Datenbank/Lektüre


Autor: Finance de Joseph

Buch: Grundlegung der Ethik

Titel: Grundlegung der Ethik

Stichwort: Das Gute: Stimulus des Handelnd (eg: delectabile, utile, honestum); das Lustbringende - Mittel

Kurzinhalt: Stimulus: Wahrnehmen eines Wertes am Objekt, der uns das Objekt als ein Gut darstellt; Lust: Widerhall einer Seinsfülle

Textausschnitt: 18. Am Ursprung unsres Wollens liegt also immer das Wahrnehmen (und das Bejahen) irgendeines Wertes am Objekt, der uns das Objekt als ein Gut darstellt (Objekt ist hier im weitesten Sinn zu verstehen, einschließlich gerade auch der Aktivität des Subjekts, insofern sie erkannt und gewollt wird). Anders ausgedrückt: die Form, die die realisierende Aktivität des vernunftbegabten Subjekts determiniert, ist nicht jene, die das Objekt bloß als eine Bestimmung des Seins darstellt, sondern sie ist die Form, die das Objekt hinsichtlich seines Gutseins zeigt. Oder falls man das im Wollen vorausgesetzte Urteil betrachtet, besteht dieses Urteil nicht darin, daß es dem Objekt irgendein ontologisches Merkmal zuspricht, z. B. seine Möglichkeit, sein Zugehören zu dieser oder jener Klasse, zu einer bestimmten Art, seine objektiven Bezogenheiten usw., sondern es ist ein Werturteil. Kurzum, das wahrgenommene und beurteilte Gut ist das eigentliche Motiv - man möchte fast sagen: der Stimulus, der Anreiz - des Willens. (53; Fs) (notabene)
18a Das Gute ist aber kein eindeutiger Begriff. Im soeben analysierten Beispiel haben wir drei auf nichts Ursprünglicheres zurückführbare Typen des Guten erkannt, die schon von Platon und Aristoteles unterschieden wurden: das lustbereitende Gute, das nützliche Gute und das sittliche Gute . Fürs erste sieht es so aus, als ob das Nützliche unsere Aufmerksamkeit nicht lange in Anspruch zu nehmen brauchte. Weil es wesenhaft auf irgendeinen verfolgten Zweck, auf irgendein begehrtes Gut bezogen ist, vermag es nicht als es selbst ein Motiv im eigentlichen Sinn zu bilden. Seine bewegende Kraft strömt ihm von anderswoher zu. Darüber täuscht hinweg, wie Stuart Mill und dann Spencer ganz klar feststellten , daß die Mittel leicht jene Aufmerksamkeit und jenes Interesse, die ursprünglich auf den Zweck gerichtet sind, auf sich selber ziehen, zumal wenn es bei ihrem Einsatz Hindernisse oder Schwierigkeiten gibt. Je mehr sich aber der Gedanke an den eigentlichen Zweck verwischt, je mehr sich nur noch das Mittel zu ihm im Bewußtsein breitmacht, desto weniger scheint das Mittel noch als bloßes Mittel gewollt: das Nützliche bietet sich als Lustbereitendes oder sittlich Gutes dar. Dem klassischen Geizhals bereitet es hohe Lust, seine Taler und Wertpapiere zu horten und nachzuzählen; heutzutage haben wir es mit der Mystik der "Leistung" zu tun. Es blieben also eigentlich nur noch das Lustbereitende und das sittlich Wertvolle übrig, beide um ihrer selbst willen begehrt und erstrebt; beide als eigenständige Motive, doch jedes auf je andere Weise. (53f; Fs) (notabene)

____________________________

Home Sitemap Lonergan/Literatur Grundkurs/Philosophie Artikel/Texte Datenbank/Lektüre Links/Aktuell/Galerie Impressum/Kontakt