Autor: May, Georg Buch: Die Ökumenismusfalle Titel: Die Ökumenismusfalle Stichwort: Luther, Protestantismus; Sakramente: Zahl, Wirkweise (ex opere operato); Ehe, Taufe Kurzinhalt: Die katholische Kirche lehrt, daß es sieben Sakramente gibt. Nach protestantischer Meinung existieren nur zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl.
Textausschnitt: IV Sakramente
82a Die katholische Sakramentenlehre ist von den protestantischen Ansichten wesentlich verschieden. Der Gegensatz hebt an mit der Zahl. Die katholische Kirche lehrt, daß es sieben Sakramente gibt. Nach protestantischer Meinung existieren nur zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl1. Diese Kluft ist unüberbrückbar. Kein noch so bemühtes Gerede kann sie schließen. Im Gegenteil! Der Protestantismus lehnt die fünf Vorgänge, welche die Kirche als Sakramente bezeichnet, ausdrücklich ab. Die Firmung wird als leere und abergläubische Zeremonie erklärt. Die Buße ist kein Sakrament, sondern lediglich ein empfohlener Brauch2. Die Letzte Ölung ist ebenfalls kein Sakrament, sondern nur eine Übung menschlichen Rechtes. Erst recht wird die Priesterweihe als Sakrament verworfen. Der Protestantismus sieht darin eine menschliche Anmaßung und einen seelengefährdenden Irrtum. Der sakramentale Charakter der Ehe wird strikt abgelehnt. Als "weltlich Ding" ist ihre Ordnung der staatlichen Gewalt überlassen. Die Ehe wird auf dem Standesamt geschlossen und ist mit dem zivilen Akt gültig und vollendet. Jede Ehe ist grundsätzlich auflösbar. Es gibt keine Ehe, die nicht aufgelöst werden könnte. Wenn der weltliche Richter die Scheidung ausspricht, ist die Ehe aufgelöst. Die Geschiedenen können eine weitere gültige Ehe eingehen. In jüngster Zeit wird sogar die (protestantisch verstandene) Lebensform der Ehe als Verbindung zweier geschlechtsverschiedener Personen in Frage gestellt. Der anglikanische Erzbischof von New Westminster in Kanada ließ kirchliche Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare zu3. In Deutschland sind solche Praktiken weithin üblich. Eine tiefe Kluft besteht zwischen katholischer Kirche und Protestantismus schließlich in bezug auf die Wirkung der Sakramente. Nach katholischer Lehre bewirken die Sakramente die Gnade aufgrund ihres Vollzugs. Der Protestantismus bestreitet die Wirkweise der Sakramente ex opere operato. Er sieht in den Sakramenten lediglich Bekenntnis- und Erinnerungszeichen. Den Sakramenten kommt keine rechtfertigende Kraft zu. Die Heilsvermittlung geschieht allein durch das Wort. Die Sakramente wirken nicht kraft ihres Vollzugs die Gnade, sondern kraft des Glaubens des Empfängers. (Fs)
1. Die Taufe
83a Die Taufe wird häufig von den Ökumenikern aller Stufen als ein gemeinsamer Besitz von Katholiken und Protestanten ausgegeben4. Sie ist dies mitnichten. Das Verständnis der Taufe ist hüben und drüben verschieden. Für viele Protestanten ist die Taufe ein bloßes Symbol; sie bewirkt nichts in der Tiefe der Seele des Empfängers. Bei den Reformierten ist die Taufe nicht Ursache, sondern lediglich Zeichen der von Gott in der Seele gewirkten Gnade. Entsprechend der Meinung vom Fiduzialglauben und der alleinigen Macht des Wortes wird der Taufe keine spezifische sakramentale Wirkung zugestanden. Jene Protestanten, die annehmen, in der Taufe werde die Gnade angeboten, sind gleichzeitig überzeugt, daß ihre Aneignung nur durch den Fiduzialglauben geschieht. Nur wenige Protestanten halten dafür, daß in der Taufe die Gnade dargereicht werde. Die Heilsnotwendigkeit der Taufe wird von weitesten Kreisen bestritten. Heilsnotwendig ist nur der (Fiduzial-)Glaube. Das Heil ist nicht an die Taufe, sondern an den Glauben gebunden. Auch zur Aufnahme in die "Kirche" ist die Taufe nicht erforderlich. Die Synode der Reformierten Kirche in Frankreich (25. bis 27. Mai 2001) sprach die generelle Zulassung Ungetaufter zum Abendmahl aus5. (Fs)
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