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Autor: Pinckaers, Servais

Buch: Christus und das Glück

Titel: Christus und das Glück

Stichwort: Sittengesetz - 5 Neigungen (allgemein) -> Transzendentalien

Kurzinhalt: Wir können fünf grundlegende Neigungen unterscheiden. Sie entspringen den wesentlichen Komponenten unseres Menschseins und weisen gewisse Verbindungen mit jenen allgemeinsten Begriffen auf, ... Transzendentalien

Textausschnitt: Die fünf Neigungen, die das natürliche Sittengesetz fundieren

88a Nachfolgend beschreiben wir die natürlichen Neigungen, die unsere Freiheit beleben, indem wir der Darstellung des Thomas von Aquin bei seiner Erörterung der Gebote des natürlichen Gesetzes folgen (Summa theologiae I-II, q. 94, a. 2). Die Lehre von den natürlichen Neigungen findet sich dem Inhalt nach bereits bei Cicero in einem Text, den Thomas wahrscheinlich nicht direkt kannte (De officiis I, 1). (Fs)

88b Wir können fünf grundlegende Neigungen unterscheiden. Sie entspringen den wesentlichen Komponenten unseres Menschseins und weisen gewisse Verbindungen mit jenen allgemeinsten Begriffen auf, die die Philosophen 'Transzendentalien' nennen (Einheit, Wahrheit, Gutsein usw.). (Fs)

1. Die grundlegendste Neigung, die am Ursprung jeglicher menschlichen Handlung steht, ist das Streben nach dem Guten, das sich nicht von dem Verlangen nach Glück trennen lässt. Auf theoretischer Ebene drückt sich diese Neigung durch die Idee des Guten aus, als Vollendung und Vorzug. Sie entspricht der Erfahrung eines Wertes. Die Neigung zum Guten liegt allen übrigen Neigungen zugrunde. (Fs)

2. Die erste Konkretisierung der Neigung zum Guten ist die Neigung zum Erhalt des eigenen Daseins. Diese Neigung ist gleichermaßen fundamental wie die Existenz. Sie zeigt sich in der Idee und der Erfahrung des Seins, in der Wahrnehmung der Wirklichkeit. Diese Neigung ist uns mit allen Dingen, die existieren, gemeinsam. (Fs)

3. Der Mensch ist ein Lebewesen und er hat das Vermögen, das Leben durch den Gebrauch der Sexualität weiterzugeben. Das menschliche Geschlecht unterteilt sich in Männer und Frauen im Hinblick auf die Zeugung und Erziehung der Nachkommen. Dies ist nicht nur Teil unseres Bewusstseins, sondern auch unseres Sprachgebrauchs. Alle Lebewesen teilen mit dem Menschen die Neigung zum Erhalt der eigenen Spezies. (Fs)

4. Die vierte Neigung ist von Grund auf geistiger Natur: das Streben nach Wahrheit, das im Begriff und in der Erkenntnis der Wahrheit zum Ausdruck kommt. Die Wahrheit ist das Objekt, auf Das natürliche Sittengesetz und die Freiheit das die Vernunft hingeordnet ist, und sie ist das Licht des theoretischen und praktischen Intellekts. Jedes geistige Geschöpf hat diese Neigung zur Wahrheit. (Fs)

5. Schließlich hat der Mensch eine natürliche Neigung zum Leben in Gemeinschaft. Diese Neigung geht aus dem Bewusstsein für den anderen hervor, das zum Wesen unseres personalen Seins gehört und untrennbar mit dem Bewusstsein für das Gute verbunden ist. Aus dieser Neigung entspringt das Bedürfnis für Kommunikation und Gemeinschaft, wie es im Gebrauch der Sprache zum Vorschein kommt. (Fs)

89a Wir wollen nun kurz auf jede der fünf Neigungen eingehen, um zu zeigen, wie sie das natürliche Sittengesetz und dessen verschiedene Gebote begründen. Auf der Grundlage dieser Neigungen ist uns nämlich das Sittengesetz ins Herz unserer freien Persönlichkeit geschrieben. (Fs)

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