zu blicken. (Fs)
67c Er ist der Sohn des Ewigen, der meine Natur angenommen hat. Dadurch hat er mir die Würde der lebendigen Gottesebenbildlichkeit zurückerstattet und für immer mein Menschsein, das noch dem Druck der Mächte des Bösen ausgesetzt ist, mit der glückseligen und unantastbaren Wirklichkeit Gottes verbunden. Er ist der Menschensohn. Er hat bis zum Kreuzestod heroisch ja gesagt zum Willen des Vaters und zu seinem absoluten Anspruch der Gerechtigkeit und dadurch Adams "Nein" der Auflehnung überschritten und besiegt. (Fs)
68
2. Wie man sieht, verleitet diese Meditation spontan dazu, in der ersten Person Einzahl zu sprechen, denn gerade mein Personsein in seiner unverkürzbaren Individualität fühlt sich von Jesus von Nazaret, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, aufgerufen, erfaßt und einbezogen. Wenn er der Messias ist, ist er für mich Messias. Wenn er der Herr ist, ist er mein Herr. Wenn er der Erlöser ist, geht es um meine Erlösung. Ich bin nicht der Zuschauer eines fremden Schicksals, ich spiele die Hauptrolle. (Fs)
Aber die Offenbarung der Einzigkeit Christi und der Einmaligkeit des von ihm gewirkten Heils sagt mir, daß das, was für mich gilt, für alle Geltung hat. Wenn er der Eine ist, dann ist die von ihm gewirkte Erlösung universell. Wenn es niemand andern gibt, der Rettung bringt, müssen alle in ihm gerettet werden. Wenn er der einzige ist, der die Wahrheit und die Verbundenheit mit den Geschöpfen erlangen und sie erneuern kann, steht ihm natürlicherweise alles offen, ist alles von Anfang an mit ihm verbunden und auf ihn hingeordnet. Wenn er es ist, der der Wirklichkeit Bedeutung, Sinn und Beständigkeit verleiht, darf nichts von ihm getrennt gesehen werden, weil wir es sonst verzerrt wahrnehmen. Was von ihm getrennt wird, verliert an Kraft, geht verloren. (Fs)
68b Der Apostel Paulus drückt diesen Grundbegriff der christlichen Sicht dadurch aus, daß er das Bild des "Hauptes" verwendet: Christus ist das "Haupt" (HE kephalE) der Kirche und zuvor noch das "Haupt" des geschaffenen Universums (Kol 1,18). "Christus, das Haupt", ist Gegenstand dieser Betrachtung. Wir wollen ihn zunächst für sich allein und dann in einigen seiner vielfachen Wirkungen erforschen. (Fs) ____________________________
|