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Autor: Menke, Karl-Heinz

Buch: Die Einzigkeit Jesu Christ

Titel: Die Einzigkeit Jesu Christ

Stichwort: Bildende Kunst als Spiegel der philosophischen via postmoderna: Pop-art (der Gegenstand als Scheinwirklichkeit), Dadaismus; F. Bacon, Lichtenstein, Warhole; der Mensch als Ware

Kurzinhalt: Das, was sich «Neuer Realismus» bzw. «Pop-art» und «Dadaismus» nennt, ist keine Überwindung, sondern eine Potenzierung der via moderna ... Das sich verabsolutierende Subjekt degradiert alles zu seinem Objekt bzw. Konsumartikel und macht sich damit ...

Textausschnitt: b) Die bildende Kunst als Spiegel der philosophischen via postmoderna

54a Alle vier geschilderten Zweige der via moderna sind Ausdruck einer Subjektivität, die das Objekt bzw. die Wirklichkeit nicht mehr erreicht und deshalb im wahrsten Sinne des Wortes gegenstandslos wird. Das Subjekt kann den «Sinn für sich» nicht zum «Sinn an sich» machen; und also lotet es die Abgründe seiner selbst aus. Solange die via moderna der Malerei versucht, vom Subjekt her den Gegenstand bzw. die Wirklichkeit zu erreichen, ist sie je nach Ansatz (ästhetisch, rational, intuitiv, voluntativ) impressionistisch, kubistisch, surrealistisch oder expressionistisch. Sobald sie sich aber auf die Wahrnehmung, rationale Operation, Intuition oder Sehnsucht des Subjekts zurückzieht, wird sie gegenstandslos: suprematistisch, konstruktivistisch (nur noch abstrakt), automatistisch (unreflex assoziativ) oder willkürlich im Sinne der Malhandlungen des «Abstrakten Expressionismus». (Fs) (notabene)

54b Wenn die Gegenwart dennoch von Kunstrichtungen bestimmt wird, die Gegenstände mit höchster Präzision und Detailverliebtheit darstellen, dann nicht, weil die via moderna und mit ihr der Hiatus zwischen «Sinn für mich» und «Sinn an sich» überwunden ist. Im Gegenteil: Das, was sich «Neuer Realismus» bzw. «Pop-art» und «Dadaismus» nennt, ist keine Überwindung, sondern eine Potenzierung der via moderna. Die Pop-art und der Dadaismus entsprechen der Philosophie der via postmoderna. (Fs)

aa Pop-art: Der Gegenstand als Scheinwirklichkeit

55a Die Pop-art setzt Gegenstände nicht deshalb ins Licht, weil sie «die wahre Wirklichkeit» (die Einheit von Subjekt und Objekt bzw. die Einheit zwischen «Sinn für mich» und «Sinn an sich») demonstrieren will, sondern um den gemalten oder ausgestellten Gegenstand als das Banale, Nichtige, Austauschbare, Ersetzbare und Käufliche zu entlarven. (Fs) (notabene)

Indem der englische Maler Francis Bacon (1909-1992) Menschen in ausweglosen, alptraumhaften Situationen - häufig durch Linien wie in einem Käfig eingesperrt - zeigt, sagt er direkt, was die Pop-art indirekt durch einen hypertrophen Realismus ausdrückt: nämlich daß die Wirklichkeit, die der Mensch zu sein oder zu beherrschen meint, nur Schein ist. Viele Vertreter der Pop-art (z. B. Richard Lindner [1901-1978] und Wayne Thibaud [*1920]) stellen in immer neuen Variationen die Gegenstände der Reklame dar, um so die Banalität all dessen zu entlarven, worum sich das Denken und Streben der großen Masse dreht. Die Collagen von Tom Wesselmann (*1931) und die übergroßen Raumgemälde von James Rosenquist (*1933) sind der Spiegel irgendeines «alltäglichen Zeitabschnittes, der seine Fixierung von den Banalitäten eines Fernsehprogramms, eines Schlafzimmers, eines Walt Disney-Heftes bezieht»1. Und was Andy Warhol (1930-1987) mit seiner Sammlung stereotyper Reklamegesichter demonstriert, unterstreicht Roy Lichtenstein (*1923) durch seine Comic-strip-Gestalten: Das sich verabsolutierende Subjekt degradiert alles zu seinem Objekt bzw. Konsumartikel und macht sich damit selbst zur käuflichen, austauschbaren Ware. (Fs)

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