Autor: Fischl Johann Buch: Die Formen unseres Denkens Titel: Die Formen unseres Denkens Stichwort: Traditionelle Logik: Urteile und Sätze; Quantität; Arten; komplexe Subjekte (explicativus, restrictivus) Kurzinhalt: Die Hauptaussage, daß der Student ein guter Logiker ist, bleibt wahr, auch wenn er kein Phlegmatiker wäre. Ist aber die Beifügung einschränkend, so ist das Urteil nach seinen beiden Aussagen nur wahr, wenn ... Textausschnitt: 1. Kapitel. QUANTITÄT
1. Quantität und S
2/B Die Quantität meint immer den Umfang eines Urteils. Dieser wird um so größer sein, von je mehr S das P ausgesagt wird. 'Alle Menschen sind sterblich' hat einen größeren Umfang als 'Sokrates ist sterblich'. Es ist darum ersichtlich, daß die Quantität eines Urteils nur vom S und nicht vom P abhängt. (64; Fs)
2. Arten
3/B Ist nun das S ein Einzelbegriff, so nennt man auch das Urteil ein singuläres: 'Sokrates ist ein Philosoph.' Ist aber das S partikulär, so auch das Urteil: 'Einige Menschen sind weise.' Ist aber das S allgemein, so auch das Urteil: 'Alle Menschen sind sterblich.' (64; Fs)
4/B Diese Allgemeinheit kann aber dreifach sein: Metaphysisch allgemein heißt jenes Urteil, das absolut keine Ausnahme zuläßt: 'Jede Ursache hat eine Wirkung.' Physisch allgemein ist jenes Urteil, das sich auf die ausnahmslose Wirkung der Naturgesetze stützt: 'Alle Körper sind träge.' Nur ein Wunder könnte diese Ausnahmslosigkeit durchbrechen. Moralisch allgemein aber ist jenes Urteil, das sich nur auf die Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten der Menschen berufen kann: 'Alle Mütter lieben ihre Kinder.' (64; Fs)
3.Komplexe Subjekte
5/B Die Einschränkung eines allgemeinen Begriffes geschieht immer durch eine Beifügung (terminus incidens), die dem Hauptbegriff (t. principalis) beigegeben wird. Dieser Begriff wird dadurch immer zusammengesetzt oder komplex. Ist die Beifügung nur erklärend (explicativus), so ist der Umfang des S und somit des Urteils nicht geändert: 'Die sterblichen Menschen sind Lebewesen.' Ist aber die Beifügung einschränkend (restrictivus), so wird aus dem ursprünglich allgemeinen Urteil ein partikuläres: 'Die edlen Menschen verdienen Achtung.' (64; Fs)
6/B Ein komplexes Urteil hat also zwei Aussagen, eine Haupt- und Nebenaussage: 'Menschen verdienen Achtung' (Hauptaussage), 'welche edel sind' (Nebenaussage). Ist die Nebenaussage nur erklärend, so bleibt die Hauptaussage wahr, wenn auch die Nebenaussage falsch wäre: 'Dieser phlegmatische Student ist ein guter Logiker.' Die Hauptaussage, daß der Student ein guter Logiker ist, bleibt wahr, auch wenn er kein Phlegmatiker wäre. Ist aber die Beifügung einschränkend, so ist das Urteil nach seinen beiden Aussagen nur wahr, wenn auch die Beifügung wahr ist: 'Die edlen Menschen verdienen Achtung.' (65; Fs)
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