Autor: Dawson, Christopher Buch: Gestaltungskräfte der Weltgeschichte Titel: Gestaltungskräfte der Weltgeschichte Stichwort: Geschichte; Haltung des Christen in einer sich verändernden Welt Kurzinhalt: Das mag eine merkwürdige Geschichtsphilosophie sein, aber es ist die authentische Philosophie Christi, und wenn wir in der Erwartung dieser Dinge die Köpfe hängenlassen anstatt sie zu erheben, so zeigt es, daß irgend etwas in unserer Haltung nicht ... Textausschnitt: 299b Die menschliche Gesellschaft befindet sich heute in einem Zustand raschen Wandels. Aus den alten Formen der Politik und des Rechtes entweicht das Leben und eine neue Gemeinschaft ist im Werden, deren Entstehung eine neue Epoche für die Gesellschaft bedeutet. Es ist nicht Sache der Kirche, diesen Wandel aufzuhalten; sie könnte es auch gar nicht, selbst wenn sie es wollte. Aber sie kann auch nicht auf ihre Hauptaufgabe verzichten, die unter den neuen Umständen die gleiche bleibt wie früher. Die neuen Formen der Gesellschaft bieten neue Möglichkeiten - neue Gelegenheiten für das Wirken der Gnade. (Fs)
299c Wir sind vielleicht zu sehr geneigt, die Richtlinien unseres Handelns von oben zu erwarten, aber die Initiative muß vorwiegend aus der spontanen persönlichen Reaktion des Einzelnen auf die augenblicklichen Umstände kommen. Selbst in der natürlichen Sphäre wissen die Staatsmänner und Organisatoren nicht, was der nächste Tag bringen wird. (Fs)
Aber diese Unsicherheit und Unberechenbarkeit, die auf den Staatsmann, der sich nur mit der Erzielung irdischer Erfolge befaßt, unfehlbar entmutigend wirken muß, sollte für den Christen, der in dem Ende der Geschichte eine Morgenröte und keine Nacht sieht, nicht von übermäßiger Bedeutung sein. (Fs)
299d Wenn Christus von der Zukunft sprach, erweckte er in seinen Jüngern keine optimistischen Hoffnungen, keine Aussichten auf einen sozialen Fortschritt. Er schilderte alle Dinge, die wir heute fürchten und noch mehr: Kriege, Verfolgungen, Katastrophen und die Not der Völker. Aber seltsamerweise verwendete er diese Vorhersage des Unheils als Anlaß zur Hoffnung. "Wenn ihr diese Dinge seht, dann richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn eure Erlösung ist nahe." (Fs) (notabene)
300a Das mag eine merkwürdige Geschichtsphilosophie sein, aber es ist die authentische Philosophie Christi, und wenn wir in der Erwartung dieser Dinge die Köpfe hängenlassen anstatt sie zu erheben, so zeigt es, daß irgend etwas in unserer Haltung nicht stimmt. Ich weiß, daß wir dazu neigen, zu sagen, dies alles beziehe sich nicht auf uns, sondern auf das Ende der Welt. Aber für den Christen geht die Welt immer zu Ende und jede geschichtliche Krise ist sozusagen eine Probe dessen, was eintreten wird. (Fs)
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