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Autor: Amerio, Romano

Buch: Iota Unum

Titel: Iota Unum

Stichwort: Christentum, Kirche - Mittelalter (Sklaverei, Armut); Irrtum des sekundären Christentums

Kurzinhalt: Man beurteilt die Religion nach ihren sekundären und untergeordneten Auswirkungen in zivilisatorischer Hinsicht, gibt diesen primäre Bedeutung und stellt sie über die der Religion eigentümliche, auf das Jenseits bezogene Wirksamkeit.

Textausschnitt: 3. Der Irrtum des sekundären Christentums

3a Aufgrund dieses wechselhaften Charakters kann denjenigen nicht beigepflichtet werden, die bestreiten, daß es Zeitabschnitte gab, wo die Kirche die Welt besser durchdrang als in anderen und das Christentum größeren Erfolg hatte, d.h. der ihm eigenen Wirkungsweise besser Folge leistete. Dazu gehörten sicherlich die Zeiten der mittelalterlichen Christenheit im Vergleich gerade zur modernen Epoche. Wer das Vorhandensein solcher hervorragenden Jahrhunderte leugnet, stützt sich vor allem auf den Fortbestand, heute wie damals, von Kriegen, Sklaverei, Unterdrückung der Armen, Hunger und Unwissenheit, die alle als unvereinbar mit der Religion angesehen werden, ja sogar als Beweise für ihre Wirkungslosigkeit. Da das Menschengeschlecht diese Makel nach wie vor an sich habe, sei es durch das Christentum offenbar weder erlöst worden noch erlösbar. Diese Meinung dürfte jedoch dem Irrtum unterliegen, den wir »sekundäres Christentum« nennen: Man beurteilt die Religion nach ihren sekundären und untergeordneten Auswirkungen in zivilisatorischer Hinsicht, gibt diesen primäre Bedeutung und stellt sie über die der Religion eigentümliche, auf das Jenseits bezogene Wirksamkeit. Hier macht sich genau jener Zivilisations- und Fortschrittsbegriff bemerkbar, der später behandelt wird (§§ 207-208 und 218-220). (Fs) (notabene)

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