Inhalt


Stichwort: Kultur

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., A Second Collection

Titel: Unterschied: Kultur - Soziales

Index: Kultur; soziale Ordnung wie: Seele : Leib

Kurzinhalt: The social is conceived of as a way of life, a way in which men live together in some orderly and therefore predictable fashion ... quite evidently, culture stands to social order as soul to body ...

Text: 101c To this end I should like to recall a distinction sometimes made between the social and the cultural.1 The social is conceived of as a way of life, a way in which men live together in some orderly and therefore predictable fashion. Such orderliness is to be observed in the family and in manners, in society with its classes and elites, in education, in the state and its laws, in the economy and technology, in the churches and sects. Such is the social, and it is upon it that the cultural arises. For men not only do things. They wish to understand their own doing. They wish to discover and to express the appropriateness, the meaning, the significance, the value, and the use of their way of life as a whole and in its parts. Such discovery and expression constitute the cultural and, quite evidently, culture stands to social order as soul to body, for any element of social order will be rejected the moment it is widely judged inappropriate, meaningless, irrelevant, useless, just not worthwhile. (Fs)

102a Now if it is granted that culture is the meaning of a way of life, cultures may be divided according to the manner in which that meaning is apprehended and communicated. On all cultural levels there are rites and symbols, language and art. There meaning is felt and intuited and acted out. It is like the meaning already in the dream before the therapist interprets it, the meaning of the work of art before the critic focuses on it and relates it to other works, the endlessly nuanced and elusive and intricate meanings of everyday speech, the intersubjective meanings of smiles and frowns, speech and silence, intonation and gesture, the passionate meanings of interpersonal relations, of high deeds and great achievements, of all we admire, praise, revere, adore, and all we dislike, condemn, loathe, abominate. Such is meaning for un-difierentiated consciousness, and it would seem to constitute the spontaneous substance of every culture. (Fs)

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Stichwort: Kultur

Autor, Quelle: Ratzinger, Joseph, Glaube - Wahrheit - Toleranz

Titel: Definition - Kultur

Index: Definition: Kultur

Kurzinhalt: Kultur ist die geschichtlich gewachsene gemeinschaftliche Ausdrucksgestalt der das Leben einer Gemeinschaft prägenden Erkenntnisse und Wertungen.

Text: 50a An dieser Stelle können wir nun so etwas wie eine Definition von Kultur versuchen. Wir könnten sagen: Kultur ist die geschichtlich gewachsene gemeinschaftliche Ausdrucksgestalt der das Leben einer Gemeinschaft prägenden Erkenntnisse und Wertungen. Versuchen wir nun, die einzelnen Elemente dieser Definition etwas näher zu bedenken, um so auch den möglichen Austausch der Kulturen besser begreifen zu können, der unter dem Stichwort Inkulturation gemeint sein muß. (Fs)

a) Kultur hat zunächst einmal mit Erkenntnis und mit Werten zu tun. Sie ist ein Versuch, die Welt und in ihr die Existenz des Menschen zu verstehen, aber ein Versuch nicht rein theoretischer Art, sondern vom fundamentalen Interesse unserer Existenz geleitet. Das Verstehen soll uns zeigen, wie man das macht, das Menschsein, wie der Mensch sich richtig in diese Welt einfügt und auf sie antwortet, um so sich selbst zu gewinnen, seine Existenz zum Gelingen, zum Glück zu führen. Diese Frage wiederum ist in den großen Kulturen nicht individualistisch gemeint, als könne der jeweils einzelne für sich ein Modell der Bewältigung von Welt und Leben erdenken. Er kann es nur mit den anderen; die Frage nach der rechten Erkenntnis ist also Frage auch nach der rechten Gestaltung der Gemeinschaft. Diese ist ihrerseits die Voraussetzung dafür, daß das Leben des einzelnen glücken kann. In der Kultur geht es um ein Verstehen, das Erkenntnis ist, die Praxis eröffnet, also um eine Erkenntnis, zu der die Dimension der Werte, des Moralischen, unabdingbar gehört. Noch eins müssen wir hinzufugen, was für die alte Welt selbstverständlich war: In der Frage nach dem Menschen und nach der Welt ist immer die Frage nach der Gottheit als die vorausgehende und eigentlich grundlegende Frage eingeschlossen. Man kann gar nicht die Welt verstehen, und man kann nicht richtig leben, wenn die Frage nach dem Göttlichen unbeantwortet bleibt. Ja, der Kern der großen Kulturen ist es, daß sie Welt interpretieren, indem sie die Beziehung zum Göttlichen ordnen. (Fs)

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Stichwort: Kultur

Autor, Quelle: Dawson, Christopher, Gestaltungskräfte der Weltgeschichte

Titel: Kultur: christlich - unchristlich

Index: Kultur: christlich - unchristlich

Kurzinhalt: Das einzige Verdienst einer verhältnismäßig christlichen Zeit oder Kultur - und das ist kein geringfügiges - ist die Erkenntnis ihrer geistigen Unzulänglichkeit und die Aufgeschlossenheit für Gott und die Welt. Die völlig unchristliche Zeit oder Kultur...

Text: 290b Im Grunde hat keine Zeit das Recht, sich christlich im absoluten Sinne des Wortes zu nennen; alle stehen unter derselben Verwerfung. Das einzige Verdienst einer verhältnismäßig christlichen Zeit oder Kultur - und das ist kein geringfügiges - ist die Erkenntnis ihrer geistigen Unzulänglichkeit und die Aufgeschlossenheit für Gott und die Welt. Die völlig unchristliche Zeit oder Kultur hingegen verschließt sich vor Gott und rühmt sich ihres wachsenden Fortschrittes zur Vollkommenheit. Zweifellos ist ein echter Gärungsstoff geistigen Fortschrittes in der Menschheit vorhanden und das Leben der künftigen Welt regt sich schon im Schoß der alten. Aber der Fortschritt der neuen Welt geht unsichtbar vor sich und wird erst am Ende der Zeiten in seiner Fülle offenbar werden. Scheinbarer Erfolg bedeutet oft inneres Scheitern und der Weg des Scheiterns und des Leidens ist die königliche Straße des christlichen Fortschrittes. Wann immer die Kirche die Welt politisch beherrschte und wo immer sie auf weltlichem Gebiet einen Sieg erringt, hat sie ihn mit einem doppelten Maß weltlichen und geistigen Mißgeschickes bezahlen müssen. So folgte auf den Sieg des orthodoxen Christentums in Byzanz zunächst der Verlust des Ostens an den Islam und dann das Schisma mit dem Westen. Auf den mittelalterlichen Versuch, eine christliche Theokratie zu errichten, folgten die Reformation und die Vernichtung der religiösen Einheit Westeuropas, und auf den Versuch der Puritaner und der Monarchien der Gegenreformation, die Gesellschaft zwangsweise zur Rechtgläubigkeit und Frömmigkeit zurückzuführen, folgten die Ungläubigkeit und der Antiklerikalismus des 18. Jahrhunderts und die Verweltlichung der europäischen Kultur. (Fs) (notabene)

291a Die Christen müssen sich daran erinnern, daß es nicht Sache der Kirche ist, es dem Staat gleichzutun, ein Reich zu errichten gleich den anderen Reichen der Menschen, wenn auch ein besseres, oder eine Herrschaft irdischen Friedens und irdischer Gerechtigkeit zu begründen. Die Kirche ist dazu da, um das Licht der Welt zu sein und wenn sie ihre Aufgabe erfüllt, wird die Welt verwandelt werden, trotz aller Hindernisse, die ihr die irdischen Mächte in den Weg legen. Eine rein weltliche Kultur kann nur im Dunkel bestehen. Sie ist ein Kerker, in den sich der menschliche Geist einschließt, wenn er aus der größeren Welt der Wirklichkeit ausgesperrt ist. Aber sowie das Licht erscheint, wird der ganze kunstvolle Apparat, der für das Leben im Dunkel geschaffen wurde, zwecklos. Der Wiedergewinn der spirituellen Sicht gibt dem Menschen seine geistige Freiheit wieder. Daher liegt die Freiheit der Kirche in dem Glauben der Kirche und die Freiheit des Menschen in dem Wissen um Gott. (Fs)

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