Autor: Brandmüller, Walter Buch: Licht und Schatten Titel: Licht und Schatten Stichwort: Konzil von Trient; Reformkonzil? Kurzinhalt: Ganz im Gegensatz zu den sogenannten "Reformkonzilien" des 15. Jahrhunderts hat das Tridentinum eine wirkliche Reform eingeleitet, die Hubert Jedin das "Wunder von Trient" genannt hat. Nicht Verteilungskämpfe um die ökonomischen Ressourcen der Kirche ... Textausschnitt: 127c Ganz im Gegensatz zu den sogenannten "Reformkonzilien" des 15. Jahrhunderts hat das Tridentinum eine wirkliche Reform eingeleitet, die Hubert Jedin das "Wunder von Trient" genannt hat. Nicht Verteilungskämpfe um die ökonomischen Ressourcen der Kirche wurden hier geführt wie zu Konstanz oder Basel, nicht in Strukturveränderungen wie dort erschöpfte man sich zu Trient. Es waren auch nicht die eigentlichen gesetzgeberischen Maßnahmen, die die tridentinische Reform bewirkten: Vielmehr war es dem Konzil gelungen, der großen Zahl der Bischöfe und dann auch der Priester das authentische Ideal des apostolisch gesinnten Hirten so vor Augen zu stellen, daß es seine ganze Anziehungskraft entfalten und so für die Sorge um das Seelenheil der Gläubigen wirksam werden konnte. Es war kein neues, "tridentinisches Bischofsideal", es war jenes der genuinen kirchlichen Überlieferung eigene, nun von Entstellungen befreite Bild des Nachfolgers der Apostel, das das Konzil wieder zum Leuchten brachte. Weit weniger eine neue Gesetzgebung als ein neuer, aus religiöser Tiefe aufbrechender Geist war es, der die eigentliche Wirkung dieses Konzils war. Trient löste überdies damit eine Welle territorialer Synoden, Provinzialkonzilien, aus, die seine Impulse an die einzelnen Diözesen weitergaben. Ja selbst die Konzilien der in Trient abwesenden Kirche Lateinamerikas waren ganz und gar dem Tridentinum und seiner Anwendung auf die lokale Situation verpflichtet. Auch dies läßt sich von keinem anderen Konzil des Mittelalters oder der Neuzeit aussagen. (Fs) (notabene) |