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Autor: May, Georg

Buch: Die Ökumenismusfalle

Titel: Die Ökumenismusfalle

Stichwort: Luther; Ablehnung des Katholischen, nicht Reformer

Kurzinhalt: Die katholischen Ökumeniker seien daran erinnert, daß er die katholische Lehre nicht als eine mögliche christliche Tradition anerkannt, sondern daß er sie als dem Evangelium widersprechend verworfen hat.

Textausschnitt: II. Luther

66b An erster Stelle ist es uns unmöglich, die Verehrung für den Stifter der protestantischen Religion zu teilen. Luther ist keine Persönlichkeit, die man neben die Heiligen der katholischen Kirche stellen könnte. Dazu fehlt es ihm an der heroischen Tugend. Ihm haften schwerwiegende sittliche Mängel an. Als Mönch fehlte es ihm an dem entsprechenden Lebenswandel. Er wurde seinem Orden abtrünnig und brach sein Gelübde. Er trennte sich vom Glauben und von der Kirche und brachte durch seine Tätigkeit unsagbares Leid über zahllose Menschen, über Deutschland und Europa. Zorn und Unbeherrschtheit, Roheit und Haß begleiteten seine gesamte spalterische Tätigkeit. Wir können Luther auch keine prophetische Rolle zuerkennen. Er ist keine geistliche Autorität, spricht vielmehr ohne Ermächtigung und Vollmacht. In maßloser Selbstüberschätzung meinte er die Heilige Schrift besser verstanden zu haben als Generationen gelehrter Theologen. In Wirklichkeit las er seine subjektiven Empfindungen in die Bibel hinein. Wir machen auch die Legendenbildung um Luther nicht mit, wie sie neuerdings durch den Luther-Film wieder belebt worden ist. Er ist kein Reformer, d.h. eine von Gottes Geist erweckte Persönlichkeit, welche die ideale Gestalt der Kirche und ihrer Einrichtungen wiederherzustellen bemüht war. Luther hat die Kirche nicht erneuert, sondern in dem Bereich, wo er ungehindert wirken konnte, zerstört. Dafür trägt er die Verantwortung vor Gott und vor der Geschichte. Es ist falsch, Luther dadurch entlasten zu wollen, daß man auf kirchliche Mißstände und die theologische Unklarheit zu seiner Zeit hinweist. Auswüchse und Unsitten hat es allezeit in der Kirche gegeben, aber sie haben niemanden berechtigt, aus der Kirche auszubrechen und einen anderen religiösen Verband zu schaffen. Der Protestantismus ist auch nicht deswegen entstanden, weil sein Urheber die Lehre der katholischen Kirche nicht verstanden, sondern weil er sie verworfen hat. Luther hat bewußt und gewollt Gegenstände des unveränderlichen Glaubens der Kirche abgelehnt und ausgeschieden. Er hat nicht bloß, wie Lortz meinte, einen Katholizismus in sich niedergerungen, der nicht katholisch war1, sondern er hat auch völlig klare und unumstrittene Lehren aufgegeben. Luther ist kein Ahnherr des Ökumenismus, sondern dessen Widerpart. Die katholischen Ökumeniker seien daran erinnert, daß er die katholische Lehre nicht als eine mögliche christliche Tradition anerkannt, sondern daß er sie als dem Evangelium widersprechend verworfen hat. Man lese beispielsweise seine Schrift "Von der Winkelmesse und der Pfaffenweihe"2. Darin werden Priesterweihe und Meßopfer als "lauter nichts, denn Gotteslästerung" ausgegeben. Luther hat auch das Bischofsamt im katholischen Sinne und die Kontinuität im Amt bewußt abgelehnt bzw. abgebrochen. Er ist nicht Vater des Glaubens, sondern Urheber des Abfalls vom (katholischen) Glauben. Niemand hat den Haß gegen die katholische Kirche und damit auch gegen die katholischen Christen heftiger geschürt als Luther. Sein umfangreiches Schrifttum strotzt von Beschimpfungen der "Papstkirche" und deren Anhängern3. Die Tiraden Luthers über das Papsttum sind niederste Anpöbelung. Für ihn sind die Päpste Statthalter des Teufels, Feinde Gottes, Widersacher Christi, Mörder der Könige und Hurenwirte über alle Hurenwirte4. Der Papst besitzt nach ihm keine Gewalt über die Gesamtkirche, sondern ist lediglich Bischof oder Pfarrer der Kirche von Rom5. Das eigentliche päpstliche Regiment ist Lügen, Morden, Leib und Seele ewiglich Verderben6. Der Papst ist von allen Teufeln aus dem Grund der Hölle hervorgebracht7; er ist der rechte Endchrist und Antichrist, der sich über Christus gesetzt hat8. Luthers letzte Schrift über den Papst zeigt schon im Titel, welchen Inhalt sie hat: "Wider das Papsttum in Rom, vom Teufel gestiftet". Er empfahl, dem Papst und den Kardinalen als Gotteslästerern die Zunge hinten am Hals herauszureißen und sie an dem Galgen anzunageln9. Man könne sie auch bei Ostia ins Meer versenken10. Am 17. Februar 1546, also kurz vor seinem Tode, schrieb er die Worte: "Pest war ich, Papst, dir im Leben, im Tode werde ich dir Tod sein"11. An der unseligen Wirksamkeit dieses Mannes leidet die Christenheit noch in der Gegenwart. Denn der Haß gegen den Papst mußte auch die Papstkirche und deren Glieder ergreifen. Das in Deutschland (und anderswo) unausrottbare Vorurteil gegen die katholischen Christen hat hier seine Wurzel. Auch wer sonst nichts vom Protestantismus hält, ist doch empfänglich für seine Polemik gegen die "Papisten". Zusammenfassend ist darum festzuhalten: Es ist eine Zumutung für jeden intellektuell redlichen Menschen, einen Mann wie Luther als in irgendeiner Hinsicht vorbildlich oder maßgeblich ansehen zu sollen. Es gibt im Luthertum edle, beispielhafte Menschen. Der Stifter dieser Religion gehört nicht dazu. (Fs)

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