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Autor: Lonergan, Bernard J.F.

Buch: Die Einsicht

Titel: Die Einsicht Bd. I und II

Stichwort: Transzendenz, Metaphysik; Vergleiche und Kontrast 2; Isomorphie: proportioniertes Sein - kontingentes Subjekt = Sein - transzendentes Subj.; Korollarium: mögliche Wwelten

Kurzinhalt: ... wie die Struktur des proportionierten Seins aus der Struktur des kontingenten Subjektes abgeleitet werden kann, so können gewisse allgemeine Eigenschaften jedes möglichen Universums aus den Attributen des transzendenten Subjektes abgeleitet werden.

Textausschnitt: 762a Sechstens, wie die Metaphysik des proportionierten Seins auf der Isomorphie des proportionierten Erkannten zum Erkennenden beruht, so wird der Übergang zum Transzendenten dadurch bewerkstelligt, daß man vom unbeschränkten Erkenntnisstreben des kontingenten Subjektes zum unbeschränkten Verstehensakt des transzendenten Subjektes fortschreitet. Weiter, wie die Struktur des proportionierten Seins aus der Struktur des kontingenten Subjektes abgeleitet werden kann, so können gewisse allgemeine Eigenschaften jedes möglichen Universums aus den Attributen des transzendenten Subjektes abgeleitet werden. Während aber die Metaphysik des proportionierten Seins durch Bezugnahme auf den Common Sense und die empirischen Wissenschaften entwickelt werden kann, müssen die allgemeinen Eigenschaften jedes möglichen Universums in unserer Erkenntnis Allgemeinheiten bleiben, weil wir keine empirische Erkenntnis von Universen haben außer dem Universum, in welchem wir existieren. (Fs) (notabene)

762b Es folgt ein Korollarium von beachtlicher theologischer Wichtigkeit, nämlich daß unsere Erkenntnis möglicher Welten im allgemeinen nicht mehr als eine Ableitung aus unserer Gotteserkenntnis ist. So z.B. können wir, weil Gott allmächtig ist, ableiten, daß jede nichtwidersprüchliche Aussage in irgendeiner möglichen Welt wahr wäre. Weil die göttliche Weisheit der göttlichen Macht gleichkommt, können wir sagen, daß jede mögliche Welt gemäß der unendlichen Weisheit geordnet wäre. Weil die göttliche Güte mit der göttlichen Weisheit übereinstimmt, können wir sagen, daß jede mögliche Welt der unendlichen Güte würdig wäre. Weil unser Verstehen aber nicht der unbeschränkte Akt ist, können wir dies nicht im Detail ausführen. Kurzum, wir sind auf die Nüchternheit von Thomas in der fünfundzwanzigsten Quaestio des ersten Teils der Summa Theologiae verpflichtet, und sind veranlaßt, die Scotistische Sichtweise, daß eine Frage erst dann wissenschaftlich wird, wenn sie im Hinblick auf alle möglichen Welten gestellt wird, als methodologisch falsch abzulehnen. Tatsache ist, daß eine Frage dann meist unbestimmbar wird, und die Sterilität der Spätscholastik scheint zu nicht geringem Teil ihren irrtümlichen Auffassungen von der Natur der wissenschaftlichen Erkenntnis zuzuschreiben sein. (Fs)

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