Autor: Schooyans, Michel Buch: Ethik, Leben, Bevölkerung Titel: Ethik, Leben, Bevölkerung Stichwort: [52] Verändert die Abtreibungspraxis nicht das Bild der Medizin?
Kurzinhalt: Die Legalisierung und »Medikalisierung« der Abtreibung leiten eine radikale Veränderung des Arzt- und Medizinbegriffs ein.
Textausschnitt: Die Legalisierung und »Medikalisierung« der Abtreibung leiten eine radikale Veränderung des Arzt- und Medizinbegriffs ein. (Fs)
Vielleicht hat der Arzt, der die Legalisierung der Abtreibung nutzt, den Eindruck, mit der Abtreibung diene er seiner Patientin. Dennoch muß man sich fragen:
- Dient ein solcher Arzt noch bedingungslos dem Schutz des Lebens ab dessen Anfang? Stellt er nicht vielmehr seine Kunst in den Dienst des Stärkeren? Opfert er dessen Interessen nicht die Existenz des Schwächsten?
- Darf ein Arzt sich fraglos den Wünschen der Patientin oder des Patienten beugen? Besteht sein Beruf nicht darin, mit der ärztlichen Kunst die Gesundheit der Patienten soweit wie möglich wiederherzustellen, wobei die medizinische Entscheidung beim Arzt liegt?
- Läuft dieser Arzt nicht Gefahr, seine Kunst nach Maßgabe der Bequemlichkeit des Staates oder der beherrschenden Gruppen auszuüben? Wird er nicht zum Söldner, dem es nicht mehr um den Schutz von Leben und Gesundheit geht, sondern darum, einem Herrn zu dienen anstatt einem Kranken?
- Es gibt heute Ärzte, die sterilisieren, abtreiben (und damit dem Fötus schreckliche Todesqualen verursachen) oder aktive »Sterbehilfe« leisten. Damit geht eine wesenhafte qualitative Veränderung des Verhältnisses von Arzt und Patient einher (s.a. 55). (Fs)
- Mehr noch: Neuere Untersuchungen zeigen, daß gewisse Ärzte beabsichtigen, sich mit der herrschenden Macht zu verbünden und an ihr zu beteiligen, ja sogar, eine »staatliche Verwaltung des Lebens« auszuüben. Auf wessen Kosten geht diese Arzte-Technokratie? Auf Kosten der sogenannten entwickelten Völker? Der Dritten Welt? Der Armen?
Aus all dem ergibt sich, daß jeder Arzt seine Haltung gegenüber dem Leben und gegenüber der politischen Macht unzweideutig klarmachen muß. Desgleichen müssen sich die Ärzte, die sich bedingungslos dem Schutz des Lebens weihen, organisieren. Nur wer seinen Standpunkt klarmacht, ist auch glaubhaft. (Fs)
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