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Autor: Biffi, Giacomo

Buch: Sehnsucht nach dem Heil

Titel: Sehnsucht nach dem Heil

Stichwort: Erlösung, Erlöser? Bekenntnis d. Kirche; Heilstaten (wodurch E?): "Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt" (Röm 4,25)

Kurzinhalt: Alles ist also in Christus heilbringend: Er hat uns nicht durch das, was er getan hat, erlöst, sondern auch durch das, was er gesagt hat, ja durch das, was er ist.

Textausschnitt: B) Ihr aber, Apostel Christi, was haltet ihr von der Erlösung?

60b Die Antwort der Apostel Christi, das heißt der Kirche, ist einmütig und lautet völlig anders als die mannigfaltige Antwort der Welt. Das vom Evangelium verkündete Heil

- ist in erster Linie innere und transzendente Erlösung von der Unwahrheit und Bedeutungslosigkeit, von der Sünde und Knechtschaft der Sünde, vom Tod und von den irdischen Befindlichkeiten des Verfalls und der Sterblichkeit;

- ist Frucht der barmherzigen Liebe des Vaters, der sie allen zusichert, denn "er will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim 2,4);

- ist uns erlangt worden durch Jesus Christus, den Sohn Gottes, durch seinen Kreuzestod und seine Auferstehung, und sie kann uns von niemand anderem gegeben werden: "Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen" (Apg 4,12). (Fs)

60c Damit das Heil den einzelnen Menschen wirklich erreichen kann, ist es notwendig, daß er glaubt, das heißt, daß er mit seinem ganzen Wesen den Herrn Jesus aufnimmt, denn in Ihm vereinigt sich und verwirklicht sich der ganze Heilsplan des Vaters: "... wenn du mit deinem Mund bekennst: 'Jesus ist der Herr' und in deinem Herzen glaubst: 'Gott hat ihn von den Toten auferweckt', so wirst du gerettet werden" (Röm 10,9). (Fs)

61a Wenn wir nun das von Christus für alle Menschen gewirkte Heil etwas besser verstehen wollen, ist es nützlich, daß wir unsere Überlegungen in drei Fragen und drei entsprechende Antworten gliedern. (Fs)

1. Die Heilstaten

61b Die erste Frage lautet: Durch welche besondere Heilstat hat uns der Herr Jesus erlöst?
Hier ist zu sagen, daß uns eine erneute aufmerksame Lektüre der für unseren Glauben maßgeblichen Schriften des Neuen Testaments hilft, die gewohnte Lehre unserer Verkündigung und Katechese zu vervollständigen, nach der seit Jahrhunderten das Leiden und Sterben unseres Herrn die einzige Heilstat zu sein scheint. Denn die urchristliche Verkündigung bezeichnet ganz klar die Auferstehung als das entscheidende soteriologische Ereignis: "Der Gott unserer Väter" - sagt Petrus vor dem Hohen Rat - "hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und ermordet habt. Ihn hat Gott als Herrscher und Retter an seine rechte Seite erhoben, um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken" (Apg 5,30-31). Oder, besser, die beiden Aspekte des einen Ostergeheimnisses werden in den ältesten Glaubensformeln als die eine Heilsquelle angegeben: "Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt" (Röm 4,25). Ja, wenn man die Evangeliumsberichte aufmerksam liest, stellt man fest, daß auch die vielen Wunderzeichen, von denen erzählt wird, nicht als willkürliche Manifestation von Zauberei und Kraftmeierei, sondern als Zeichen und angeldliche Wohltaten einer heilbringenden Gegenwart unter den Menschen gesehen werden. Selbst Christi Worte werden nicht als lehrhafte Erklärungen und Belehrungen (wie es bei den Lehren der Schriftgelehrten der Fall war), sondern als "Worte des ewigen Lebens" gehört, als das Licht, das die Knechtschaft der Finsternis durchbricht, als eine Offenbarung der Wahrheit, die uns frei macht. (Fs)

61c Sogar das Dasein unter den Menschen wird vor jedem Wort und jeder Tat in den Kindheitsevangelien als Ereignis des SotEr, d. h. des Retters bekräftigt. Und der Prolog des vierten Evangeliums sieht die Erlösung der Menschheit schon in Gang gesetzt durch das Kommen des "Logos" in die Welt, das heißt des ewigen Wortes Gottes, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat (vgl. Joh 1,14). (Fs)

62a Alles ist also in Christus heilbringend: Er hat uns nicht durch das, was er getan hat, erlöst, sondern auch durch das, was er gesagt hat, ja durch das, was er ist. (Fs) (notabene)

Allerdings ist zu berücksichtigen, daß sein Heilswerk gerade durch die Lehre der Apostel eine Steigerung erfährt, bis es den Höhepunkt erreicht im Leiden und Sterben und in der Auferstehung und in seinem Eintritt in das himmlische Heiligtum, in das er - wie es im Brief an die Hebräer heißt - hineingegangen ist, um sein Opfer für uns darzubringen, "und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt" (Hebr 9,12). (Fs)

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