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Autor: Mehrere Autoren: Handbuch der Kirchengeschichte

Buch: Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 3/2 - Die mittelalterliche Kirche: Vom Hochmittelalter Bd. 3/2

Titel: Iserloh, Erwin, 41. Der Nominalismus ... via antiqua und via moderna

Stichwort: Nominalismus: Drang nach Neuem; potentia dei absoluta; Trennung von Denken und Sein: Sakramente, Ethik

Kurzinhalt: ... die erkenntnistheoretische Ausgangsposition des Nominalismus, die eine Trennung von Denken und Sein bedeutet, hat sich viel unmittelbarer auf allen anderen Gebieten ausgewirkt, als es zunächst scheint.

Textausschnitt: 428a Der Nominalismus des 14. Jh. ist richtig, aber nicht hinreichend gekennzeichnet, wenn man 'als seinen innersten Kern einen ungezügelten Drang nach Neuem, verbunden mit einer starken Neigung zu rein skeptischer und zersetzender Kritik', angibt1. Diese Beschreibung ist zu formal und zu wenig inhaltlich bestimmt. Denn die erkenntnistheoretische Ausgangsposition des Nominalismus, die eine Trennung von Denken und Sein bedeutet, hat sich viel unmittelbarer auf allen anderen Gebieten ausgewirkt, als es zunächst scheint. Schon die vielfach verstiegene Spekulation mit ihren subtilen und spitzfindigen Fragestellungen, die das Denken der Zeit auszeichnet, ist das Ergebnis einer Wissenschaft, die es nur noch mit Begriffen und nicht mit dem Sein zu tun hat. Je mehr die Begriffe an Seinsgewicht verloren, um so leichter ließen sie sich handhaben, um so weniger fühlte man sich veranlaßt, die Ergebnisse des Denkens an der Wirklichkeit zu prüfen. Die Trennung von Denken und Sein führte in der Theologie zu einer Vorliebe für die Untersuchung aller nur denkbaren Möglichkeiten auf Grund der potentia dei absoluta und zu einer Vernachlässigung des in den Offenbarungsquellen faktisch vorgegebenen und verbindlichen Heilsweges. War der echte Symbolcharakter des Wortes und Begriffes aufgegeben, dann blieb bald für Symbole überhaupt kein Platz mehr. Damit war aber auch der Zugang zu einem tieferen Verständnis der Sakramente versperrt. In der Ethik beweisen eine radikale Trennung von Sein und Sollen und der damit verbundene Formalismus und Voluntarismus den nominalistischen Grundzug. Auch in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen wäre die Kritik oft nicht so maßlos, wären die verfochtenen Ansprüche nicht so übertrieben gewesen, wenn man die Wirklichkeit mehr im Auge behalten hätte2. (428f; Fs) (notabene)

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