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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Thomas, Aquina von, Thomasausgabe Bd.3

Titel: Relation - Akzidens

Index: Relation im Unterschied zu den Akzidentien

Kurzinhalt: Alle anderen eigenschaftlichen Seinsweisen (Akzidentien) verändern, bestimmen das Sein ihres Trägers, ... Die Beziehung dagegen kann ohne Träger, als Selbstand gedacht werden, weil sie eben ...

Text: 396d Der Artikel des hl. Thomas baut auf einem streng aristotelischen Verständnis der Beziehung auf. Ganz allgemein besagt Beziehung nach Aristoteles das Hingeordnetsein auf ein Ziel. Sie erfordert also ein Vierfaches: einen Beziehungsträger, ein Ziel und einen Grund; aus diesen geht dann die Beziehung hervor. (Fs)

397a Eine Beziehung kann ganz im Wesen ihres Trägers verwurzelt sein. So sind Leib und Seele, Materie und Form wesensmäßig aufeinander hingeordnet. Ohne diese Hinordnung wäre z. B. der Leib nicht Leib, die Seele nicht Seele. Die Beziehung kann aber auch zum in sich bereits bestehenden Träger noch hinzukommen. Die Beziehung der Vaterschaft kommt zum Menschen als Träger erst durch den Akt der Zeugung hinzu. In Gott kann von Beziehungen erster Art nie die Rede sein, weil Er sonst wesenhaft auf ein anderes hinbezogen würde; Er wäre dann abhängig, unvollkommen Seinem Wesen nach, wie die Seele ohne den Leib unvollkommen ist. Die zweite Art der Beziehung, die hinzutretenden Beziehungen können naturwirklich oder auch nur gedanklich sein. Im letzteren Falle werden die Dinge rein gedanklich von uns aufeinander bezogen, ohne daß dafür ein vom Denken unabhängiger Grund vorhanden wäre. Die naturwirklichen (aber doch nicht im Wesen des Trägers verwurzelten) Beziehungen sind sehr zahlreich und verschiedenartig. Jeder Mensch, jedes Ding hat eine Unzahl von Beziehungen zu seiner Umwelt: Ähnlichkeit, Unähnlichkeit, Zuneigung, Zusammengehörigkeit aus diesem oder jenem Grunde (vgl. Bd. 1, Anm. [204] u. ö.). Solche Beziehungen nehmen unter allen Seinsweisen eine ganz besondere Stellung ein, insofern sie aus sich mit dem Wirklichsein nichts zu tun haben. Alle anderen Seinsweisen sind entweder Selbstand (substantia) oder dessen Eigenschaft, haben also immer etwas mit dem Wirklichsein zu tun, besagen eine bestimmte Seinsweise. Nur die Beziehung drückt keine Seinsweise ihres Trägers aus, doch ist sie in einer bestimmten Seinsweise des Trägers begründet. Diese ist nicht die Beziehung selbst, sondern ihre Voraussetzung, ihr Grund. Daraus ergibt sich eine wichtige Schlußfolgerung: Alle anderen eigenschaftlichen Seinsweisen (Akzidentien) verändern, bestimmen das Sein ihres Trägers, können also nicht als in sich bestehend, d. h. ohne Träger gedacht werden. Ohne Träger fehlt ihnen die Möglichkeit zu tun, was sie ihrem Wesen nach sollen: ein in sich bestehendes Sein eigenschaftlich bestimmen. Die Beziehung dagegen kann ohne Träger, als Selbstand gedacht werden, weil sie eben ihrem eigenen Wesen nach, als Beziehung, keine Seinsbestimmung des Trägers ist. Bei einer selbständigen Beziehung könnte man dann nicht mehr Träger und Beziehung unterscheiden; eine solche Beziehung trägt sich selbst. Wir wären natürlich nie auf den Gedanken gekommen, in sich selbst bestehende Beziehungen anzunehmen, wenn uns nicht die Lehre von der Dreifaltigkeit dazu geführt hätte, in Gott naturwirkliche Beziehungen anzunehmen, die nicht auf einem von ihnen verschiedenen Träger ruhen, sondern identisch sind mit dem göttlichen Wesen. (Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Sertillanges, Thomas

Titel: Relation - Seinsweise

Index: Wirklichkeit der Seinsweise der Relation

Kurzinhalt: ... wenn man die Beziehung als 'wirklich' erklärt, so will man sie damit nicht in törichter Weise in die Reihe der 'Dinge' stellen. Denn auch damit würde man ja die Ordnung der Dinge, die man gerade retten möchte, zerstören, weil ...

Text: 364 Wenn man dagegen will, daß das Universum in sich sei, und daß es Ordnung sei, so muß man die Wirklichkeit der Seinsweise der Beziehung zugeben; denn wenn die Dinge wirklich in Beziehung stehn, so müssen offensichtlich auch ihre Beziehungen wirklich sein - und zwar außerhalb des Geistes, wie außerhalb der Dinge selbst. Wenn man gesagt hat: dieser Körper ist wirklich warm, so muß man doch zugeben, daß irgendwie die Wärme eine Naturwirklichkeit ist. Es gibt nur wenige, die diese Notwendigkeit begreifen, weil es nur wenige gibt, die bis zu dem Punkt vordringen, an dem sich das Problem stellt, das heißt: bis zu jener ersten Gestaltung der Welt, wo nichts mehr unterstellt werden darf und keine heimliche und verschwiegene und unbewußte 'Voraussetzung' mehr im Spiele ist. (120; Fs) (notabene)

365 Wenn die Dinge einmal da sind, so stellt der physikalisch denkende Geist sich sogleich vor, daß sie Beziehung zueinander haben; doch das ist eine Täuschung; das Ding ist etwas anderes als die Beziehung; wenn jenes diese nach sich zieht, so heißt das nicht ohne weiteres, daß es sie einschließt, und wenn unser Geist - Pascal würde sagen: freventlicherweise - daran geht, die einzelnen Bestandteile der ganzen Mischung des Universums aufzuzählen, so kann er nicht an der Beziehung vorbeigehn, als ob diese ganz von selbst entstünde, oder als ob das Ganze, das heißt die Bestandteile des Ganzen, eben mit Hilfe der Ordnung 'das Ganze' bilden könnten, ohne daß die Ordnung selbst etwas wäre. (120; Fs)

366 Es gibt [wie wir gesehn haben] moderne Philosophen, die in der Ordnung und Beziehung die einzige Naturwirklichkeit sehn. Thomas steht nicht auf ihrer Seite; er hält es nicht für sinnvoll, den festen Grund der Dinge zu opfern, dadurch daß man die Substanz beiseite schafft oder auflöst, und ebenso unsere Ontologie zu schmälern, dadurch daß man das Akzidenz auf eine einzige grundlegende Seinsweise einschränkt. Aber was viele Philosophen überall sehn wollen, das findet er wenigstens irgedwo vor. Nach seiner Ansicht wäre es Unrecht, in seiner Lehre eine 'Materialisation' der Begriffe zu sehn: genau das Gegenteil ist der Fall. (120f; Fs)

367 Denn wenn man die Beziehung als 'wirklich' erklärt, so will man sie damit nicht in törichter Weise in die Reihe der 'Dinge' stellen. Denn auch damit würde man ja die Ordnung der Dinge, die man gerade retten möchte, zerstören, weil man damit eben die Ordnung selbst unter die Dinge zu versetzen versuchte, die man eigentlich ordnen will. Nein, wenn man so spricht, so muß man den Begriff des Seins so sehr erweitern, daß er noch mitumfaßt, was jenseits der wirklich gesetzten Dinge liegt. (121; Fs)

368 Ist nicht selbst das Nicht-Sein in manches philosophische System eingeschlossen? Auch bei Thomas ist das ja unter den angegebenen Bedingungen der Fall1. Jedenfalls ist hier die Entscheidung weniger schwer. Man sagt: alles, was ist, ist; aber nicht ist alles, was ist, ein Seiendes. Kein Akzidenz ist Seiendes, und die Beziehung am allerwenigsten. Man weist nur die Auffassung zurück, als ob die Ordnung nichts wäre oder bloß eine Schöpfung unseres Geistes. (121; Fs) (notabene)

369 Die Ordnung ist - nicht allein, wenn wir sie einführen, um zu denken; sondern vor jeder Erfassung unsererseits ist sie in das Seinsganze derart eingebettet, daß es nicht bloß Tatsachen und Tatsachen, Dinge und Dinge gibt, sondern auch Verbindungen zwischen den Tatsachen, Verknüpfungen zwischen den Dingen, Verbin dungen und Verknüpfungen, die zwar in anderer Weise Anteil am Sein haben [aber darum nicht weniger] als jene. Und hierin sind ja schließlich alle einig, wenigstens solange man sie nicht fragt und dieser 'unwirklichen Wirklichkeit 'gegenüberstellt, die unbegreiflich und doch offenkundig ist, die unmöglich zu denken ist, wenn auch das Denken von ihr lebt und nicht davon lassen kann, sie zu erforschen2. (121; Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, A Second Collection

Titel: Theologie zu Religion wie ...

Index: Theologie : Religion wie Wirtschaftswissenschaft : Wirtschaft; Biologie : Gesundheit

Kurzinhalt: Theology stands to religion, as economics does to business, as biology to health, as chemistry to du Pont industries.

Text: 97a Secondly, religion is one thing, and theology is another. Most saints were not theologians, and most theologians were not saints. Theology stands to religion, as economics does to business, as biology to health, as chemistry to du Pont industries. To revert to a distinction drawn earlier, theology pertains to the cultural superstructure, while religion pertains to its day-to-day substance. Because of this difference Cardinal Newman was quite right in saying that ten thousand difficulties do not make a doubt: the ten thousand difficulties are in the superstructure, but doubt is in one's personal life. (Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Sertillanges A. D. (Gilbert), Der heilige Thomas von Aquin

Titel: Potenz - Akt

Index: Die Einteilung des Seins in Potenz und Akt geht sowohl einem Dualismus aus dem Weg als auch einem Monismus; Zusammenhang zwischen diesen Prinzipien und dem Identitätsprinzip

Kurzinhalt: Immer aber ist der Akt das erste; er steht über der Potenz, geht ihr voran und ist ihre Ursache. Diese aber ist auf ihn bezogen, jedoch kommt sie ihm nicht gleich. Es gibt darum hier keinen Dualismus.

Text: 199 Da jedes Ding sich in diesem doppelten Zustand befindet, erfüllen Akt und Potenz die Welt mit ihrem gegenseitigen Austausch. Nur der reine Akt vermag nichts zu empfangen; nur das reine Werden - die leere Materie - vermag nichts zu geben. Immer aber ist der Akt das erste; er steht über der Potenz, geht ihr voran und ist ihre Ursache. Diese aber ist auf ihn bezogen, jedoch kommt sie ihm nicht gleich. Es gibt darum hier keinen Dualismus. Dadurch, daß Thomas hier dem metaphysischen Manichäismus entgeht, setzt er sich in den Stand - ganz logisch -, an anderer Stelle dem moralischen Manichäismus zu entgehn (FN.: Vgl. unten S 311ff.). (79f; Fs)

200 Umgekehrt aber ist das System so gebaut, daß es jenem metaphysischen Monismus entgeht, in den man notwendigerweise verfällt, wenn man die Scheidung des Seins in Akt und Potenz leugnet. Wenn alles verwirklicht ist, so gibt es kein Werden, jedenfalls kein Werden, das dem, was ist, gleichberechtigt zur Seite träte; man steht bei der starren und unbewegten Einheit der Eleaten: das, was 'ist', 'wird' nicht; das, was 'wird', 'ist' nicht; (80; Fs)

Kommentar (8. Januar 1997): Also: Potenz und Akt als Prinzipien des Seins werden verständlich nur vom Grund des Identitätsprinzips aus. Vgl. MARECHAL.TXT, allgemein und besonders unter der Überschrift: Darlegung des Problems am Identitäts-Kontradiktions-Prinzip (eü)

201 man muß wählen zwischen der ewigen Einheit oder der ewigen Vielheit. Parmenides, Spinoza oder Hegel auf der einen Seite, die Vertreter der absoluten Monaden auf der andern Seite: das sind dann die einzigen folgerichtigen Philosophen. Doch keiner von ihnen kann dem Zwang entgehn, die Welt, die er zerstört hat, wieder herzustellen und von neuem - allerdings nur verstohlen und heimlich, das heißt nur als 'Schein' - jenes unheilvolle Werden wieder einzuschmuggeln, das er zuerst unmöglich gemacht hatte. (80; Fs) (notabene)


202 Allein - und das geht gegen alle, weil es gegen die entschiedensten Vertreter geht - da das Werden sich unserer Erfahrung aufdrängt, da man es notwendigerweise zulassen muß - sei es als objektiv oder als subjektiv, sei es als Wirklichkeit oder als Erscheinung -, und da es überdies klar ist, daß das Subjektive nicht weniger wirklich ist als alles übrige und das Erscheinende eben als Erscheinung real ist, so kann man den Satz von Potenz und Akt wohl auf eine andere Ebene übertragen, man kann ihn 'verkleiden' und in Worten leugnen, aber man kann ihn nicht vollständig abweisen. Hier liegt einer jener Begriffe vor, die an den letzten Grund des Seins rühren; aus welchem Stoff auch immer das Gewebe gemacht sei, man kommt nicht daran vorbei, diese ursprüngliche und elementare Zeichnung in ihm zu erkennen

( FN.: An dieser Bemerkung sind sowohl der metaphysische Dynamismus wie der Immobilismus interessiert. Die Extreme berühren sich. Wenn der Grund des Seins Bewegung ist, bleibt die Ruhe zu erklären, wenn man nicht in eine Unbewegtheit der Bewegung verfallen will, die uns Parmenides bei Heraklit wiederfinden ließe. Wenn das Sein also Bewegung ist, so fordert die Ruhe genau so eine Erklärung, wie in dem umgekehrten Fall die Bewegung eine Erklärung fordert: immer handelt es sich um eine Veränderung, um einen Übergang. Daher kommt man an Potenz und Akt nicht vorbei. In der Tat sprechen ja jene, die das Sein durch das Werden bestimmen, von 'schöpferischer Entwicklung'. Wenn es also in dem Werden und durch das Werden Schöpfung gibt - sei es durch ein Vorwärts- oder ein Rückwärts-Schreiten -, so kommt es also zu Unterschiedenheiten; und diese Unterschiedenheiten bieten der Analyse die gleichen Grundphasen und die gleichen Bedingungen dieser Phasen dar. Es ist ein bekannter Satz, daß die inneren Beziehungen eines Systems sich auf Grund einer auf das System als Ganzes wirkenden Tätigkeit nicht ändern. Daher hat es keinerlei Einfluß auf die allgemeinen Eigentümlichkeiten des Seins [passiones communes entis], in welcher Weise man dieses bestimme, vorausgesetzt nur, daß diese Bestimmung auf das Sein in seiner Fülle geht und seine Transzendenz achtet. Wer die Atome für die Prinzipien der Körper hält, ist nichtsdestoweniger gehalten, die Körper zusammenzusetzen. So ist auch derjenige, welcher irgendein von der Reflexion nicht auffindbares Werden für das Prinzip der in der Erfahrung gegebenen Ruhe und Veränderung hält, nichtsdestoweniger gehalten, die in der Erfahrung gegebene Ruhe und Veränderung zu erklären. Er mag es versuchen, ohne auf die eine oder andere Weise die Potenz und den Akt heranzuziehen.). (80f; Fs)

203 Erst recht drängt sich diese These bei einer realistischen Philosophie auf. Wir werden sehn, wie weit bei dieser Frage der heilige Thomas sich festlegt, indem er jede Diskussion ablehnt mit einem Philosophen, der die Wirklichkeit der Bewegung, des Werdens in allen Gattungen der substantiellen Zeugung nicht zuläßt. Angesichts dieser Postulate und bei seinem unüberwindlichen Vertrauen auf die Gültigkeit unserer Begriffe des Seins und des Notwendigen läßt er an die Hauptpunkte seines Systems in keiner Weise rühren. (81; Fs)

204 Er hält sich nicht damit auf, sie zu beweisen, sondern gibt sich damit zufrieden, sie 'anzuwenden', von der Überzeugung durchdrungen, daß die Anwendung selbst, die Allgemeingültigkeit ihres Charakters, sie bestätigt. Ist eine Theorie, die man nicht entbehren kann und die - einmal zugelassen - alles erklärt, nicht mehr als bewiesen? Kein Beweis kommt einer derartigen Erprobung gleich, und das Fruchtbare erweist sich - auf dieser Ebene wenigstens - als das Wahre. Das scheint die Haltung des Thomas gewesen zu sein, wie es die des Aristoteles war. Thomas nahm den Begriff aus dessen Händen entgegen, nachdem dieser ihn zunächst mit so viel Glück angewandt hatte; er fand, daß er nirgends versagte, sondern sich als ein Schlüssel zu allen schwierigen Problemen der Philosophie erwies; als ein Schlüssel, der Türen öffnete, ohne etwas zu zerbrechen, das heißt ohne eine der Gegebenheiten der Erfahrung oder der Forderungen des Geistes zu opfern. So erkannte Thomas den Wert dieser Begriffe grundsätzlich an, und er stellte ihn niemals in Frage. (81; Fs)


205 Es bleibt freilich bestehn, daß der Begriff des 'möglichen' Seins uns in das dichteste Geheimnis führt; denn 'die Prinzipien der Dinge sind verborgen in einem undurchdringlichen Geheimnis'. Da wir keine andere Erfahrung haben und auch keine andere haben können als die des schon bestehenden, also verwirklichten, aktuellen Seins, so können wir uns die Potenz nur vorstellen unter der negativen Form eines Postulates, ohne welches die positive Erfahrung sich nicht genügend erklären läßt S. th. I, 12, 1; 14, 3; De Verit. XII, 3. Die Wirklichkeit birgt Geheimnisse, vor denen das Denken zurückweichen muß. Hier geht es um eines jener Dinge, von denen Aristoteles gesagt hat, daß sie schwer begriffen sind, aber doch eben leicht sein können. noch keine (81f; Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Verstehen - Intellect - species - Wort

Index: Verstehen - Intellect - species - Wort

Kurzinhalt: For understanding is related to the intellect informed by a species not as an effect to its efficient cause but as a perfection to a perfectible.

Text: 553d But if it is a finite act, it is an accident, and is to the intellect in act as existence is to being in act. Besides, just as the act of existence follows upon substantial form, so does the act of understanding follow upon the intelligible species. But the intelligible species is in the category of quality. Therefore, just as existence is resolved into the category of substance, so understanding is resolved into the category of quality. [...]


555a [...] For understanding is related to the intellect informed by a species not as an effect to its efficient cause but as a perfection to a perfectible. On the other hand, the word that is the term of the action, the operation, the act of understanding, and is produced by this action, operation, act, is a product or effect; hence, in relation to the word, the intellect informed by a species is the principle of an effect or the principle of a product, and the procession of the word is said to be aprocessio operati. (Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Objekt d. Imagination - Objekt d. Verstehens - Definition

Index: Objekt d. Imagination : Objekt d. Verstehens - Materie : Form; O. d. Verstehehens - Wort (O. d. Äußerung) : Ursache (propter quid) : Wirkung

Kurzinhalt: The object of the imagination is to the object of understanding as matter to intelligible form, and the object of understanding is to the object of an interior utterance or word as its reason or cause or 'because of which' (propter quid).

Text: 577d With regard to their meaning and signification, we have already made a distinction between the imagined equal radii, the understood necessity of roundness, and, finally, the spoken or uttered definition of a circle. Now, anyone can imagine equal radii. It is a matter of intelligence to grasp the necessity of roundness in that equality of radii. Finally, the act of defining is a matter of attributing to a circle and only to a circle that series or locus of points which lie in die same plane surface equidistant from a center. Thus there are three objects: the object of the imagination (equal radii), the object of the understanding (the necessity of roundness), and the object of the interior utterance (the definition of a circle). These are not only distinct but are also interrelated. The object of the imagination is to the object of understanding as matter to intelligible form, and the object of understanding is to the object of an interior utterance or word as its reason or cause or 'because of which' (propter quid). (Fs) (notabene; tblVrw)

577e That the object of the imagination stands as matter is stated in Summa theologiae, 1, q. 84, a. 6 c: 'Sense knowledge cannot be said to be the total and complete cause of intellectual knowledge, but rather, as it were, the matter of the cause.'1

579a That the object of understanding is as an intelligible form can be seen from its ordinary name. In Greek the word 'form' is either morphe or eidos; eidos is generally translated into Latin as species; and the intellect not only abstracts intelligible species from phantasms but also understands them in the phantasms (Summa theologiae, i, q. 85, a. 1, ad im). (Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Farbe, Nacht - Farbe, Tag - Phantasma in sich - Phantasma, intellectus agens

Index: Farben in d. Nacht (sensibile in potentia) - Farben am Tag (sensibile in actu): Phantasma in sich (intelligibile in p.) - Phantasma erleuchtet durch den intellectus agens (itelligibile in actu)

Kurzinhalt: Just as at night colors are potentially visible while in the daytime they are actually visible, so the phantasms in themselves are actually sensible but potentially intelligible. Through the illumination of the agent intellect they become actually ...

Text: 569b For this reason we must distinguish between the intelligible in potency and the intelligible in act. Just as at night colors are potentially visible while in the daytime they are actually visible, so the phantasms in themselves are actually sensible but potentially intelligible. Through the illumination of the agent intellect they become actually intelligible, and then not only do we imagine equal radii but also we understand the necessity of roundness in those imagined radii.1 Upon grasping this necessity, we speak inwardly the simple word that is the definition of a circle. (Fs; tblVrw, tblStw: Relationen) (notabene)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Intelligible species : phantasma wie substantielle Form - materia prima

Index: Intelligible species : phantasma wie substantielle Form - materia prima; Hylemorphismus

Kurzinhalt: Just as the intelligible species is to the phantasm in which it shines forth, so is substantial form to prime matter.

Text: 583c One can only marvel at his discovery of hylomorphism. Just as the intelligible species is to the phantasm in which it shines forth, so is substantial form to prime matter. Aristotle did not state that all material things were composed of form and matter because he had perceived a form or quiddity in each and every sensible object; rather, because he had thoroughly understood the nature of human inquiry and intelligence, he came to the conclusion that material things were humanly knowable insofar as they consisted of two elements, one material, known by the senses, and the other formal, known through the intellect. For this reason, no matter how much human knowledge advances, it will always progress by means of sense and intellect and therefore always know a thing constituted by matter and form. (Fs; tblStw: Relationen) (notabene)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Esse folgt der Form = Verstehen auf die species intelligibilis

Index: Esse folgt der Form = Verstehen auf die species intelligibilis; Verstehen : intellectus in actu = esse : esse in actu; aber: esse folgt auf Form, kommt aber nicht von der Form (durch die das esse begrenzt wird

Kurzinhalt: ... . '... understanding, which is related to intellect in act in the same way that existence (esse) is related to being in act' (ibid. q. 34, a. 1, ad 2m). Therefore, just as a finite act of existence does not come from the form which limits it but ...

Text: 587e In Summa theologiae, 1, q. 84, aa. 3, 4, and 7, and q. 85, a. 2, he is referring to the impressed species. This is the species that is received and conserved in the possible intellect. It is received from the phantasm as an instrument of the agent intellect, and once received is the form according to which the intellect understands. Hence, in Avicenna's terminology it has the nature of an active potency and is a principle of action (understanding) and also a principle of the product or effect or term (inner word). But this does not in the least prevent this same species from being, according to Aristotelian terminology, a nature and first act and passive potency to receive the second act (understanding); and this reception of second act is also a passion, not in the proper sense but in a general sense.1 Thus, '... as existence follows upon form, so understanding follows upon an intelligible species' (ibid. q. 14, a. 4 c). '... understanding, which is related to intellect in act in the same way that existence (esse) is related to being in act' (ibid. q. 34, a. 1, ad 2m). Therefore, just as a finite act of existence does not come from the form which limits it but from something else, similarly a finite act of understanding comes not from the form which it follows but from something else, namely, the agent intellect and phantasm. Finally, this impressed and conserved species is not that which is understood, except when the intellect reflects upon itself and its act (ibid. q. 85, a. 2; see also q. 87). (Fs) (notabene)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Seinsgrade - Intellekt

Index: Göttlicher Intellekt - Totalität des Seins: Akt; Engel, Intellekt - Totalität des Seins: Form; menschlicher Intellekt - Totalität des Seins: Potenz

Kurzinhalt: ... the divine intellect is to the totality of being as act; the angelic intellect is to the totality of being as form; the human intellect is to the totality of being as potency.

Text: 627c This analogy, then, is a comparison that is drawn between being and different grades of intellect. St Thomas arrives at a threefold conclusion: the divine intellect is to the totality of being as act; the angelic intellect is to the totality of being as form; the human intellect is to the totality of being as potency. (Fs; tblStw: Relationen)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Relationen, begrifflich - Verstehen

Index: Begriffliche Relationenmit einer Grundlage in d. Wirklichkeit; Verstehen - Relation (intellectus agens, Phantasma, Wahrnehmen ... inneres, zusammengesetztes Wort)

Kurzinhalt: Thus, one and the same act of understanding relates simultaneously (1) to the agent intellect from which it exists as from its principal cause, (2) to the phantasm from which it exists as from its instrumental cause, (3) to the phantasm in which ...

Text: 735c On the other hand, real relations internal to one absolute which are not mutually opposed are distinct only conceptually, but the distinction has a foundation in reality. (Fs; tblStw: Relationen)

They are distinct conceptually: each relation regards the other as its term. Thus, the soul relates to the body as form, but relates to vital, sentient, and intellectual operations in that it is a nature, a principle of operations. In like fashion an effect is related to the agent as that from which it exists and to the patient as that in which it exists. (Fs) (notabene)

These relations are distinct conceptually with a foundation in reality: the terms which the relations regard are really distinct from each other. (Fs)

735d These relations are not really distinct: the more perfect each one is, the greater is its power; and the greater its power is, the more things there are to which its power extends. Thus, one and the same act of understanding relates simultaneously (1) to the agent intellect from which it exists as from its principal cause, (2) to the phantasm from which it exists as from its instrumental cause, (3) to the phantasm in which it beholds its species illumined, (4) to the acts of sensing from which the phantasms were derived, (5) to the objects of sensation which were known through the acts of sensing, (6) to the simple inner word which proceeds from the act of understanding, (7) to the compound inner word by which the objectivity of the simple word is judged, (8) to the real beings that are known in the word, (9) to the goods that are known through judgments of value, (10) to the acts of the will that are consequent upon the intellect, (11) to the operations that are directed and carried out by the intellect and will; finally (12), the more perfect the act of understanding, the more it comprehends as a unified whole, and thereby extends to more sensible objects, more acts of sensing, more phantasms, more simple and compound words, more goods, more acts of the will, and more operations. These relations are internal, since they belong to the very formality of an understanding that is joined to the body and directs the will and operations. These relations are also real, since the act of understanding itself is real, and there can be no real thing which does not really include whatever belong to its essence. Hence also St Thomas: '... it is not contrary to the simplicity of anything for it to have a multitude of relations between other things and itself; indeed, the more simple a reality is, the more relations accompany it' (De potentia, q. 7, a. 8 a). (Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: processio operationis - operati

Index: Wirkursache (Thomas - Aristoteles); Verstehen - intellectus possibilie : Akt - Potenz; inneres Wort - Vestehen in actu : Akt - Akt

Kurzinhalt: The act of understanding is to the possible intellect, the act of loving is to the will, as act to potency ... But the inner word is to our intelligence in act as is act to act, perfection to proportionate perfection; in us the procession is processio ...

Text: Aquinas developed a more general notion of efficient causality than that defined by Aristotle. Thus principium operati, principium effectus, processio operati include the idea of production but do not include the Aristotelian restrictions of in alio vel qua aliud. The act of understanding is to the possible intellect, the act of loving is to the will, as act to potency, as perfection to its perfectible; the procession is processio operationis and cannot be analogous to any real procession in God. But the inner word is to our intelligence in act as is act to act, perfection to proportionate perfection; in us the procession is processio operati; in us dicere is producere verbum, even though it is natural and not an instance of Aristotelian efficient causality. (Fs; tblStw: Relationen)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Thomas, Aquin von, Die deutsche Thomasausgabe, Bd1

Titel: Relation: Gott - Geschöpf, Schöpfung (Namen Gottes)

Index: Relation: 2 Gliedern (3 mögliche Beziehungen: naturwirklich, gedacht, wirklich-gedacht); Wissen - Ding, Säule - rechts (gedachte R.); Gott - Geschöpf

Kurzinhalt: Nun steht Gott außerhalb der gesamten geschöpflichen Ordnung und doch sind alle Geschöpfe auf ihn hingeordnet, nicht umgekehrt; daher haben die Geschöpfe offenbar eine natur-wirkliche Beziehung zu Gott. In Gott aber gibt es keine natur-wirkliche ...

Text: 7. ARTIKEL. Werden die Namen, welche eine Beziehung zu den Geschöpfen einschließen, von Gott mit zeitlicher Geltung ausgesagt?

1. Alle diese Namen bezeichnen nach allgemeiner Auffassung das göttliche Wesen. Daher sagt Ambrosius, daß der Name 'Herr' ein Name ist für die Macht Gottes, die doch eins ist mit seinem Wesen; und der Name 'Schöpfer' bezeichnet die Tätigkeit Gottes, die wiederum eins ist mit seinem Wesen. Nun ist das Wesen Gottes nicht zeitlich, sondern ewig. Also werden diese Namen nicht mit zeitlicher, sondern mit ewiger Geltung von Gott ausgesagt. (280; Fs)

2. Was einem Ding erst von einer bestimmten Zeit an zukommt, kann man als 'geworden' bezeichnen; was z. B. erst von einer bestimmten Zeit an weiß ist, das ist weiß 'geworden'. Für Gott aber gibt es kein 'Gewordensein'. Also wird von Gott nichts zeitlich ausgesagt. (280f; Fs)

3. Wenn einzelne Namen von Gott deswegen zeitlich ausgesagt werden, weil sie eine Beziehung zu den Geschöpfen einschließen, so scheint derselbe Grund in all den Fällen zu gelten, wo eine Beziehung zu den Geschöpfen eingeschlossen ist. Nun werden aber einige Namen, die eine Beziehung zu den Geschöpfen besagen, als ewig von Gott ausgesagt; von Ewigkeit her kannte und liebte er das Geschöpf, nach Jeremias 31, 3: 'Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt'. Also werden auch die anderen Namen, die eine Beziehung zu den Geschöpfen einschließen, z. B. 'Herr' und 'Schöpfer', Gott mit ewiger Geltung beigelegt. (281; Fs)

4. Diese Namen drücken eine Beziehung aus. Dann muß also diese Beziehung entweder etwas in Gott sein, oder sie ist nur im Geschöpf. Sie kann aber unmöglich nur im Geschöpf sein; sonst würde Gott 'Herr' genannt auf Grund der diesem Namen entgegengesetzten Beziehung, die in den Geschöpfen wäre. Nichts aber wird nach seinem Gegensatz benannt. Folglich ist die Beziehung etwas in Gott. In Gott aber kann nichts Zeitliches sein, weil er über aller Zeit ist. Also werden jene Namen von Gott nicht mit zeitlicher Geltung ausgesagt. (281; Fs) (notabene)

5. Was auf Grund einer Beziehung ausgesagt wird, entspricht dieser Beziehung; so entspricht 'Herr' der Herrschaft, 'weiß' dem Weiß-sein. Wenn also die Beziehung der Herrschaft nicht wirklich in Gott ist, sondern nur gedacht, so folgt daraus, daß Gott nicht wirklich Herr ist. Das aber ist ein offenbarer Irrtum. (281f; Fs)

6. Sind die aufeinander bezogenen Dinge nicht der Natur nach zugleich da,1 so kann das eine da sein, auch wenn das andere fehlt; so ist (nach Aristoteles) das 'Wißbare' da, auch wenn es keine Wissenschaft gibt. Nun sind die Beziehungen zwischen Gott und den Geschöpfen nicht der Natur nach zugleich. Also kann man Gott eine Beziehung zu den Geschöpfen zuschreiben, auch wenn es kein Geschöpf gibt. Und somit gelten jene Namen, Herr und Schöpfer, von Gott ewig und nicht erst in der Zeit. (282; Fs)

ANDERSEITS sagt Augustinus, daß der Verhältnis-Name 'Herr' von Gott mit zeitlicher Geltung ausgesagt werde. (282; Fs)

Respondeo

ANTWORT: Gewisse Namen, die eine Beziehung zu den Geschöpfen einschließen, gelten von Gott erst in der Zeit. (282; Fs)

Um das zu verstehen, muß man wissen, daß nach einigen die Beziehung kein natur-wirkliches, sondern ein bloßes Gedankending ist.2 Das ist offenbar falsch; denn die Dinge selbst stehen in einer natur-wirklichen Hinordnung und Beziehung zueinander [204]. (282; Fs)

Doch ist zu beachten, daß jede Beziehung, weil sie zwei Glieder hat, auf dreifache Weise entweder ein naturwirkliches oder ein bloßes Gedankending sein kann. Zuweilen ist sie von beiden Gliedern aus ein bloßes Gedankending: wenn nämlich zwischen mehreren Dingen eine Ordnung oder Beziehung einzig in der Auffassungsweise des Verstandes besteht, z. B. wenn wir sagen: etwas ist sich selbst gleich. Denn insofern der Verstand ein und dasselbe Ding zweimal erfaßt, stellt er es als Zwei hin, und so stellt er eine Art Beziehung vom Ding zu ihm selbst fest. Ähnlich ist es mit allen Beziehungen zwischen Sein und Nichtsein, die der Verstand dadurch herstellt, daß er das Nichtsein als das eine Glied einer Beziehung betrachtet. Und dasselbe ist der Fall bei allen Beziehungen, die zwischen unseren Verstandesbegriffen bestehen, wie Gattung und Art usw. (283; Fs) (notabene)

Andere Beziehungen wiederum sind in ihren beiden Gliedern etwas Naturwirkliches, wenn nämlich eine Beziehung zwischen zweien besteht, auf Grund eines Etwas, das beiden naturwirklich zukommt. So bei allen Beziehungen der Größe, wie groß und klein, doppelt und halb usw.; denn in beiden Gliedern ist die Größe natur-wirklich. Ähnlich so ist es auch bei den Beziehungen, die auf dem Tätigsein und Erleiden beruhen, wie Bewegendes und Bewegtes, Vater und Sohn u. ä. (283; Fs)

Zuweilen aber ist die Beziehung nur in dem einen ihrer Glieder etwas Naturwirkliches, in dem andern dagegen ein bloßes Gedankending, dann nämlich, wenn die beiden Glieder nicht derselben Ordnung angehören;3 so beziehen, sich der Sinn und das Wissen auf das Sinnfällige und Wißbare; diese selbst aber, sofern sie natur-wirklich sind, liegen außerhalb der Ordnung der sinnlichen und geistigen Erkenntnis.4 Darum besteht in Verstand und Sinn eine wirkliche Beziehung, sofern sie darauf hingeordnet sind, die Dinge zu erkennen oder sinnlich wahrzunehmen; die Dinge selbst dagegen, an sich betrachtet, gehören nicht zu dieser Ordnung. Deswegen besteht in ihnen keine wirkliche Beziehung zum Verstand und zum Sinn, sondern nur eine gedachte, insofern der Verstand sie jeweilig als Glied auffaßt in der Beziehung zur Wissenschaft und zur Sinneserkenntnis. Darum wird von ihnen nicht deswegen eine Beziehung ausgesagt, weil sie sich auf etwas anderes beziehen, sondern weil etwas anderes sich auf sie bezieht (Aristoteles). In ähnlicher Weise wird 'rechts' nur insofern von einer Säule ausgesagt, als sie zur Rechten eines Lebenden steht; darum ist diese Beziehung nicht in der Säule wirklich, sondern nur im Lebenden [205]. (284; Fs)

Nun steht Gott außerhalb der gesamten geschöpflichen Ordnung und doch sind alle Geschöpfe auf ihn hingeordnet, nicht umgekehrt; daher haben die Geschöpfe offenbar eine natur-wirkliche Beziehung zu Gott. In Gott aber gibt es keine natur-wirkliche Beziehung zu den Geschöpfen, sondern bloß eine gedachte, insofern die Geschöpfe zu ihm eine Beziehung haben.5 - So steht also nichts im Wege, daß solche Namen, die eine Beziehung zu den Geschöpfen enthalten, von Gott zeitlich ausgesagt werden, nicht als ob er sich änderte, sondern weil die Geschöpfe sich ändern [206]; wie die Säule rechts von einem Lebenden zu stehen kommt, ohne daß eine Veränderung an ihr geschieht, sondern rein infolge der Bewegung des Lebenden. (284f; Fs) (notabene)

Ad objectiones

Zu 1. Einige Verhältnisnamen gebraucht man, um das Beziehungsverhältnis selbst auszudrücken, z. B. Herr, Knecht, Vater, Sohn u. ä.; von diesen sagt man, daß sie eine Seins-Beziehung ausdrücken; andere aber gebraucht man zur Bezeichnung von Dingen, aus denen sich eine Beziehung ergibt, z. B. Bewegendes und Bewegtes, Oberhaupt und Untergebener u. ä.; hier handelt es sich um Beziehungen der Aussage [207]. - Dieser Unterschied ist auch bei den Gottesnamen zu berücksichtigen. Einige nämlich drücken das zum Geschöpfe bestehende Beziehungsverhältnis selbst aus, z. B. der Name 'Herr'. Diese bezeichnen das Wesen Gottes nicht unmittelbar, sondern mittelbar, insofern sie es voraussetzen; so setzt seine Herrschaft die Macht voraus, die eins ist mit dem Wesen Gottes. Einige dagegen bezeichnen unmittelbar das göttliche Wesen und schließen nur abhängig davon eine Beziehung ein; so bezeichnen die Namen Heiland, Schöpfer u. ä. die Tätigkeit Gottes, die wiederum eins ist mit seinem Wesen. Beide Arten von Namen jedoch werden zeitlich von Gott ausgesagt, in bezug auf die in ihnen unmittelbar oder als Folge gegebene Beziehung, nicht aber, sofern sie unmittelbar oder mittelbar die Wesenheit Gottes bezeichnen. (285f; Fs)

Zu 2. Wie die von Gott zeitlich ausgesagten Beziehungen als gedachte in Gott sind, so wird ein 'Werden' oder 'Geworden-sein' von Gott nur als gedachtes ausgesagt, ohne daß er sich änderte; z. B. Ps 89, 1: 'O Herr, Zuflucht bist du uns geworden.' (286; Fs)

Zu 3. Die Tätigkeit des Verstandes und des Willens ist eine im Tätigen bleibende [208]. Deshalb werden die Namen für die aus der Verstandes- oder Willenstätigkeit sich ergebenden Beziehungen von Gott als ewige ausgesagt. Solche Namen aber, die sich aus Tätigkeiten ergeben, denen - nach unserer Auffassung - eine äußere Wirkung folgt, werden zeitlich von Gott ausgesagt, z. B. Heiland, Schöpfer usw. (286; Fs)

Zu 4. Jene Beziehungen, welche durch Namen bezeichnet sind, die zeitlich von Gott ausgesagt werden, sind in Gott nur als gedachte; die entgegengesetzten Beziehungen aber sind in den Geschöpfen wirklich. Es steht aber nichts im Wege, daß Gott nach den wirklich in den Dingen bestehenden Beziehungen benannt werde, d. h. insofern unser Verstand die entgegengesetzten Beziehungen in Gott mitdenkt. So wird dann von Gott etwas in Beziehung zum Geschöpf ausgesagt, weil das Geschöpf zu ihm eine Beziehung hat, wie nach Aristoteles vom 'Wißbaren' eine Beziehung ausgesagt wird, weil das Wissen zu ihm eine Beziehung hat [209]. (286f; Fs)

Zu 5. Gott steht zum Geschöpf insofern in Beziehung, als das Geschöpf zu ihm eine Beziehung hat; da nun die Beziehung des Untergebenseins im Geschöpf etwas Wirkliches ist, so ist folglich Gott nicht bloß dem Begriff nach Herr, sondern wirklich. Denn in dem Sinne heißt Gott Herr, wie das Geschöpf ihm unterworfen ist. (287; Fs)

Zu 6. Um zu erkennen, ob in Beziehung stehende Dinge 'der Natur nach'6 zugleich sind oder nicht, hat man nicht auf die Zuordnung der Dinge zu achten, von denen die Beziehung gilt, sondern auf die Bezeichnung der bezogenen Dinge. Wenn nämlich das eine begrifflich das andere einschließt und umgekehrt, dann sind beide der Natur nach zugleich da, wie das Doppelte und die Hälfte, Vater und Sohn u. ä. Wenn dagegen das eine das andere begrifflich einschließt, nicht aber umgekehrt, dann sind sie nicht der Natur nach zugleich. - Und so verhält es sich bei dem Wissen und dem Wißbaren. Denn 'das Wißbare' besagt eine Möglichkeit, das Wissen aber ein dauerndes oder augenblickliches Besitzen. Darum geht es [das Wißbare], der Ausdrucksweise nach, dem Wissen voran. Nimmt man aber das Wißbare als augenblicklich Gewußtes, so ist es zugleich da mit dem Wissen als augenblicklichem Erfassen [des Wißbaren]; denn das Gewußte gibt es nur, wo es ein Wissen von ihm gibt [210]. (287f; Fs) (notabene)

So liegt auch in der Bezeichnung 'Herr' eingeschlossen das 'Untergebene haben' und umgekehrt; obwohl demnach Gott vor den Geschöpfen da ist, sind diese beiden, als Glieder der in diesen Namen bezeichneten Beziehung, 'der Natur nach' gleichzeitig. Also war Gott nicht Herr, bevor er das Geschöpf zum Untergebenen hatte. (288; Fs) (notabene)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Thomas, Aquin von -- Christmann Heinrich Maria, Anmerkungen zu Band 01 der Deutschen Thomasausgabe

Titel: Relation: Gott - Geschöpf, Schöpfung (Ursache - Wirkung)

Index: Absolute Unabhängigkeit Gottes von den Geschöpfen; Unterschied: ungeschaffenes Sein - geschaffenes Sein

Kurzinhalt: So schwer es uns aber auch ankommt, die Beziehung Gottes zu den Geschöpfen, also auch zu uns selbst, als eine nur gedachte Beziehung, nicht als eine wirkliche aufzufassen ... so müssen wir uns doch sagen, daß Gott, wenn er wirklich Gott ist, ...

Text: [70] Zu S. 91.

70a So gleicht auch der Vater nicht dem Sohn, sondern der Sohn gleicht dem Vater. Nicht Gott ist das Gleichnis der Geschöpfe, sondern die Geschöpfe sind das 'Gleichnis' Gottes. Unbewußt liegt hier schon dem Sprachgebrauch des einfachen, ungebildeten Menschen die tiefe Einsicht zugrunde, daß die Ähnlichkeit zwischen Ursache und Wirkung, zwischen Ur-Bild und Ab-Bild nur eine einseitige, nicht eine doppelseitige Beziehung begründet. Die Ähnlichkeit wird der Wirkung von der Ursache, dem Ab-Bild von dem Ur-Bild geschenkt, begründet also eine einseitige Abhängigkeit des einen von dem anderen in der Ähnlichkeit. (359; Fs)

70b Diese Einseitigkeit des Abhängigkeitsverhältnisses steigert sich natürlich mit dem Grade der Ursächlichkeit. Je umfassender, universaler die Ursache, um so weniger sind die Wirkungen ihr ähnlich, um so stärker ist die Abhängigkeit der Wirkung, um so schwächer aber wird die reale Beziehung der Ursache zur Wirkung,1 bis sie in Gott sich ganz verflüchtigt und zur rein gedachten Beziehung wird. (359; Fs) (notabene)

70c So schwer es uns aber auch ankommt, die Beziehung Gottes zu den Geschöpfen, also auch zu uns selbst, als eine nur gedachte Beziehung, nicht als eine wirkliche aufzufassen - wir sind ja allzu sehr geneigt, diese Beziehungen Gottes zu uns nach Art menschlicher Beziehungen zu denken -, so müssen wir uns doch sagen, daß Gott, wenn er wirklich Gott ist, in keiner Weise auf die Geschöpfe 'angewiesen' oder von ihnen abhängig sein kann. (Vgl. Ps 15, 2: 'Ich spreche zum Herrn: Mein Gott bist du, denn meiner Güter bedarfst du nicht.' Und Apg 17, 24. 25: 'Gott, der die Welt gemacht hat, [...] wird nicht von Menschenhänden bedient, als bedürfte er etwas; vielmehr ist er selbst es, der allen Leben und Odem und alles gibt.') Nichts anderes aber will dieser Satz, daß die Beziehung Gottes zu den Geschöpfen eine nur gedachte ist, besagen. (359f; Fs) (notabene)

70d Gerade dadurch unterscheidet sich wiederum fundamental das ungeschaffene Sein von allem Geschaffenen, daß innerhalb des geschaffenen Seins alles irgendwie aufeinander angewiesen ist, natürlich in mannigfaltigsten Abstufungen. Auf dieser gegenseitigem Abhängigkeit, die von Gott gewollt und im einzelnen nach dem Charakter des Seins genau bestimmt ist, beruht die wunderbare Seins- und Wirkungs-Ordnung des gesamten Weltalls: (360; Fs)

70e Die Form ist angewiesen auf den Stoff, der Stoff auf die Form; der Mensch ist angewiesen auf die Natur, die Natur weitgehend auf den Menschen, der ihr durch seine Kultur die letzte Vollendung geben soll, entsprechend dem Wort des Schöpfungsberichtes: 'Machet euch die Erde untertan.' Der Leib ist angewiesen auf die Seele, die Seele auf den Leib; der Mensch ist angewiesen auf den Engel, der Engel - vor allem in der Gnaden-Ordnung - auf den Menschen, nämlich auf den Gott-Menschen Christus. Einzig Gott ist auf niemanden 'angewiesen', er ist der einzige und allein wahrhaft 'Unabhängige'! So sehen wir zugleich, wie der Grad der Unabhängigkeit ein Wertmaßstab für die Vollkommenheit des Seins ist. Je unabhängiger das Sein, um so vollkommener. Jetzt dürfte uns der Gedanke nicht mehr so ungeheuerlich scheinen, daß die Beziehung Gottes zu uns eine nur gedachte Beziehung ist, ja nur eine gedachte sein kann und darf. (360; Fs)

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Stichwort: Relation, Relationen

Autor, Quelle: Thomas, Aquin von -- Christmann Heinrich Maria, Anmerkungen zu Band 01 der Deutschen Thomasausgabe

Titel: Relatio secundum esse - secundum dici

Index: Unterschied: relatio secundum esse (Herr) - secundum dici (Richter)

Kurzinhalt: So besagt der Name 'Herr' noch gar keine bestimmte Handlung; besagt nur im allgemeinen, daß der Mensch, dem dieser Name zukommt, einem anderen Befehle geben, ihn richten, ihn belohnen und strafen kann usw. Wenn ich aber sage: 'Richter' ...

Text: [207] Zu S. 285.

Die Schule unterscheidet mit dem hl.Thomas die relatio secundum esse und secundum dici. Im ersten Falle haben wir im Namen das reine Beziehungs-Verhältnis. So besagt der Name 'Herr' noch gar keine bestimmte Handlung; besagt nur im allgemeinen, daß der Mensch, dem dieser Name zukommt, einem anderen Befehle geben, ihn richten, ihn belohnen und strafen kann usw. Wenn ich aber sage: 'Richter', so drücke ich nicht mehr das Verhältnis selbst aus, sondern die Tätigkeit, aus der sich ein bestimmtes Verhältnis oder eine Beziehung ergibt. Im zweiten Falle also habe ich eine relatio secundum dici, eine Beziehung, die auf einer Aussage beruht. (416; Fs; tblStw: Relation) (notabene)

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