Inhalt


Stichwort: Erbsünde

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Erbsünde - Bilderdenken

Index: Abkehr von den Sinnesbilder; die Wirklichkeit nicht im "Gegebenen", sondern im Wahren; Konversion

Kurzinhalt: The existential problem is this: people have to emerge from the sensible, so as not only to say but also to agree and, as it were, to feel that the real becomes known not in the 'given' but in the 'true.'

Text: 57e When we speak of human nature, we must not overlook the wound of original sin. Because of it human beings, immersed in sensible things, more or less create for themselves their own special kind of problems. The questions and the solutions that theology presents1 are generally outside the horizon of wounded human beings, to whom such things seem to wander far from reality, from serious living, and from any kind of usefulness. What people want and need, they say, is completely different from what they are taught and almost feel compelled to parrot. The existential problem is this: people have to emerge from the sensible, so as not only to say but also to agree and, as it were, to feel that the real becomes known not in the 'given' but in the 'true.' But if this existential problem is transferred to the objective level, if it is presupposed that the issue is not the intellectual conversion of the subject but theology itself, a very serious deviation, easily finding large numbers of adherents, has begun. (Fs) (notabene)

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Stichwort: Erbsünde

Autor, Quelle: Augustinus, Vom Gottesstaat, Buch 11-22

Titel: Erbsünde - Folgen

Index: Folgen der Erbsünde

Kurzinhalt: Aus jener ersten Sünde stammt der Ursprung des Todes, daher auch sein Kampf und Sieg in uns, den wir in unsern Gliedern und unserer verderbten Natur zu spüren bekommen

Text: 13. Folgen der ersten Sünde

13/13/1 Denn nachdem die Übertretung des Gebotes erfolgt und die göttliche Gnade von den Menschen entwichen war, setzte sie sogleich die Nacktheit ihrer Leiber in Verwirrung. Daher bedeckten sie mit Feigenblättern, die sie vielleicht in ihrer Aufregung zuerst wahrnahmen, ihre Schamteile. Es waren vorher dieselben Glieder gewesen, hatten aber noch nichts Beschämendes an sich. Jetzt spürten sie eine neue Regung ihres nun widerspenstigen Fleisches, gleichsam als strafenden Rückschlag ihres Ungehorsams. Denn die Seele, der ihre eigene, dem Bösen sich zuwendende Freiheit gefiel und der Dienst Gottes mißfiel, verlor die frühere Herrschaft über ihren Leib, und da sie den Herrn über sich eigenwillig verlassen, vermochte sie den Diener unter sich nicht mehr unter ihren Willen zu beugen und besaß nun nicht mehr ein fügsames Fleisch, wie sie es immer hätte haben können, wenn sie ihrem Gotte fügsam geblieben wäre. Damals also fing das Fleisch an, «zu gelüsten wider den Geist», und mit diesem Widerstreit sind wir geboren. Aus jener ersten Sünde stammt der Ursprung des Todes, daher auch sein Kampf und Sieg in uns, den wir in unsern Gliedern und unserer verderbten Natur zu spüren bekommen. (123f; Fs)

14. Die Erbsünde

Denn Gott, der Urheber der Naturen, nicht der Gebrechen, hat den Menschen wohl gut erschaffen, doch der, durch eigene Schuld verderbt und dafür von Gott gerecht verdammt, hat verderbte und verdammte Nachkommen erzeugt. Denn wir alle waren in jenem einen, waren damals alle jener eine, der durch das Weib in Sünde fiel, das aus ihm erschaffen ward, ehe es Sünde gab. Noch war nicht für die Einzelnen die Form geschaffen und ausgeteilt, in der jeder Einzelne leben sollte, aber im Samen war die Natur schon vorhanden, aus der wir durch Fortpflanzung hervorgehen sollten. Da diese nunmehr durch Sünde verdorben, von Todesbanden umstrickt und gerechterweise verdammt war, mußte hinfort ein Mensch vom andern in dieselbe Lage hineingeboren werden. So ist denn aus dem verkehrten Gebrauch des freien Willens die ganze Kette des Unheils entstanden, die mit nicht abreißendem Jammer das Menschengeschlecht, dessen Ursprung verderbt und gleichsam an Wurzelfäulnis erkrankt war, bis zum endgültigen Untergang im zweiten Tode führen sollte, ausgenommen nur diejenigen, die durch Gottes Gnade erlöst werden. (Fs)

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Stichwort: Erbsünde

Autor, Quelle: Rhonheimer, Natur als Grundlage der Moral

Titel: Erbsünde - Habitus

Index: malitia, theologisch - philosophisch; Erbsünde, Wille; personale Autonomie des Menschen - Intellekt

Kurzinhalt: ... Fehlen einer habituellen Hinordnung des Willens auf das Gut des Nächsten und das Gut Gottes, wodurch der Mensch eine natürliche Bereitschaft und Leichtigkeit zur Bevorzugung des eigenen Gutes besitzt

Text: 250e Einerseits und vor allem ist es der Wille, der den natürlichen Erkenntnisprozeß des menschlichen Intellektes an seiner Entfaltung oder praktischen Wirksamkeit hindern kann; denn der Wille besitzt auch über die Vernunft ein Imperium ("Ich erkenne, weil ich will"1), sowie über sich selbst: er kann selbst das Wollen eines durch die Vernunft erkannten Guten nicht wollen. Da der Wille von Natur aus nur auf das eigene Gut ausgerichtet ist, bedarf er zu seiner Ausrichtung auf das "bonum divinum" und das "bonum proximi" (das Gut des Nächsten) einer habituellen Vervollkommnung, der Tugend der Gerechtigkeit2; und zwar der eigentlichen Gerechtigkeit, wie sie unter Menschen, aufgrund ihrer fundamentalen Gleichheit, möglich ist, sowie einer nur uneigentlichen, wie sie die "ungleiche" Beziehung des Menschen zu Gott auszeichnet, d. h. der Tugend der religio, die Gott das an Dankbarkeit, Verehrung und Liebe entgegenbringt, was ihm als Schöpfer zusteht, aber so, wie es der Mensch aufgrund seiner inferioren Stellung als Geschöpf vermag.3 Fehlt diese habituelle Vervollkommnung des Willens, so wird der Mensch nur gegen das naturhafte Wollen und Vorziehen des eigenen Gutes den von der Vernunft erkannten Forderungen der Gerechtigkeit folgen und sich früher oder später eine habituelle Unordnung in seinem Willen aneignen: Die Bosheit - malitia - des Willens oder das Laster der Ungerechtigkeit.4 (Fs)

Fußnote:
24 Während der philosophisch-ethische Begriff der "malitia" einem Habitus des Willens, also einem Laster oder habituellen Hinneigung zum Bösen, entspricht, so meint der theologische Terminus der "malitia" als eine der vier als Folge der Erbsünde im Menschen bestehenden vulnus naturae den Zustand der auf sich selbst zurückgefallenen oder sich selbst überlassenen Natur (natura sibi relicta). Diese malitia, insofern sie als "Wunde der Natur" infolge der Erbsünde betrachtet wird, meint nicht die habituelle Bosheit des Willens aufgrund eines Lasters, sondern vielmehr gerade das, philosophisch analysierbare, ursprüngliche und natürliche Fehlen einer habituellen Hinordnung des Willens auf das Gut des Nächsten und das Gut Gottes, wodurch der Mensch eine natürliche Bereitschaft und Leichtigkeit zur Bevorzugung des eigenen Gutes besitzt; diese Bereitschaft ist, was wir die grundlegende Tendenz des Menschen zu Hochmut und schlechter Eigenliebe nennen. Sie kann aber nur theologisch als "Wunde" der Natur bezeichnet werden, das heißt, hinsichtlich des historisch ursprünglichen Zustandes einer durch außernatürliche Gaben vervollkommneten natura integra, die sich durch den als Gabe verliehenen Besitz aller Tugenden kennzeichnet. Die Hilfskonstruktion einer natura pura ist dabei überflüssig und verwirrend (vgl. auch unten, 5.1.9).

252a Somit besteht also das Kriterium für das sittlich Gute bezüglich den Akten des Willens und denjenigen der sinnlichen Antriebe, die, insofern sie menschliche Akte sind, immer einem Imperium des Willens unterliegen, darin, daß diese Akte der Vernunft entsprechen, und das heißt: Den Akt der Vernunft nicht behindern oder zerstören, ja ihn unterstützen, und dem, was die Vernunft als das von ihr erkannte Gute vorlegt, folgen.1 Das secundum rationem vivere impliziert also eine ganze Anthropologie und Erkenntnismetaphysik und kann überhaupt nur auf deren Hintergrund verstanden werden. (Fs)

252b Es handelt sich dabei näherhin um eine Anthropologie, die den Menschen in seiner unvergleichlichen Würde als intellektives Wesen ad imaginem Dei sieht, und versteht, was das in allen Konsequenzen bedeutet. Die personale Autonomie des Menschen ist gebunden, steht und fällt, mit der Freiheit, in der die Vernunft ihre Funktion als intellektives Licht auszuüben und ihre Ansprüche in allen Handlungen und Affekten des Menschen geltend zu machen vermag. Durch dieses Licht der Vernunft, eine formelle Teilhabe am Ewigen Gesetz, vermag der Mensch in allen seinen Handlungen und Strebungen, und letztlich also in allen Formen der von ihm vollzogenen Liebe, der Wahrheit seines eigenen personalen Seins zu entsprechen und sich damit selbst als Mensch und in seiner Menschlichkeit zu verwirklichen. (Fs)

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