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Autor: Schooyans, Michel

Buch: Ethik, Leben, Bevölkerung

Titel: Ethik, Leben, Bevölkerung

Stichwort: [4] Warum zweifeln gewisse Verfechter der Abtreibung den menschlichen Charakter des Ungeborenen an?

Kurzinhalt: Dieser Zweifel wird seit jeher immer dann geäußert, wenn Menschen ausgebeutet oder ausgerottet werden sollen.

Textausschnitt: Dieser Zweifel wird seit jeher immer dann geäußert, wenn Menschen ausgebeutet oder ausgerottet werden sollen. (Fs)

In der Antike galt der Sklave rechtlich als »Ding« und der Barbar als Mensch zweiter Klasse, obzwar jedermann wußte, daß es sich bei ihm grundsätzlich um einen Menschen handelte. Im 16. Jahrhundert betrachteten gewisse Eroberer die Indianer als »Tiere von scheinbar menschlichem Aussehen«. Die Nazis bezeichneten bestimmte Personengruppen als »Untermenschen«. Diesen von den jeweiligen Herren diktierten willkürlichen Einstufungen entsprachen reale Diskriminierungen, die wiederum die Ausbeutung oder Ausrottung »legitimierten« (s.a. 32). (Fs)

Nun kann man argumentieren, ein Embryo sei zwar schon ein menschliches Wesen, habe aber nicht die Rechte eines Erwachsenen, insbesondere, weil es über kein personales Ich verfüge, kurz: das menschliche Wesen sei also noch keine Person. Nun gibt es sicherlich verschiedene, teilweise sogar zum Verständnis des Menschen nützliche Theorien über das Personsein, aber letztlich geht es um das Menschsein, denn die Trennung der bei den Begriffe in der Abtreibungsdebatte ist reine Spielerei. Vom Augenblick der Befruchtung an ist die menschliche Entwicklung kontinuierlich, ohne jegliche Zäsuren. Das Ausdifferenzieren des zentralen Nervensystems ist nichts anderes als eine Spezialisierung der schon vorhandenen Zellen. Die volle personale Entfaltung steht noch aus, da die Person gleichsam »schlummert«, und nicht etwa, weil keine Person vorhanden wäre, genauso wie ein erwachsener Mensch sein Personsein nicht permanent durch menschliche Handlungen äußert - etwa wenn er schläft. Trotzdem wird der Mensch, welcher schläft, als Person betrachtet und seine menschliche Schutzwürdigkeit anerkannt. (Fs)

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