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Autor: Thomas, Aquin von

Buch: Die sittliche Weltordnung

Titel: Die sittliche Weltordnung

Stichwort: Omne agens agit propter finem; Teleologie des Sittlichen; Monismus: monistische Auslegung des Zweckhaften

Kurzinhalt: ... wonach also der Zweck objektiv von innen heraus das Werden der Dinge bestimmt; er ist als ein Ziehen (trahere) wirksam in allem, was sich regt und wegt, ja er ist "das Beste bei jedem Ding".

Textausschnitt: 1/E1 Omne agens agit propter finem: alles Tätige ist zweckhaft tätig. Dieser Satz der Seinslehre des Thomas ist die Grundlage für die Betrachtung des Zweckes im Sittlichen, die seine Ethik eröffnet. Man muß sich von Anfang klar darüber sein, daß seine Teleologie, also die Lehre, nach welcher die Bewegung des Weltgeschehens von Zweckursachen beherrscht wird, nicht nur als Prinzip des menschlichen Denkens (wie bei Kant und anderen) gemeint ist, sondern als konstitutiv für die Außenwelt selbst, wonach also der Zweck objektiv von innen heraus das Werden der Dinge bestimmt. Er behauptet in der Ordnung der Ursachen den höchsten Rang, er ist die Ursache der Ursachen, er ist als ein Ziehen (trahere) wirksam in allem, was sich regt und wegt, ja er ist "das Beste bei jedem Ding". (45; Fs)

2/E1 Eine Teleologie des Sittlichen losgetrennt von der allgemeinen Teleologie der Seinswelt überhaupt ist also bei Thomas schon deshalb nicht zu erwarten, weil ihm der Zweckgedanke nicht nur eine subjektive Angelegenheit des Menschen ist. Wird aber das Dasein und die Wirksamkeit von Zweck auch für die außermenschliche Dingwelt angenommen, so ist zunächst die Anschauung möglich, daß das Zweckliche in der Natur der Dinge selbst gelegen ist. Bei dieser immanentistischen oder monistischen Auffassung hat sich die wissenschaftliche Naturerklärung, wenn sie schon den Zweckgedanken wenigstens methodisch als menschlich gemäßen Erklärungsgrund nicht entbehren wollte oder konnte, in alter wie in neuer Zeit beruhigt. Von den Griechen bis heute erhob sich immer wieder ein aus tiefer Abneigung oder aus wissenschaftlichen Beweggründen hervorgehender Einspruch gegen die teleologische Betrachtung des Weltprozesses überhaupt. Aber trotz Bacon, Descartes und Spinoza war sie im 18. Jahrhundert, so mit Leibniz, wieder zur Stelle, und auch das Jahrhundert Darwins und Nietzsches hat ihre Geltung so wenig gebrochen, daß die jüngste Wissenschaft von den Lebensvorgängen mit Anaxagoras, Platon und Aristoteles wiederum auf gutem Fuße steht. (45f; Fs)

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