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Autor: Mehrere Autoren: Handbuch der Kirchengeschichte

Buch: Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 3/2 - Die mittelalterliche Kirche: Vom Hochmittelalter Bd. 3/2

Titel: Iserloh, Erwin, 41. Der Nominalismus ... via antiqua und via moderna

Stichwort: Ockham, Gnade; Pelagianismus

Kurzinhalt: Gnade ist für Ockham nicht eine Kraft, die sich dem Menschen mitteilt, ihn neu macht und zu verdienstlichem Handeln befähigt, sondern die Huld Gottes, ...

Textausschnitt: 432d Einen Unterschied zwischen einem natürlichen und übernatürlichen Akt gibt es im Grunde für Ockham nicht, sie sind 'eiusdem rationis' (I Sent. d. 17 q. l K). Der Mensch kann auch aus rein natürlicher Kraft Gott über alles lieben. Hiermit und mit seiner ausschweifenden Spekulation darüber, daß an sich die habituelle Gnade zur Seligkeit nicht nötig sei, bringt Ockham sich in den Verdacht des Pelagianismus. Er dagegen behauptet, vor jeglichem Pelagianismus gefeit zu sein, weil nach ihm Gott allem Geschaffenen gegenüber unabhängig, niemandes Schuldner sei und nichts im Menschen, weder etwas Gutes noch etwas Böses, auch keine der Seele inhärierende übernatürliche Form, Gott nötigen könne, jemand zu beseligen oder zu verdammen (I Sent. d. 17 q, l M; q. 2 E; III Sent. q. 5 L; Quotl. VI q. l). Kein Akt ist verdienstlich wegen seiner ihm eigenen Qualität, mag sie auch von Gott gewirkt sein, sondern nur auf Grund der göttlichen Annahme1. Nur ein Theologe, der die Heilige Schrift aus dem Auge verloren hat, und ein Nominalist, der nicht mehr fragt, welcher Seinsgehalt einem Begriff zukommt, kann die seinsmäßige und personale Bedeutung der Caritas so außer acht lassen. Nur er kann das Zusammenbestehen von Sündenhabitus und eingegossener Liebe für möglich halten, kann andererseits habituelle Gnade bzw. Liebe und Seligkeit so weit auseinanderreißen und nicht mehr realisieren, daß in die Liebe, mit der Gott sich selbst notwendig liebt, auch der einbezogen ist, der am göttlichen Leben Anteil hat und nicht nur Kind Gottes heißt, sondern auch ist (l Jo 3, l). Gnade ist für Ockham nicht eine Kraft, die sich dem Menschen mitteilt, ihn neu macht und zu verdienstlichem Handeln befähigt, sondern die Huld Gottes, mit der er den Menschen annimmt oder nicht, wie es ihm gefällt2. (Fs)

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