Autor: Sala, Giovanni B. Buch: Kontroverse Theologie Titel: Kontroverse Theologie Stichwort: (eg: Seelsorgeraum, Pastoralassistent); Marginalisierung der Eucharistie; Übernatürlich, Gnade - aktionistisch, gremienhaft; Verprotestantisierung des Gemeindelebens
Kurzinhalt: So haben sich manche katholische Theologen daran gemacht, "die alten Vorstellungen von Kult und Priestertum zu lassen und eine zugleich biblische und moderne Kirche zu suchen, die sich entschlossen der Profanität stellte und allein nach funktionalen ...
Textausschnitt: 4. Marginalisierung der Eucharistie
161c "Das eucharistische Opfer", das nach dem II. Vatikanischen Konzil "der Quell und der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens"1 sein soll, wird durch die Einführung außersakramentaler Leitungsstrukturen selber notgedrungen marginalisiert. Schon durch die Erhebung Nichtgeweihter in die Gemeindeleitung wird ein eindeutiges theologisches Signal gesetzt; konkret aber wird dadurch, daß der das Sakrament gewissermaßen verkörpernde Priester nun auch strukturell und offiziell auf ein zweites, "nebenamtliches" Gleis verwiesen wird und so noch seltener in der Gemeinde sichtbar ist, die Eucharistie aus dem Mittelpunkt des Gemeindelebens weggerückt. (Fs)
162a Zudem wird der leitungsbevollmächtigte Laie in seiner alltäglichen Pastoral den Schwerpunkt ganz gewiß nicht auf Dimensionen legen, in die er wesensmäßig nicht eindringen kann. Oder man proklamiert - wie in Holland und der Schweiz - ganz allgemein "das Recht der Gemeinde auf Eucharistie" und verlegt sich ganz auf derart gestaltete Wortgottesdienste mit Kommunionausteilung, bei denen der Unterschied zum sakramentalen Meßopfer kaum noch sichtbar wird, so daß die Gläubigen sich daran gewöhnen und mit solchen Formen Vorlieb nehmen, deren äußerer Unterschied zum eigentlichen Meßopfer ohnehin nicht recht augenfällig ist. Wen wundert es da, wenn der Sinn für die Heilige Messe und das Bedürfnis nach ihr auf diese Weise schließlich abhanden kommt?
162b Es ist unwahrscheinlich, daß ein solcher "Laienpfarrer" die tatsächliche Bedeutung des Sakramentalen in seiner Arbeit gebührend unterstreichen und auch die Auslegung der Hl. Schrift in die im Kontext des Sakramentes geschehende Verkündigung hineinstellen wird. Er wird vielmehr vor allem das tun, was er persönlich kann und wozu er von seiner privaten Kompetenz her am begabtesten ist. Daher ist wohl zu erwarten - und die Erfahrung bestätigt es ja schon -, daß die Arbeit in den Pfarrgemeinden noch unspiritueller, aktionistischer und vor allem gremienhafter werden wird. Das Übernatürliche, das gerade durch das Sakrament zur wirksamen Mitte und zugleich konkreten Realität der Ortskirche wird, das "Mystische" und "Marianische" am katholischen Christentum und die aus der Kraft des Sakramentes herkommende Atmosphäre des Heiligen wird schließlich verdunsten2. (Fs)
162c Statt dessen kommt es zu einer progressiven Verprotestantisierung des Gemeindelebens. Nach reformatorischem Verständnis beruht das neue Gottesverhältnis des Christen ausschließlich auf Verheißung und Gnade, die im strikten Gegensatz zu Kult und Priestertum gesehen werden. Hier gibt es die strenge Antithese von Kult und tätiger Liebe, Gesetz und Evangelium, Priester- und Prophetentum. J. Ratzinger schreibt dazu: "Dieser hermeneutische Entscheid Luthers hat die moderne kritische Exegese von ihrem Grund her geprägt."3 So haben sich manche katholische Theologen daran gemacht, "die alten Vorstellungen von Kult und Priestertum zu lassen und eine zugleich biblische und moderne Kirche zu suchen, die sich entschlossen der Profanität stellte und allein nach funktionalen Gesichtspunkten zu ordnen sein würde"4. Mit einer rein funktional bestimmten Sicht des Amtes nähern wir uns gerade den allerungünstigsten Auswirkungen des Protestantismus, unter denen viele evangelische Christen heute selber leiden, und die die evangelische Kirche, jedenfalls in unseren Breiten, nahezu an den Rand des Ruins gebracht haben. (Fs) (notabene)
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