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Autor: Hrsg. Brandmüller, Walter; Scheffczyk, Leo; Lochbrunner, Manfred

Buch: Das eigentlich Katholische

Titel: Das eigentlich Katholische

Stichwort: Eucharistie: Realpräsenz, Transfinalisation (Brot, Wein: anderer Sinnzusammenhang), Transsignifikation; Transsubstantiation

Kurzinhalt: ... erkennt man, daß Transfinalisation nur eine Änderung der Sicht oder der Bedeutung von Brot und Wein besagt - es ändert sich nur etwas im Menschen, aber nicht im objektiven Sein von Brot und Wein.

Textausschnitt: 197a Die Eucharistie ist ein Opfer in der Form des Mahles. Die Realpräsenz besagt die personale leibliche Gegenwart Christi unter den Gestalten von Brot und Wein. Diese Gegenwart suchte man in den letzten Jahrzehnten auch mit dem Begriff der Transfinalisation zu erläutern. Damit ist gemeint, daß Brot und Wein - nicht aufgrund eines menschlichen Entscheids, sondern aufgrund der Weisung Christi - nach dem Sprechen des Einsetzungsberichts in einen anderen Sinnzusammenhang gestellt und zu einem der Leib-Seele-Konstitution des Menschen angemessenen Zeichen für die geistige Gegenwart Jesu in der Gemeinde (Mt 18,20: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen") werden. Bei genauerer Hinsicht erkennt man, daß Transfinalisation nur eine Änderung der Sicht oder der Bedeutung von Brot und Wein besagt - es ändert sich nur etwas im Menschen, aber nicht im objektiven Sein von Brot und Wein. Unter diesen Voraussetzungen könnte man aber vor den eucharistischen Gestalten weder eine Kniebeuge machen noch sie anbeten; eine solche Denkweise spricht übrigens mehr von den Einsetzungs- als von den Wandlungsworten. Aber auch der Versuch, im Gegensatz zum Transfinalisationsmodell die objektive Wirklichkeit realistisch zu berücksichtigen und mit dem Begriff Transsignifikation/Zeichenumwandlung die eucharistische Wandlung zu erläutern, wobei allerdings dann Substanz als Sinn verstanden wird, kann nicht befriedigen. Denn einmal ist der Sinn von Leib Christi nicht der Leib Christi selbst. Zu diesem kann eine personale Beziehung bestehen - man denke an den Hymnus: Adoro te devote, latens deitas -, aber nie ist eine personale Beziehung zum Sinn des Leibes Christi möglich. Dann wird das Einmalige und Besondere der eucharistischen "Zeichenwandlung" nicht von der Zeichenwandlung bei den übrigen Sakramenten (Wasser-Taufwasser) abgehoben.1 Die Wandlung muß sich auf die Wirklichkeit von Brot und Wein selbst beziehen. Schon Paulus verlangt (vgl. 1 Kor 11,29), den Leib des Herrn vom natürlichen Brot zu unterscheiden, und in Joh 6 wird "Fleisch" gerade in antignostischer Frontstellung betont. Auch die Kirchenväter haben immer an eine Wandlung der objektiven Wirklichkeit gedacht. So ist nach wie vor der seit dem 12. Jahrhundert gebräuchliche und vom Konzil von Trient herausgehobene Begriff "Transsubstantiation" die angemessenste Bezeichnung. Dieser Begriff will nicht den Vorgang der Wandlung erfassen, sondern nur die wesentlichen Momente festhalten. Diese sind die Verwandlung des Wesens, wobei die Akzidentien, d.h. alles Sinnenhaft-Wahrnehmbare, bleiben. In der Eucharistie sind "der Leib und das Blut zugleich mit der Seele und mit der Gottheit (Jesu Christi) enthalten" (DH 1651), und zwar kraft der Wandlungsworte. (Fs) (notabene)

Kommentar (01.12.10): Von der Transsubstantiation her lässt sich einfach die "Jungfrauengeburt" entstehen.

198a Aufgrund dieser wunderbaren Wandlung der inneren Wirklichkeit gelangt nicht nur der einzelne Gläubige in eine tiefe personale Einheit mit Jesus Christus, sondern werden auch die einzelnen Glieder des Leibes Christi untereinander zu einem Leib verbunden und aufgebaut. So schreibt der Apostel Paulus (1 Kor 10,16f): "Das Brot, das wir brechen, ist es nicht Teilhabe am Leib Christi? Weil es ein Brot ist, sind wir ein Leib als die Vielen; denn wir nehmen alle teil an dem einen Brot." Wenn zwei oder viele mit einem dritten eins sind, sind sie in dem dritten auch unter sich eins. So bildet die Eucharistie das Band der Einheit, das die Kirche zusammenhält. (Fs)

199a Nichts unterstreicht mehr den Glauben an die Realpräsenz als die eucharistische Anbetung. Die Anbetung außerhalb der hl. Messe bzw. unabhängig vom Kommunionempfang beginnt im 12. Jahrhundert, als die Gegenwart Christi immer mehr bedacht wurde. Allerdings stellte sich Augustin bei der Erläuterung von Ps 98,82 die Frage, was wir hier auf Erden anbeten sollen, da man nur Gott anbeten dürfe. Hier auf Erden, so stellt er fest, dürfe man nur Jesus Christus anbeten, der "Fleisch von der Erde ist und Fleisch vom Fleisch Mariens angenommen hat. Und weil er hier im Fleisch wirklich gewandelt ist und dieses Fleisch zum Heil uns zum Essen gegeben hat. Niemand aber ißt dieses Fleisch, ohne es vorher anzubeten: Gefunden ist also, wie angebetet werden soll..." In ähnlicher Weise sagt auch Theodoret von Cyrus (+ 453) im Zusammenhang mit der christologischen Frage, daß die eucharistischen Gestalten "angebetet werden, da sie jenes sind, als die sie geglaubt werden"3. (Fs)

199b Der bekannte evangelische Theologe Adolf von Harnack behandelte im Jahr 1891 die für einen selbstbewußten Protestanten überraschende Frage, "Was wir von der Römischen Kirche lernen und nicht lernen sollen"4. Er nennt u.a. den Wert der Beichte, als erstes aber das "Moment der Anbetung", ohne die das Christentum formelhaft und schal wird.5 Wo und wie allerdings diese Anbetung geschehen soll, kann Harnack - im Gegensatz zu Augustin - nicht sagen, denn er glaubte weder an die Gottheit Jesu Christi noch an die Realpräsenz. Ohne die Anbetung Christi in der Eucharistie wird Anbetung nur zum Ausdruck gefühlsmäßigen Überschwangs wie: Ich bete an die Macht der Liebe; letztlich fehlt aber der Zielpunkt der Anbetung. (Fs)

200a Anbetung, wie wir sie jetzt schon zusammen mit den Engeln der Präfation zufolge darbringen, bedeutet Lobpreis und Bejahung des Schöpfers und Erlösers, der die Schöpfung gut gemacht und nach der Sünde wieder hergestellt hat. Diese Anbetung, die alles gutheißt, ist ein freudiger Lobpreis. Sie findet ihren Konzentrationspunkt im aktuellen Vollzug der Eucharistie und in der eucharistischen Anbetung. Würde diese Anbetung in der Kirche wieder gelingen, wären der Ungeist des Kritischen und die Anklagementalität überwunden, denn Anbetung ist grundsätzliche und frohe Bejahung. (Fs)

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