Autor: Fischl Johann Buch: Die Formen unseres Denkens Titel: Die Formen unseres Denkens Stichwort: Traditionelle Logik: Relation; disjunktive (propositio disiunctiva)
Kurzinhalt: ... werden beim disjunktiven Urteil zwei Urteile so unversöhnlich gegeneinander gestellt, daß nur eines von ihnen wirklich sein kann, aber eines wirklich sein muß: Textausschnitt: 3. Disjunktive (propositio disiunctiva)
17/B Während im hypothetischen Urteil von keinem Teilurteil gesagt wird, daß es wirklich sei, werden beim disjunktiven Urteil zwei Urteile so unversöhnlich gegeneinander gestellt, daß nur eines von ihnen wirklich sein kann, aber eines wirklich sein muß: 'Es gibt entweder eine ewige Vergeltung oder es gibt keine.' (68; Fs)
18/B Damit ein disjunktives Urteil wahr ist, muß ein Zweifaches erfüllt sein: Erstens muß der Gegensatz so unversöhnlich sein, daß sie nie zugleich wahr sein können. Zweitens muß die Aufzählung der Glieder der Disjunktion vollständig sein. Gelingt es, auch nur ein einziges neues Glied in die Disjunktion einzufügen, so ist das ganze Urteil hinfällig. Nun ist aber das blutvolle Leben viel komplizierter als jede Theorie. Es gibt darum viele Wirklichkeiten und Möglichkeiten, die zwischen die Disjunktion eingefügt werden können: Trunksucht und Totalabstinenz, einseitige Fleischkost und Vegeterianismus, Tugend und Laster, Leben und Sterben, Jugend und Alter zeigen überall Zwischenglieder, so daß der weise Heraklit staunend erkannte, wie sich eines allmählich und ohne scharfe Grenze ins andere wandelt.1 Die meisten Argumente extremistischer Fanatiker können leicht dadurch entkräftet werden, daß man in der 'goldenen Mitte' neue Ideale aufzeigt. (68f; Fs)
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