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Autor: Rhonheimer, Martin

Buch: Natur als Grundlage der Moral

Titel: Natur als Grundlage der Moral

Stichwort: Ehe - Leiblichkeit; Dualismus - ganzeitliche Sicht; Spiritualismus; Analogie: Seele - Körper; Intellekt -> phantasma

Kurzinhalt: ... wobei mit "Spiritualismus" hier eine Anthropologie und Ethik gemeint sind, in der Leiblichkeit und Sinnlichkeit im Kontext menschlichen Handelns keine im sittlichen Sinne konstitutive Bedeutung zugesprochen wird ...

Textausschnitt: 107a Wie nun eine solche Pervertierung im zweiten Sinne überhaupt ein moralisches Übel zu sein vermag ist nur - es sei wiederholt - aufgrund einer personal-ganzheitlichen Sicht des Menschen verständlich, in einer Anthropologie des "animal rationale". Geht diese ganzheitliche Sicht verloren, die allein eine Ethik des Leibes und der Sinnlichkeit ermöglicht1, dann befindet man sich auf den Wegen einer auf dualistischen Argumentationsbasis beruhenden spiritualistischen Fehldeutung des Menschen, - wobei mit "Spiritualismus" hier eine Anthropologie und Ethik gemeint sind, in der Leiblichkeit und Sinnlichkeit im Kontext menschlichen Handelns keine im sittlichen Sinne konstitutive Bedeutung zugesprochen wird, sondern - aufgrund einer dualistischen Gegenüberstellung von "Person" und "Natur" - alle menschlichen Akte als ursprünglich geistige Phänomene angesehen werden, die sich erst im Nachhinein auch auf der Ebene einer bezüglich dieser Akte selbst indifferenten (in sich "untermenschlichen" oder "unterpersonalen") Leiblichkeit und Sinnlichkeit "ausdrücken" oder "inkarnieren" lassen, wobei diese Ebene des "Ausdruckshandelns" für den Geist ein jeder eigener moralischen Sinnhaftigkeit entbehrendes "materiales" Feld ist, über das gestaltend "verfügt" werden kann.2 (Fs) (notabene)

107b Eine personal-ganzheitliche Anthropologie und Ethik zeichnen sich jedoch dadurch aus, daß in ihnen, wie beim hl. Thomas der Fall, die geistigen Akte zwar als die spezifischen und letztlich sinn- und ordnungsstiftenden verstanden werden; gleichzeitig aber auch erkannt wird, daß Leiblichkeit und Sinnlichkeit Fundament und Träger aller geistigen Akte sind. So wie nämlich die Seele für ihre geistigen Akte zwar keiner körperlichen Organe bedarf, so sind diese dennoch auf den Körper angewiesen, um überhaupt zu ihrem Vollzug zu gelangen. Das gilt ja gerade auch für alle Akte intellektiver Erkenntnis, die ohne "phantasma" und deshalb auch ohne "conversio ad phantasmata" geradezu gegenstandslos blieben. Denn die menschliche Seele ist von Natur aus Form eines Körpers, und die Trennung von ihm widerstreitet ihrer Natur, ist ihr "contra naturam". (Fs) (notabene)

108a Ebenso bedarf der menschliche Akt der Liebe nur in seiner spezifischen Geistigkeit als solcher betrachtet keiner weiteren Fundamente; aber wenn sich diese Liebe von ihrem leiblichen und sinnlichen Fundament mit seiner im eigenen Sinnstruktur ablöst, dann ist sie gewissermaßen nicht mehr in dieser Welt und bleibt im Doppelsinne des Wortes "gegenstandslos". Zuletzt wird dann auch gerade aufgrund einer solchen ganzheitlichen Sicht der Person wirklich verständlich, daß sich im Vollzug menschlicher Liebe in ihrer Form als ehelicher Liebe, diese gerade auf der Ebene von Sinnlichkeit und Leiblichkeit auszudrücken vermag und sich ausdrücken muß, ohne daß dabei die Gefahr einer Instrumentalisierung des eigenen Leibes und desjenigen des anderen bestünde. (Fs)

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