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Autor: Finance de Joseph

Buch: Grundlegung der Ethik

Titel: Grundlegung der Ethik

Stichwort: Verhältnis: Zweck - Mittel (3 Arten)

Kurzinhalt: 1. Anzielen des Zwecks an ihm selbst, doch nicht ausdrücklich als Zweck. 2. Anzielen des Zwecks als Zweck und damit des Mittels als Mittel oder ... 3. Anzielen des Mittels an ihm selbst

Textausschnitt: 25e Schließlich - und dann erst erscheint der Zweckmäßigkeitsbezug in voller Deutlichkeit - ist es so weit, daß Zweck und Mittel ausdrücklich angezielt werden. Ich will dieses hier um jenes anderen dort willen. Ich will dieses Buch schreiben und beschließe zu diesem Zweck, die und die Bücher zu lesen. (71; Fs) (notabene)
25f Es ist festzuhalten, daß sich die Aufmerksamkeit bald mehr dem Zweck, bald mehr dem Mittel zuwenden kann, was leicht dazu führt, diesen strukturellen Typ auf einen der obengenannten zurückzuführen. Einmal ist es der Zweck, der nach dem Mittel zu schreien scheint, dann wieder ist es das Mittel, das den Willen über es selbst hinaus zu weisen scheint. Wir haben es also mit einer labilen Struktur zu tun, die immer gerade dabei ist zu zerfallen. Und tatsächlich, wenn auch der Zweck als solcher und das Mittel als solches in einem und demselben Akt gewollt werden, verhält es sich doch ganz anders, sobald der Zweck und das Mittel getrennt jeweils seiner eigenen Realität gemäß ins Auge gefaßt werden. Denn diese jeweilige Realität geht nicht in deren teleologischer Funktion auf. Die Bücher, die ich gelesen haben muß, ehe ich dieses Buch verfassen kann, weisen auch noch andere Aspekte außer diesem Nutzen auf: sie sind interessant oder langweilig, ich brauche viel Zeit dazu, sie nützen mir anderweitig usw. Ich kann sie also in einem Akt anzielen, der nicht mehr identisch ist mit dem Anzielen meines zu schreibenden Buches; der allenfalls noch beiläufig Bezug zu meinem Buch hat oder überhaupt nichts mehr mit diesem zu tun hat. Darum rechtfertigt der Zweck die Mittel nicht. Damit er sie rechtfertigte, dürften die Mittel nur Mittel sein, müßte sich ihre innerlich-wesenhafte Zweckmäßigkeit ganz und gar in ihrem Bezug zu dem betreffenden Zweck erschöpfen und müßte dieser Bezug alle sonstigen Bezüge ausschließen. Dann aber brauchten diese Mittel gar nicht mehr gerechtfertigt zu werden, weil sie ihrem Wesen nach schon recht wären, sofern der Zweck es wäre. (71f; Fs) (notabene)
25e Pauschal läßt sich der Übergang vom Zweck zu den Mitteln als ein Geschehen in drei Etappen darstellen: 1. Anzielen des Zwecks an ihm selbst, doch nicht ausdrücklich als Zweck. 2. Anzielen des Zwecks als Zweck und damit des Mittels als Mittel oder, was auf dasselbe hinausläuft: Anzielen der Mittel-Zweck-Struktur, mitsamt dem obenerwähnten Gleiten der Aufmerksamkeit. (Es ist gleich hier festzuhalten, daß in diesem Anzielen die Festlegung des Mittels keineswegs schon einbegriffen ist: Das Mittel kann fraglich bleiben.) 3. Anzielen des Mittels an ihm selbst und nicht mehr ausdrücklich als Mittel. Hier stoßen wir wieder auf ein Phänomen, auf das wir weiter oben schon hingewiesen haben: Die Umwandlung des Nützlichen ins Lustbringende vermöge einer Verschiebung des Interesses zu den Mitteln hin (18). Es ist nur darauf hinzuweisen, daß eine solche Verschiebung zweierlei Ursachen haben kann. Es kann eine echte Übertragung vorliegen, analog jener, mit der sich die Psychoanalyse zu befassen hat:

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