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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Die sittliche Weltordnung

Titel: Die sittliche Weltordnung

Stichwort: Homo naturaliter desiderat beatitudinem; die Glückseligkeit; Pax est tranquillitas ordinis

Kurzinhalt: drei Arten des Nützlichen: utile, delectabile, honestum;

Textausschnitt: 3/E4 Thomas unterscheidet vom absoluten Gut, welches das absolut vollkommene Sein ist, das relative Gut, als welches nur das relativ vollkommene Sein ist. Diese Welt des Bedingten ist objektiv gut in ihrer vom Schöpfer gestifteten Seinsverfassung, subjektiv gut als Zielgut des menschlichen Strebens. Als solches aber entfaltet es sich in den drei Arten des Nützlichen (utile), des Freulichen (delectabile) und des sittlich Würdigen (honestum). Das letztere behauptet als Maß und Schranke den Vorrang vor den beiden andern Arten von Gut, es ist, im Unterschied von diesen, begehrenswert um seiner selbst willen. Was immer aber die Bewegung eines Begehrens stillend beendigt, ist auch freulich. Da nun in der Wertstufe an unterster Stelle das Nützliche steht, das nicht den Charakter des Zweckes, darum des Guten, sondern des Dienlichen trägt, über ihm das Freuliche, das bedingterweise Zweck ist und sein darf, zuhöchst aber, weil es seinen Wert in sich selbst trägt und darum Zweck schlechthin ist, das honestum, so ist es, wegen eben dieses Charakters, als erfüllter Zweck auch erfüllendes Gut, d. h. begleitet von Glückseligkeit (versteht sich einer unvollendeten, der Zeitlichkeit gemäßen). Freuung folgt immer einem Gut, und immer ist Gut von Freuung begleitet. Wie also Gut seiner selbst wegen begehrt wird, so auch Freuung insofern, als sie nämlich Stillung und Beseligung im Zielgut des Willens ist. Darum kann Thomas sagen, es laufe auf denselben Sinn hinaus, daß man nach Gut und daß man nach Freuung begehrt, die ja nichts anderes ist als die Stillung der Begehr in Gut . Wenn er also an der Spitze seiner Ethik als Endzweck des menschlichen Lebens die Glückseligkeit hinstellt, so will erst die Auseinanderlegung dieses Satzes vernommen sein, bevor man das Verhältnis seiner Moral zum Eudämonismus beurteilt. (56f; Fs)

4/E4 Wie Thomas das Sittliche nicht wesentlich von Nutzen und Wohlfahrt bestimmt sein läßt, also nicht Utilitarist im Sinne der bekannten englischen Moralphilosophen des 17. und 18. Jahrhunderts oder der nicht erst lange philosophierenden Praxis einer vom Nutzen regierten Zivilisation ist, so ist seine Güterethik weder individual- noch sozialeudämonistisch. Er sagt nicht: Gut ist, was einen Willen oder eine Gemeinschaft befriedigt und weil es sie befriedigt; er sagt: Gut befriedigt den Willen, und zwar weil und insofern es Gut ist. Er kennt das Lustverlangen als seelische Triebfeder des Handelns, aber er macht es nicht zum letzten Wertmaßstab, so als ob das Glück in der Tugend auch der Zweck der Tugend wäre und ihren Gutcharakter bestimmte. Er baut nicht eine Ordnung der Dinge oder Werte auf das Ideal der Beglückung, er hält es umgekehrt mit der Wahrheit des Augustinus: Pax est tranquillitas ordinis, aus der Ordnung kommt die Ruhe. In der Fahndung nach dem wahrhaft beseligenden Gut streicht er in seinem Güterkatalog eins ums andere als nicht vollgenügend bis zum letzten, das allein die vollkommene Glückseligkeit gewährt - und dieses liegt jenseits von Welt und Dasein: die Einung an Gott in der Schauung seiner Wesenheit . (57; Fs)

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