Autor: Pinckaers, Servais Buch: Christus und das Glück Titel: Christus und das Glück Stichwort: Moral; geistige Natur des Menschen; Natur Kurzinhalt: Wenn wir das Verlangen nach Glück als untrennbar von dem Guten verstehen, können wir dem Streben nach Glück wieder genuine moralische Bedeutung zuteil werden lassen und ihm so seine ursprüngliche Würde zurückerstatten. Textausschnitt: Die Wiederentdeckung der geistigen Natur
67c Der entscheidende Punkt besteht darin, unsere geistige Natur mit ihrem spontanen Verlangen nach Wahrheit, dem Guten und dem Glück wieder zu entdecken. Dieses Streben entspringt einem ursprünglichen Impetus, den wir 'Natur' nennen (lateinisch natura, von nasci - geboren werden). Es handelt sich um eine geistige Natur, die ein Ebenbild von Gottes eigenem Leben ist. Sie ist der wesentliche Bestandteil unserer Persönlichkeit; dank unserer geistigen Natur können wir uns der gesamten Wirklichkeit und insbesondere allem Guten zuwenden. Die Wiederentdeckung der eigentlichen Natur der Freiheit erfordert mehr, als mit Ideen zu jonglieren. Nur in der Erfahrung der persönlichen Handlung, die aufrichtig und gut ist, können wir ihrer gewahr werden, durch einfache und zugleich geduldige Reflexion, die den Verlauf der Handlung nachvollzieht. Im Licht dieser Reflexion betrachtet und auch dank eines besonderen Lichts, das wir uns von Gott sehenken lassen, leuchtet für uns das Gute deutlich auf und zeigt sich uns das Streben nach Glückseligkeit von seiner besten Seite. Jene, die das Verlangen nach Glück aus der Ethik verbannt haben, haben es in der Tat entstellt und verleumdet, obwohl es doch ein mächtiger Strahl der Ebenbildlichkeit Gottes in uns ist. Wenn wir das Verlangen nach Glück als untrennbar von dem Guten verstehen, können wir dem Streben nach Glück wieder genuine moralische Bedeutung zuteil werden lassen und ihm so seine ursprüngliche Würde zurückerstatten. (Fs)
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