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Autor: May, Georg

Buch: Die Ökumenismusfalle

Titel: Die Ökumenismusfalle

Stichwort: Luther, Protestantismus; Sakramente: Weihe; Amt, Funktion; Sukzession

Kurzinhalt: Die EKD hat in ihrer Erklärung zum Ökumenischen Kirchentag eindeutig gesagt, daß die Ordination "keine Weihe" ist ... Das heißt: Das "Amt" ist nur eine Funktion, nicht ein Sakrament.

Textausschnitt: 3. Weihe

85a Die katholische Kirche bekennt das (dreifach gestufte) Sakrament der Weihe1. Sein Spender ist der konsekrierte Bischof, sein Empfänger (nur) der getaufte Mann. Das Weihesakrament wirkt kraft seines Vollzugs. Der Empfänger der Weihe wird ontologisch verwandelt und Christus verähnlicht. Er empfängt bleibende Vollmachten, die Nichtgeweihten versagt bleiben. Bischöfe und Priester handeln "in der Person Christi des Hauptes"2. (Fs)

86a Der Protestantismus kennt keinen Priester, der in der Person Christi spricht und handelt, bekämpft vielmehr diese Lehre als irrig und verwerflich; durch das hierarchische Weiheamt werde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Kirche aufgerichtet, die dem Willen Christi widerspreche3. In Wahrheit wird hier dem Willen des Herrn Genüge geleistet, der das Amt der Apostel begründet hat, um ihnen Anteil an seinem Heilswirken zu geben. Prinzipiell vermag nach protestantischer Ansicht jeder Getaufte, was nach katholischer Lehre den Priestern, den Bischöfen und dem Papst zusteht. Das Predigtamt ist allen Getauften anvertraut. Lediglich um der guten Ordnung willen werden einige zu "Dienern des Wortes" bestellt. Die EKD hat in ihrer Erklärung zum Ökumenischen Kirchentag eindeutig gesagt, daß die Ordination "keine Weihe" ist, "die eine besondere Fähigkeit im Blick auf das Abendmahl und seine Elemente vermittelt. Jeder Christenmensch könnte die Feier leiten und die Einsetzungsworte sprechen." Das heißt: Das "Amt" ist nur eine Funktion, nicht ein Sakrament. Allerdings tut der Protestantismus aus Gründen der Konkurrenz und des Prestiges einiges, um den wesentlichen Unterschied zwischen dem katholischen Priester und dem protestantischen Religionsdiener äußerlich und in der Öffentlichkeit zu verwischen. Es sei vor allem an die seit einiger Zeit übliche Anlegung der Stola, die in der katholischen Kirche den Geweihten vorbehalten ist, erinnert. Das Tragen der gleichen Amts- bzw. liturgischen Kleidung erweckt den Anschein, die Amtsträger stünden auf derselben Ebene und übten die gleichen Funktionen aus. (Fs)

86b Die katholische Kirche lehrt die Apostolische Sukzession. Das heißt: Es gibt keinen gültig geweihten Bischof, dessen Stammbaum nicht auf einen Apostel zurückgeführt werden könnte. Diese Feststellung gilt ungeachtet der historischen Unmöglichkeit, den Nachweis der lückenlosen Weitergabe der Vollmacht zu führen. Diese ist nach protestantischer Ansicht entbehrlich. Es kommt allein auf das Festhalten am Glauben der Apostel an, das der Protestantismus für sich in Anspruch nimmt. Die Sukzession des Evangeliums stehe über der Sukzession des Amtes4. Die katholischen Ökumeniker sind längst auf die protestantische Position eingeschwenkt und bereit, die Sukzession der Handauflegung zugunsten einer (unbeweisbaren) "Kontinuität in Glaube und Lehre mit der Kirche der Apostel" preiszugeben5. (Fs)

87a Der Vorbehalt der Weihe für Männer ist ein Dogma katholischen Glaubens. Der Protestantismus sieht sich daran nicht gebunden; er hat keine Schwierigkeiten, amtliche Funktionen in seinen Verbänden an Frauen zu übertragen. Die immer zahlreicher werdenden weiblichen "Bischöfe" vertiefen die Kluft zwischen Protestantismus und katholischer Kirche6. Die Bestellung von "Bischöfinnen" im Protestantismus hat aber auch eine klärende Wirkung; sie zeigt, daß Amt im Protestantismus und in der katholischen Kirche grundlegend verschieden ist. Das Geschlecht ist nach protestantischer Ansicht unbeachtlich für den Dienst. Die Protestanten beschäftigen auch "Transsexuelle" als "Pfarrer"7. (Fs)

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