Autor: Rhonheimer, Martin Buch: Sexualiät und Verantwortung Titel: Sexualität und Verantwortung Stichwort: Humanae vitae; Grundfrage, Ausgang: verantwortliche Elternschaft Kurzinhalt: Die kontrazeptive Wahl besteht darin, ein Verhalten zu wählen, durch das die Fruchtbarkeit des Sexualverkehrs verhindert ... wird ... Die Wahl periodischer Enthaltung hingegen impliziert keinerlei Willen ... Textausschnitt: 23a Um den kontrazeptiven Akt in seiner "Reinheit" zu identifizieren - d.h. zum Zwecke einer korrekten Analyse - sollten wir deshalb von einem anderen Fall ausgehen, der ja auch derjenige ist, mit dem sich "Humanae vitae" selbst in erster Linie auseinandersetzt: Der eigentliche Fall verantwortlicher Elternschaft. Dies ist jener Fall, in dem Eheleute, die ihre elterliche Berufung bejahen und ihr gegenüber voll offen stehen, aus ernsthaften Gründen, in denen sie Gottes Willen erblicken, zum Schluß kommen, sie sollten, zumindest vorläufig, keine weiteren Kinder bekommnen. HV hat diese Situation exakt beschrieben und stellt im Vergleich zur Möglichkeit zeitweiser Enthaltung (in Nr. 16) fest: "Zweifellos sind in beiden Fällen die Gatten sich einig, daß sie aus guten Gründen Kinder vermeiden wollen, und dabei möchten sie auch sicher sein." Gemäß der Lehre der Enzyklika wäre in diesem Fall periodische Enthaltung vollkommen erlaubt; Empfängnisverhütung hingegen wäre es nicht. Ein und dieselbe gute Absicht führt hier zu einer unterschiedlichen Handlungswahl. Ohne Zweifel besteht hier in keinem der beiden Fälle eine Absicht, den prokreativen Sinngehalt ehelicher Liebe als Dienst an der Weitergabe menschlichen Lebens zugunsten anderer, nicht elterlicher Verantwortung entspringender Präferenzen auszuschalten. Im Gegenteil: Die Einsicht der Ehegatten "Wir sollten kein weiteres Kind bekommen" oder "Sie (Ich) sollte nicht schwanger werden" basiert auf ernsthaften und gerechtfertigten Gründen, und sie ist eine voll im elterlichen und prokreativen Sinngehalt ehelicher Liebe eingebettete Einsicht. In beiden Fällen bildet sich die Intention, eine Empfängnis zu vermeiden (so lange die gegenwärtigen Umstände anhalten), eine Intention, die voll und ganz in den Kontext prokreativer Verantwortung integriert ist. (Fs) (notabene) |