Autor: Fischl Johann Buch: Die Formen unseres Denkens Titel: Die Formen unseres Denkens Stichwort: Traditionelle Logik: Gegensatz: kontradiktorisch, konträr, subkonträr, subaltern
Kurzinhalt: Unterscheiden sich endlich zwei Urteile sowohl hinsichtlich ihrer Quantität als auch hinsichtlich ihrer Qualität, so ist der Gegensatz kontradiktorisch:
Textausschnitt: 1/C Von allen Verhältnissen, in denen Urteile und Sätze zueinander stehen können, ist das des Gegensatzes das wichtigste. Der Gegensatz ist schon bei der Auffindung der Wahrheit von größter Bedeutung, da wir ein Ding nur dann ganz kennen, wenn wir auch wissen, was es nicht ist. Noch bedeutender aber ist die Kenntnis des Gegensatzes für die Aufdeckung von Irrtümern. Vielleicht ist gerade die Unkenntnis des Gegensatzes die Hauptursache, warum dem Irrtum statt der Wahrheit ein anderer Irrtum entgegengestellt wird. So kommt der Geist nie zur Ruhe und die Welt nie zum Frieden. (72; Fs)
l. Kapitel. BEGRIFF UND ARTEN DES GEGENSATZES
l. Begriff des Gegensatzes
2/C Zwei Urteile sind nur dann im eigentlichen Sinn entgegengesetzt, wenn sie dasselbe S und dasselbe P haben: 'Die Menschenseele ist unsterblich' - 'Die Menschenseele ist nicht unsterblich.' Dazu ist erfordert, daß S und P in derselben Bedeutung gebraucht werden. Ist das nicht der Fall, so prallen beide Urteile nicht aufeinander, sondern aneinander vorbei. Der Gegensatz ist darum die Bejahung und Verneinung desselben P bezüglich desselben S. (72; Fs)
2. Arten des Gegensatzes
3/C Unterscheiden sich zwei Urteile nur hinsichtlich ihrer Quantität, so nennt man diesen Gegensatz subaltern: 'Alle Menschen sind Philosophen' - 'Einige Menschen sind Philosophen.' Es ist klar, daß das, was von allen Menschen ausgesagt werden kann, auch von einigen Menschen gilt. Darum ist auch der subalterne Gegensatz der schwächste von allen. Das partikuläre Urteil erweckt aber den Eindruck, als könne 'Philosoph' nur einigen Menschen zugesprochen werden, was aber nicht ausgedrückt wird. (72; Fs)
4/C Unterscheiden sich zwei Urteile der Qualität nach, so muß man unterscheiden, ob sie allgemein oder partikulär sind. Sind sie allgemein, so ist der Gegensatz konträr: 'Alle Menschen sind Philosophen' - 'Kein Mensch ist ein Philosoph.' Sind aber beide Urteile partikulär, so ist der Gegensatz subkonträr: 'Irgendein Mensch ist ein Philosoph' - 'Irgendein Mensch ist kein Philosoph.' (72; Fs)
5/C Unterscheiden sich endlich zwei Urteile sowohl hinsichtlich ihrer Quantität als auch hinsichtlich ihrer Qualität, so ist der Gegensatz kontradiktorisch: 'Alle Menschen sind Philosophen' - 'Irgendein Mensch ist kein Philosoph.' (72; Fs)
Es gibt also einen vierfachen Gegensatz: Kontradiktorisch, konträr, subkonträr, subaltern. (72; Fs)
6/C Es wurde gebräuchlich, das allgemein bejahende Urteil mit a, das allgemein verneinende mit e, das partikulär bejahende mit i, das partikulär verneinende mit o zu bezeichnen nach dem Merkvers: (74; Fs)
Asserit A, negat E, sed universaliter ambo.
Asserit I, negat O, sed particulariter ambo.
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