Autor: May, Georg Buch: Reformation und deutsche Bischöfe Titel: Reformation und deutsche Bischöfe Stichwort: Reformation, deutsche Bischöfe - Resumee Kurzinhalt: Die Kirche ist gut beraten, wenn sie aus der Katastrophe des 16. Jahrhunderts lernt, worauf es ankommt, wenn es gilt, dem Volke Gottes geeignete Bischöfe zu geben. Textausschnitt: 100a Das Bild, das die deutschen Bischöfe angesichts der Herausforderung durch die sogenannte Reformation boten, war mehrschichtig. Es gab unter ihnen Männer, die frühzeitig die Gefahr der zerstörerischen Neuerung erkannten und ihr mit Entschiedenheit entgegentraten. Manche haben der Irrlehre über Jahrzehnte Widerstand geleistet, einige sich ihr heldenmütig entgegengestemmt. Viele und mehr Bischöfe waren der Bedrohung jedoch nicht gewachsen; sie versagten wegen ihrer menschlichen, charakterlichen, religiösen oder sittlichen Unzulänglichkeit. Weichlichkeit und Verwöhnung, Entscheidungsschwäche, Tatenscheu und Furcht vor Konflikten waren denkbar ungünstige Haltungen in einer Zeit, die Festigkeit, ja Härte, höchste Aktivität, Entschlossenheit und Todesmut verlangte. Die Erfahrungen aus der Zeit der Glaubensspaltung sollten nicht verlorengehen. Die Menschen ändern sich nicht, auch wenn die Verhältnisse sich wandeln. Das Schicksal der Kirche bleibt in maßgeblicher Weise an die Leistungsfähigkeit und die Führungskraft ihrer Oberhirten geknüpft. Die Kirche ist gut beraten, wenn sie aus der Katastrophe des 16. Jahrhunderts lernt, worauf es ankommt, wenn es gilt, dem Volke Gottes geeignete Bischöfe zu geben. Deren Auswahl nach dem obersten Gesichtspunkt, daß sie sich der jeweils herrschenden Linie einordnen, kann nicht richtig sein. Denn die geschmeidige Fügsamkeit gegenüber der Mode von heute stellt sich regelmäßig als mit feiger Anpassung gegen den Trend von morgen verbunden heraus. Den Stürmen, welche der Kirche bevorstehen, werden allein freie, kühne, stählerne und zum Selbstopfer bereite Männer gewachsen sein. (Fs; E09 07.03.2009) |