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Stichwort: Raum

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., Die Einsicht

Titel: Raum, Zeit - Objektivität

Index: Raum, Zeno; absolute Objektivität

Kurzinhalt: Wenn der Raum nicht ist, dann ist er nichts; und zu behaupten, daß die Dinge im Nichts sind, ist sinnlos. Wenn der Raum aber ist, dann wiederholt sich die Frage - weil "sein" ja "im Raum sein" bedeutet.

Text: 438b Weiter, die absolute Objektivität impliziert gar nicht einen absoluten Raum oder eine absolute Zeit. Wenn es wahr ist, daß der Raum ist, dann ist das Absolute die Wahrheit und nicht der Raum. Ob der Raum absolut oder relativ ist, ist eine andere Frage. Wenn es wahr ist, daß der Raum aus einer unendlichen Anzahl unbeweglicher und leerer Orte besteht, dann ist Raum absolut. Wenn es wahr ist, daß Raum nicht ein solcher Inbegriff von Orten ist, dann ist Raum relativ. Was ist korrekt? Zumindest kann das Problem nicht gelöst werden, indem man sich auf die Tatsache beruft, daß ein wahres Urteil ein Unbedingtes setzt. (Fs)

438c Ferner, wie Zeno bewiesen hat, impliziert die Behauptung, daß etwas oder etwas anderes ist, nicht, daß es sich im Raum befindet. Würde sie dies implizieren, so könnte man fragen, ob der Raum (in dem dieses etwas ist) ist. Wenn der Raum nicht ist, dann ist er nichts; und zu behaupten, daß die Dinge im Nichts sind, ist sinnlos. Wenn der Raum aber ist, dann wiederholt sich die Frage - weil "sein" ja "im Raum sein" bedeutet. Wenn "X ist" "X ist im Raum" bedeutet, dann scheint zu folgen, daß "der Raum ist" "der Raum ist im Raum" bedeutet; der zweite Raum kann nicht mit dem ersten identisch sein, sonst würde er ihn nicht enthalten; und wenn er verschieden ist, dann kann er sein, nur wenn er in einem weiteren Raum ist, und so weiter ins Unendliche. (Fs) (notabene)

439a Dasselbe Argument gilt für das Sein in der Zeit. Wenn "sein" "sein zu irgendeiner Zeit" bedeutet, dann gibt es entweder die Zeit, oder es gibt die Zeit nicht. Wenn es die Zeit nicht gibt, dann ist "sein zu irgendeiner Zeit" einfach "sein". Wenn es die Zeit gibt, dann muß sie zu irgendeiner Zeit sein, und diese zu irgendeiner Zeit, und so weiter ins Unendliche. (Fs)

439b Die Interpretationen des Seins oder der absoluten Objektivität in den Termini von Raum und Zeit sind bloß ungebührliche Einmischungen der Phantasie. Die absolute Objektivität ist einfach eine Eigenschaft des Unbedingten; und das Unbedingte als solches sagt nichts über Raum und Zeit. Wenn die eigene Phantasie den Gebrauch der Präposition "in" aufzwingt, dann könnte man sagen, daß jedes Urteil sich im Kontext anderer Urteile befinde und jedes Unbedingte in einem Universum des Seins. Dann "der Raum ist", insofern er im Universum des Seins ist, und "die 380 Zeit ist", insofern sie im Universum des Seins ist, wobei "im Universum des Seins zu sein" "unbedingt zusammen mit anderen Fällen des Unbedingten zu sein" bedeutet. (Fs)


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