Inhalt


Stichwort: Wissen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Wissen - 3 Stufen

Index: Wissen - Irrtümer; Positivisten, Pragmatisten; Relativisten, Idealisten; Realisten

Kurzinhalt: ... nevertheless this same position is defended in many different ways: at one time it takes the form of materialism, then of sensism, third of empiricism, fourth of phenomenalism, fifth of positivism, and sixth of pragmatism. Others, however...

Text: 317a In addition to the subtlety of the question there is its profundity. Knowledge that is properly human is achieved in three steps: first, we experience externally or internally; second, through inquiry into the data of sense or of consciousness, we understand and conceive; and third, by reflecting and pondering the evidence we affirm what is true, and through truth as through a medium we know being. But it is one thing to complete the process of knowing through these three steps and quite another to come to know by this same three-step process that our knowledge is achieved in these three steps. For this reason, in completing these three steps, those who come to know only the first step join the ranks of the empiricists, who do not acknowledge that there is anything we can know besides external sensible data and an internal empirical 'ego.' Despite the fact that this position is manifestly in conflict with their own intelligence, nevertheless this same position is defended in many different ways: at one time it takes the form of materialism, then of sensism, third of empiricism, fourth of phenomenalism, fifth of positivism, and sixth of pragmatism. Others, however, in completing this three-step cognitional process, do so in such a way that they clearly and distinctly grasp not only the first step but also the second. And since the same or similar data of sense and data of consciousness are wont to be understood by different persons in different ways, there are some that are called relativists, who cannot consider any intelligible to be absolutely true, or immanentists, for whom truth, through which alone being is attained, is unknown, or idealists, who hold that nothing can be true except a perfect understanding of all intelligibles, or instrumentalists, who hold that any intelligible is true only as long as it leads to successful practical results, and so forth. Others, finally, not only know by the three-step cognitional process but also grasp the nature of those three steps. They are the realists, who affirm that being that is proportionate to our knowing is composed of potency, form, and act, just as our knowing is achieved through experience, understanding, and judging. (Fs) (notabene)

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Stichwort: Wissen

Autor, Quelle: Leppin, Volker, Wilhelm von Ockham

Titel: Definition - Ockham, Scotus

Index: "Wissenschaftliche Erkenntnis ist eine evidente Erkenntnis eines Wahren und Notwendigen, die geeignet ist, durch vermittels syllogistischem Diskurs hierauf angewandte Prämissen verursacht zu werden."

Kurzinhalt: Wissenschaftlichkeit entstand durch die Kombination schon zuvor evident erkannter Prämissen im Rahmen des anerkannten syllogistischen Schlussverfahrens, nach dem aus einem Obersatz und einem Untersatz eine Schlussfolgerung zu ziehen war.

Text: 54c Bei Ockham selbst verknüpfte sich in der Zentralstellung der Logik zweierlei: Zum einen ging es ihm um den methodischen Charakter des logischen Denkens, der generell Wissenschaftlichkeit ausmacht und definiert. Neben dieser Akzentuierung auf eine bestimmte wissenschaftliche Verfahrensweise war Ockham aber auch ein Umbau der gesamten Wissenschaftssystematik wichtig: Logik als Wissenschaft von dieser Methode aber rückte hierdurch zugleich - und das ist der eigentliche Effekt von Ockhams kritischem Denken - in eine Stellung ein, die sie zum Gegenüber sämtlicher anderer Wissenschaften machte. (Fs)

55a Zu den Merkmalen von Wissenschaftlichkeit gehörte nicht allein die Evidenz, sondern auch der syllogistische Diskurs. Die Definition des Wissens, die Ockham ziemlich weitgehend von Robert von Cowton übernahm1, der sie seinerseits in Auseinandersetzung mit Duns Scotus entwickelt hatte, lautete in vollem Wortlaut:
"Wissenschaftliche Erkenntnis ist eine evidente Erkenntnis eines Wahren und Notwendigen, die geeignet ist, durch vermittels syllogistischem Diskurs hierauf angewandte Prämissen verursacht zu werden."2

Der syllogistische Diskurs diente demnach vor allem der Vermittlung von Evidenz:
Wissenschaftlichkeit entstand durch die Kombination schon zuvor evident erkannter Prämissen im Rahmen des anerkannten syllogistischen Schlussverfahrens, nach dem aus einem Obersatz und einem Untersatz eine Schlussfolgerung zu ziehen war. Das berühmteste Schulbeispiel hierfür lautet:

Sokrates ist ein Mensch
Alle Menschen sind sterblich
Also ist Sokrates sterblich

55b Als Prämissen können dabei solche Sätze angewandt werden, die ihrerseits evident sind, das heißt die entweder ihrerseits durch ein solches Verfahren aus evidenten Erkenntnissen mit Evidenz abgeleitet wurden, oder die ihrerseits aus sich heraus evident und nicht mehr ableitbar sind. Diese nicht mehr syllogistisch ableitbaren Sätze sind die Prinzipien, die in der Regel dem Verstand unmittelbar einsichtig sind.3 Wissenschaft bedeutet also, dass bekanntes Wissen erweitert wird, indem man es neu und überraschend kombiniert. Dabei wird die Ausgestaltung des Wissens immer feiner - und umgekehrt ist sie von den Verästelungen aus, die sie im einzelnen Beweis, den ein Wissenschaftler gerade durchführen mag, schon erreicht hat, hinsichtlich der Begründung ihrer Gewissheit auf ihre letzten Grundlagen zurückzuführen: die Prinzipien. (Fs)

55c Neues Wissen beruht also nach diesem Verständnis nicht auf neuer empirischer Erkenntnis. Dies hatte Ockham - im Gefolge Roberts von Cowton4 - durchaus angedacht, wenn er erklärte, es gebe Prinzipien, die aus der Erfahrung gewonnen werden5. Ockham benannte hierfür sogar eine eigene Methode, die auf der Kombination von Erfahrungen mit einzelnen Exemplaren einer Art oder einer Gattung und dem Gleichförmigkeitsprinzip beruht: Unter der Annahme, dass alle Exemplare einer Art sich gleichförmig verhalten, kann es ausreichen, eine einzige Erfahrung mit einem einzigen Exemplar einer Art zu machen und diese aufgrund des Gleichförmigkeitsprinzips auf alle Exemplare dieser Art zu verallgemeinern. So könnte dann ein allgemeiner Satz über eine Art entstehen, der als Prinzip angewandt werden könne.6 Dies ist freilich ein Gedanke, der nur am Rande des Ockham'schen Denkens auftritt: Der Pionier der Naturwissenschaft, zu dem man ihn früher stilisiert hat7, war er nicht, und die große Phase des Oxforder Merton College lag nach seinem erzwungenen Fortgang aus England. In der Regel sind Prinzipien für Ockham per se nota, das heißt, sie sind aus sich selbst heraus evident. Es handelt sich um Sätze, die dem menschlichen Verstand unmittelbar einsichtig sind und die folglich keines weiteren Beweises mehr bedürfen; dies gilt insbesondere für zahlreiche Erkenntnisse der Mathematik und der Geometrie, aber nicht nur hier. Auch definitorische Erkenntnisse über das Wesen etwa des Menschen konnten durchaus als selbstevident anerkannt sein. Solche Prinzipien sind dem Menschen im intellectus gegeben, den schon Aristoteles in der Nikomachischen Ethik als Prinzipienhabitus und eine der Vernunfttugenden des Menschen bestimmt hatte.8 Hier schloss Ockham sich einfach an: Die Annahme, dass der Mensch im Grunde schon etwas weiß, ehe er anfängt, wissenschaftlich zu kombinieren, blieb unhinterfragt. Empirie mag zur Ergänzung dieses Wissens beitragen - Grundlage des Wissens schlechthin wird sie nie werden. (Fs)

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