Autor: Amerio, Romano Buch: Iota Unum Titel: Iota Unum Stichwort: Katechese; Verfall, Krise; Kreativität; Erkenntnis - Erfahrung
Kurzinhalt: Katechese ist Glaubenslehre und geht nicht aus der Erfahrung hervor, die die Gläubigen in diesem ihrem Dasein gewinnen, weil sie übernatürliche Inhalte hat, die diese Erfahrung nicht kennt.
Textausschnitt: 131. Der Verfall der Katechese. Die Bischofssynode 1977
310a Nachdem die Autorität des Lehrers beseitigt und die Wahrheit in purer Heuristik, Wahrheitsfindung, aufgelöst waren, konnte es nicht ausbleiben, daß die Reform der Katechese heterodoxe Abwege eingeschlagen hat, die mit der Änderung der Methode auch zu einer Veränderung der Inhalte führen. Bereits der Kongreß von Assisi zum Thema Religionsunterricht im Jahr 1969 fand seinen Abschluß mit einem Dokument, das die Empfehlung enthält, jeden dogmatischen (d.h. spezifisch katholischen) Inhalt zu eliminieren und den (als ungerechtes Privileg im demokratischen Staat betrachteten) katholischen Religionsunterricht durch Unterweisung in Geschichte der Religionen zu ersetzen. (Fs)
Auch die Bischofssynode 1977, auf der die neue Katechese erörtert wurde, brachte keine wirksamen Korrekturen mit sich und zeigte nur die Uneinigkeit der Bischöfe selbst über Grundprinzipien und ein allgemein mangelndes logisches Vermögen, vor allem aber die Unfähigkeit, sich an den zur Debatte stehenden Punkt zu halten. Immerhin lautet bei jeder Diskussion die wichtigste Regel, beim Thema zu bleiben, - zumindest das ist zu beachten, damit ein Ergebnis erzielt wird. Die Synode weitete die Katechese nämlich auf Soziologie, Politik und Befreiungstheologie aus. Ein paar Beispiele mögen genügen. Nach Meinung des Bischofs von Zaragoza müsse die Katechese »die Kreativität der Schüler, den Dialog, die aktive Teilnahme fördern, ohne zu vergessen, daß sie ein Werk der Kirche ist«. Kreativität ist jedoch, metaphysisch und moralisch gesehen, etwas Absurdes, und wann immer sie das nicht ist, könnte sie nicht das Ziel der Katechese darstellen, denn der Mensch kann sich ja nicht selbst seine Finalität schaffen. Sie ist ihm vorgegeben, und er muß sie nur wollen. Laut Pater Hardy müsse die Katechese »zu einem Christus-Erfahren führen«, - ein Satz, der Ideenhaftes mit Realem verwechselt und in Mystizismus ausufert. Die Katechese vermittelt ausdrücklich Erkenntnis statt Erfahrung, obwohl sie auf die Erfahrungswelt, d.h. die Lebenspraxis, ausgerichtet ist. Nach Kardinal Pironio gehe die Katechese »aus dem tiefen Gott-Erfahren der christlichen Menschheit« hervor und sei »eine vertiefte Assimilation von Liebe und Glauben« (OR, 16. Oktober 1977). Solche Äußerungen weisen modernistische Anflüge auf. Katechese ist Glaubenslehre und geht nicht aus der Erfahrung hervor, die die Gläubigen in diesem ihrem Dasein gewinnen, weil sie übernatürliche Inhalte hat, die diese Erfahrung nicht kennt. (Fs) (notabene)
311a Katechese leitet sich von der göttlichen Lehre ab und schafft erst die religiöse Erfahrung, anstatt von ihr geschaffen zu werden. Schließlich erklärte ein Bischof aus Kenia noch: »... Katechese muß das Engagement sein, soziale Ungerechtigkeiten anzuprangern (...) und die Initiativen zur sozialen Befreiung der Armen zu verteidigen« (OR, 7. Oktober 1977). Somit kommt das Wort ewigen Lebens herunter zu einer wirtschaftlichen und sozialen Sinngebung. (Fs)
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