Autor: Hrsg. Brandmüller, Walter; Scheffczyk, Leo; Lochbrunner, Manfred Buch: Das eigentlich Katholische Titel: Das eigentlich Katholische Stichwort: Maria; AT: Bund zw. Gott und Volk im Bild der Ehe; Mulieris dignitatem; "marianisches" - "apostolisch-petrinisches" Profil (Prinzip)
Kurzinhalt: "Dieses marianische Profil ist ebenso - wenn nicht noch mehr - grundlegend und charakteristisch für die Kirche wie das apostolische und von Petrus geprägte Profil, mit dem es zutiefst verbunden ist ... In diesem Sinn geht die marianische Dimension ... Textausschnitt: 212b Als neue Eva zieht Maria die Kennzeichnungen auf sich, die für das Gottesvolk als Ganzes gelten: sie ist "Tochter" und "Mutter" Sion. Immerhin scheint bemerkenswert, daß schon im Alten Testament der Bund zwischen Gott und seinem Volk dargestellt wird im Bild der Ehe1: Gott erscheint im Bild des Bräutigams, das Volk im Symbol der Braut. Der Epheserbrief überträgt dieses Bild auf das Verhältnis zwischen Christus und der Kirche. Wenn die Kirche auf diese Weise symbolhaft als "weiblich" dargestellt wird, so zeigt sich darin ihre Hinordnung auf Christus, von dem sie das Heil empfängt. Die göttliche Initiative, die das Heil wirkt, zeigt sich dagegen im männlichen Bild des Bräutigams. (Fs)
213a Papst Johannes Paul II. erinnert an diese Typologie in seinem Schreiben zur Würde der Frau, Mulieris dignitatem.2 Dabei unterscheidet er im Anschluß an Hans Urs von Balthasar in der Kirche ein "marianisches" und ein "apostolisch-petrinisches" Profil.3 Für "Profil" setzt Balthasar gerne den Terminus "Prinzip". Das "apostolisch-petrinische Prinzip" steht für die Weihehierarchie, in der Christus als das Haupt der Kirche sich menschlich-konkret als wirksam erweist. Das "marianische Prinzip" dagegen bedeutet die Grundhaltungen des Christen, die sich im gemeinsamen Priestertum aller Getauften widerspiegeln. In den von Balthasar inspirierten Gedanken des Papstes heißt es:
"Dieses marianische Profil ist ebenso - wenn nicht noch mehr - grundlegend und charakteristisch für die Kirche wie das apostolische und von Petrus geprägte Profil, mit dem es zutiefst verbunden ist ... In diesem Sinn geht die marianische Dimension der Kirche der Petrusdimension voraus, wenn sie mit dieser auch eng verbunden ist und sie ergänzt. Maria, die Makellose, hat den Vortritt vor jedem anderen, selbstverständlich auch vor Petrus und den Aposteln: nicht nur, weil Petrus und die Apostel der unter der Sünde geborenen Schar des Menschengeschlechtes entstammen und zur Kirche gehören, die 'aus Sündern geheiligt ist', sondern auch, weil ihr dreifaches Amt auf nichts anderes hinzielt als darauf, die Kirche nach jenem Ideal der Heiligkeit zu formen, das in Maria bereits vorgeformt und vorgestaltet ist."4
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