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Autor: Rahner, Karl

Buch: Schriften zur Theologie IV

Titel: ZUR THEOLOGIE DES SYMBOLS

Stichwort: Resultanz; Ausgießung der substanziellen Form in die materia prima (Quantitä)

Kurzinhalt: Indem die substantielle "Form" ("ausgegossen werdend") sich weggibt an die materia prima als den ontologischen

Textausschnitt: 288a In den Bereich eines kundmachenden und so (im weitesten, aber ursprünglichen Sinn) Symbol setzenden Selbstvollzugs gehören aber über den Begriff der Formalursächlichkeit hinaus noch andere Begriffe der thomistischen Ontologie. So ist hier der Begriff der "Resultanz" zu erwähnen. Thomas kennt ja ein endliches Seiendes nicht nur als einfach fertige, in ihrem Wesen und ihren Fähigkeiten von Gott konstituierte Wirklichkeit, die als solche statisch-passive Wirklichkeit dann ihre einzelnen akzidentellen, von der Substanz effizient-kausal zwar getragenen und insofern diese selbst "bestimmenden", aber sie in ihrer inneren Natur doch unberührt lassenden Akte (transeunter oder immanenter Art) setzt, sondern er weiß von einem inneren Selbstvollzug (natürlich unter der schöpferischen Wirkmacht Gottes) des totalen Wesens selbst im voraus zu seinen akzidentellen "zweiten" Tätigkeiten, von einem Selbstvollzug, der sachlich und begrifflich bei Thomas nicht einfach auf die formalmateriale Kausalität zurückgeführt werden kann, so wie wir diese gewöhnlich in der traditionellen Schulphilosophie kennen, und noch weniger unter die Kategorie der üblichen (zweiten) "Tätigkeit" subsumiert werden kann. Thomas kennt so z. B. eine Resultanz, ein "Erfließen" der Fähigkeiten aus dem Substanzgrund. Er kennt also einen Selbstaufbau des totalen Wesens (zu dem ja auch die Fähigkeiten gehören unbeschadet ihres Akzidenzseins); der substantielle Grund geht aus in seine Fähigkeiten und kommt so erst eigentlich zu seiner eigenen Möglichkeit; er findet sich selbst (denn er selbst muß ja z. B. geistig usw. sein), indem er das "Andere" seiner Fähigkeit (die ja nach Thomas real vom substantiellen Grund verschieden ist) aus sich heraussetzt. Mit dieser Setzung des anderen in Resultanz innerhalb der Einheit desselben Seienden, durch die das Wesen erst vollendet gegeben ist, ist zwar noch nicht ohne weiteres ein inneres und konnaturales Symbol als zum Seienden gehörendes Moment seines Selbstvollzugs gegeben (bzw. soll der Gedanke hier nicht in diese Richtung weiterverfolgt werden), aber, was hier genügt, aus der Theorie des Entsprungs und der Resultanz einer Fähigkeit, eines Vermögens, eines Akzidenz ist doch nachgewiesen, daß der Ansatzpunkt für unsere vorgetragene Theorie des Symbols durchaus thomistisch ist. Und das genügt hier. Nur in einer bestimmten Richtung sei das eben Gesagte weitergeführt: Die Resultanz ist nach Thomas auch als gegeben anzusetzen bei der Bildung der bestimmten Quantität als solcher (von räumlich abgegrenzten Dimensionen) und als des Trägers anderer qualitativer Eigenschaften in einem materiellen Seienden. Indem die substantielle "Form" ("ausgegossen werdend") sich weggibt an die materia prima als den ontologischen (von sich noch ohne bestimmte Dimensionen seienden) Grund der Raumzeitlichkeit, wird in dieser Mitteilung auch die bestimmte Quantität erwirkt als real von der Substanz (aus forma substantialis und materia prima) verschiedene und ihr doch entspringende Wirklichkeit. Diese Quantität (heute würden wir das Gemeinte abgesetzte, konkrete Raumzeitlichkeit oder raumzeitliche Gestalt nennen) mit ihren bestimmten qualitativen (aber auf dieser Raumzeitlichkeit basierenden) weiteren Bestimmungen ist nun aber nach Thomas eindeutig aufzufassen als die "species" , die Gestalthaftigkeit, der Anblick, den der substantielle Grund sich erwirkt, um sich selbst zu vollziehen, sich so "auszudrücken" und anzuzeigen. Die "species" der materiellen Dinge ist unzweifelhaft das vom Wesensgrund her erwirkte, in der unterschiedenen Einheit mit dem Wirkgrund behaltene, die notwendige "Vermittlung" des Selbstvollzugs seiende "Symbol", in dem sich das materielle Seiende hat und sich anzeigend (in der Variationsbreite seines Wesens) darbietet. Im Fall der species der materiellen Dinge haben wir (auf dieser bestimmten Seinsebene und den damit gegebenen Voraussetzungen) bei Thomas wirklich alle Elemente, die wir in einer allgemeineren Ontologie des pluralen Seienden für den ursprünglichen Begriff des Symbols entwickelt haben: die Bildung des Symbols als eines Selbstvollzugs des Symbolisierten selbst, die innere Zugehörigkeit des Symbols zum Ausgedrückten selbst, die Selbstverwirklichung durch die Bildung dieses wesensentspringenden Ausdrucks. Auf eine andere Lehre, auf die zur Bekräftigung des gewonnenen Symbolbegriffs aus der Scholastik hingewiesen werden kann, kommen wir ausführlicher in einem anderen Zusammenhang zurück: auf die Lehre von der Seele als "forma" des Leibes und des Leibes als Ausdruck der geistigen Grundwirklichkeit des Menschen.

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