Inhalt


Stichwort: Metaphern, Beispiele

Autor, Quelle: Rhonheimer, Natur als Grundlage der Moral

Titel: Thomas - Licht

Index: Metapher: Vernunft - Licht

Kurzinhalt: Dem menschlichen Intellekt scheint demnach tatsächlich jene Bedeutung zuzukommen, die in der Lichtmetapher anschaulich zum Ausdruck kommt: ...

Text: 209a Wir finden im Sentenzkommentar auch Formulierungen wie "Gesetze, die der Vernunft selbst eingeschrieben sind"1; in der Summe contra Gentiles spricht Thomas von einem naturale iudicatorium rationis, das die Menschen aufgrund göttlicher Vorsehung besitzen.2 Der berühmte Artikel 2 von I-II, q.94 legt das ganze Gewicht der Argumentation auf den Begriff einer naturalis apprehensio der bona humana, der, wenn man ihn nicht auf eine intellektuelle Einsicht zurückführt, letztlich unverständlich bleiben muß. Die Interpretation dieses Artikels, der ja gewissermaßen der Prüfstein für jede Exegese der thomistischen Lehre vom Naturgesetz ist, hängt auch entscheidend davon ab, wie man diesen Terminus versteht. (Fs)

210a Dem menschlichen Intellekt scheint demnach tatsächlich jene Bedeutung zuzukommen, die in der Lichtmetapher anschaulich zum Ausdruck kommt: Er ist ein Licht, und als solches eine Fähigkeit des Menschen - wie es die Metapher ausdrückt - etwas sichtbar zu machen, was ohne dieses Licht verborgen bleibt. Das Licht schafft nicht die Gegenstände seiner Leuchtkraft, sondern hebt sie aus ihrer Verborgenheit heraus. Der griechische Begriff der Wahrheit als aletheia, Unverborgenheit, bringt diesen Aspekt der Erkenntnis, die nicht konstruiert oder "leistet", sondern "findet", zum Ausdruck.3 (Fs) (notabene)

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Stichwort: Metaphern, Beispiele

Autor, Quelle: Ratzinger, Joseph, Glaube - Wahrheit - Toleranz

Titel: Benedikt - Sonnenstrahl

Index: Papst Gregor der Große: Beschreibung über Vision Benedikts

Kurzinhalt: In dieser Darstellung sind alle Details bedeutsam: die Nacht, der Turm, die Stiege, das Obergemach, das Stehen, das Fenster. All das hat über die topographische und biographische Schilderung hinaus eine große symbolische Tiefe:

Text: 129a Um nicht allzu abstrakt zu bleiben, möchte ich das Gemeinte zum Schluß mit einem Bild verdeutlichen, das einer geschichtlichen Erfahrung entnommen ist. Papst Gregor der Große (+ 604) erzählt in seinen Dialogen von den letzten Lebenswochen des heiligen Benedikt. Der Ordensgründer hatte sich im oberen Stockwerk eines Turmes zum Schlafen gelegt, zu dem von unten her »eine gerade Stiege« hinaufführte. Er habe sich dann vor der Zeit des nächtlichen Gebetes erhoben, um Nachtwache zu halten. »Er stand am Fenster und flehte zum allmächtigen Gott. Während er mitten in die dunkle Nacht hinausschaute, sah er plötzlich ein Licht, das sich von oben her ergoß und alle Finsternis der Nacht vertrieb ... Etwas ganz Wunderbares ereignete sich in dieser Schau, wie er später selbst erzählte: Die ganze Welt wurde ihm vor Augen geführt, wie in einem einzigen Sonnenstrahl gesammelt.«1 Gegen diesen Bericht erhebt der Gesprächspartner Gregors Einspruch, mit derselben Frage, wie sie sich auch dem heutigen Hörer aufdrängt: »Was du gesagt hast, daß Benedikt die ganze Welt in einem einzigen Sonnenstrahl gesammelt vor Augen sehen durfte, das habe ich noch nie erlebt und kann es mir auch nicht vorstellen. Wie könnte denn jemals ein Mensch die Welt als Ganze schauen?« Der wesentliche Satz in der Antwort des Papstes lautet: »Wenn er ... die ganze Welt als Einheit vor sich sah, so wurde nicht Himmel und Erde eng, sondern die Seele des Schauenden weit ...«2

129b In dieser Darstellung sind alle Details bedeutsam: die Nacht, der Turm, die Stiege, das Obergemach, das Stehen, das Fenster. All das hat über die topographische und biographische Schilderung hinaus eine große symbolische Tiefe: Dieser Mensch ist in einem langen und mühsamen Weg, der in einer Höhle bei Subiaco begann, auf den Berg und schließlich auf den Turm gestiegen. Sein Leben war ein inneres Aufsteigen, Stufe um Stufe auf der »geraden Leiter«. Er ist im Turm angelangt und da noch einmal im »Obergemach«, das von der Apostelgeschichte an als Symbol der Sammlung nach oben, des Heraussteigens aus der Welt des Werkens und des Machens gilt. Er steht am Fenster - er hat den Ort des Ausblicks gesucht und gefunden, an dem die Mauer der Welt aufgeschlagen ist und der Blick ins Freie hinaus sich öffnet. Er steht. Das Stehen ist in der Mönchstradition Sinnbild des Menschen, der sich aus seiner Verkrümmung aufgerichtet hat, nicht mehr in sich verklemmt nur noch zur Erde schauen kann, sondern die aufrechte Haltung und so den freien Blick nach oben wiedergewonnen hat.3 So wird er zu einem Sehenden. Nicht die Welt wird eng, sondern seine Seele weit, da er nicht mehr vom einzelnen absorbiert ist, von den Bäumen, die den Wald nicht erkennen lassen, sondern den Blick aufs Ganze gewonnen hat. Besser: er kann das Ganze sehen, weil er aus der Höhe sieht, und die kann er finden, weil er innerlich weit geworden ist. Die alte Tradition vom Menschen als Mikrokosmos, der die ganze Welt umspannt, mag nachklingen. Aber das Wesentliche ist eben dies: Der Mensch muß aufsteigen lernen, er muß weit werden. Er muß am Fenster stehen. Er muß Ausschau halten. Und dann kann das Licht Gottes ihn anrühren, er kann ihn erkennen und von ihm her den wahren Über-Blick gewinnen. Die Fixierung auf die Erde darf nicht so ausschließlich werden, daß wir des Aufstiegs, der aufrechten Haltung unfähig werden. Die großen Menschen, die im geduldigen Aufsteigen und in den erlittenen Reinigungen ihres Lebens Sehende und darum Wegweiser der Jahrhunderte geworden sind, gehen uns auch heute an. Sie zeigen uns, wie auch in der Nacht Licht zu finden ist und wie wir den aus den Abgründen menschlicher Existenz aufsteigenden Drohungen begegnen und der Zukunft als Hoffende entgegengehen können. (Fs)

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Stichwort: Metaphern, Beispiele

Autor, Quelle: Joseph Bernhart, Thomas von Aquin, Gott und Schöpfung

Titel: Licht - Glaube, Vernunft

Index: Einheit, Differenz: Glaube - Vernunft, Theologie - Philosophie

Kurzinhalt: In deinem Lichte sehen wir das Licht. Sowohl die Ursätze der Vernunft wie die Wahrheiten des Glaubens haben ihre Zuverlässigkeit von der nämlichen göttlichen Quelle her.

Text: LIVa Die Forschung der menschlichen Vernunft gelangt nach Thomas schlußfolgernd zu der Wahrheit, daß Gott ist. Ihrem Lichte öffnen sich, wie die alten Philosophen zeigen, auch gewisse Seiten der Seinsweise Gottes. Andere Wahrheiten über Gott hingegen, die uns im christlichen Glauben gegeben sind, übersteigen die Kraft der Vernunft. So gibt es auf Seite des Menschen, der das Göttliche zu erkennen sucht, eine doppelte Ordnung der Wahrheit. Ihr Ursprung aber ist einer und derselbe; von beiden gilt das Wort: In deinem Lichte sehen wir das Licht. Sowohl die Ursätze der Vernunft wie die Wahrheiten des Glaubens haben ihre Zuverlässigkeit von der nämlichen göttlichen Quelle her. (Fs; tblVrw)

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Stichwort: Metaphern, Beispiele

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Kreis, Nacht - Erfassen des Hinreichenden, Verstehen

Index: Kreis, Nacht - Erfassen des Hinreichenden; Akt des Verstehens, Definition; Motiv; inneres Wort, Definition; intellectus agens - Imagination

Kurzinhalt: The equal radii, represented in the imagination and illumined by the light of the agent intellect, as being capable of moving any intellect to understand the nature of a circle, are the motive, and as actually moving this or that particular intellect ...

Text: 567c But this same analysis holds in the case of the first operation of the intellect. One who first discovers the definition of something or one who learns it is not impelled by some blind spontaneity but by his mental acuity and quickness to understand. Here, for example, is the definition of a circle: 'a locus of coplanar points equidistant from a center.' Why is it so defined? Because it is obvious that a line must necessarily be perfectly round if all the radii are equal, and also that it cannot be round if any radii are unequal. But where is this obvious? Is it in grasping a nexus between abstract concepts? Certainly not, for there is only one abstract radius and only one abstract point, whereas the definition involves an infinity of radii and points. Besides, that necessary roundness which grounds and explains the definition of a circle is grasped in those equal radii themselves. Here too are three distinct elements: the equal radii represented in the imagination, the grasp of the necessary roundness in these equal radii, and the definition of a circle that proceeds from the grasp of this roundness. Now, a definition is a simple word. Grasping the necessary roundness is a direct act of understanding. The equal radii, represented in the imagination and illumined by the light of the agent intellect, as being capable of moving any intellect to understand the nature of a circle, are the motive, and as actually moving this or that particular intellect, are the object moving it. (Fs)

569a This needs further clarification. Equal radii are easy to imagine, but the necessity of roundness cannot at all be imagined. Necessity and possibility can only be apprehended intellectually. Nevertheless, without a multiplicity of radii in a visible continuum the necessity of roundness would never be grasped; and unless we grasp this necessity, we cannot arrive at the definition of a circle, except, perhaps, like children who memorize words without understanding what they refer to. (Fs) (notabene)

569b For this reason we must distinguish between the intelligible in potency and the intelligible in act. Just as at night colors are potentially visible while in the daytime they are actually visible, so the phantasms in themselves are actually sensible but potentially intelligible. Through the illumination of the agent intellect they become actually intelligible, and then not only do we imagine equal radii but also we understand the necessity of roundness in those imagined radii.1 Upon grasping this necessity, we speak inwardly the simple word that is the definition of a circle. (Fs) (notabene)

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Stichwort: Metaphern, Beispiele

Autor, Quelle: Lonergan, Bernard J.F., The Trinune God: Systematics

Titel: Kreis - forma, species, Natur, Formursache

Index: Kreis - forma, species, Natur, Formursache; intellectus agens

Kurzinhalt: In seeing with our eyes or in imagining equal radii, we first and directly understand through our intellect the necessity of roundness, the form or species or quiddity or nature or formal cause1 of a circle.

Text: 569c We must further distinguish between the proper object of our intellect in our present state of existence, its object as the term of the first intellectual operation, and its indirect object. In seeing with our eyes or in imagining equal radii, we first and directly understand through our intellect the necessity of roundness, the form or species or quiddity or nature or formal cause1 of a circle. All of mese words refer to one thing, namely, the actually intelligible as luminous in the phantasm and directly discerned by the intellect. This is the nature of the proper object of our intellect in our present state of existence in which our soul is joined to our body; and since this proper object cannot be had without a phantasm, we cannot understand anything unless our intellect turns its attention to phantasms. And then, as it now grasps the necessity of roundness in the equal radii, we form the definition of a circle and thus produce the object that is the term of this first operation. Finally, in order to know intellectually a singular thing already known by our senses and imagination, we add particular knowledge indirectly to our already acquired universal knowledge by reflecting upon the phantasm in which the species shines forth. (Fs)



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Stichwort: Metaphern, Beispiele

Autor, Quelle: Thomas, Aquin von (Hg), F12_106 - Vom Gesetz des Evangeliums oder dem Neuen Gesetz

Titel: Gnade - Licht, Feuer

Index: Gnade als Licht und Feuer

Kurzinhalt: Das Feuer scheint in die Natur des von ihm durchglühten Eisens einzugehen, es in sich selbst einzuverwandeln. So wird das von Natur dunkle Eisen licht, das von Natur kalte Eisen wird heiß, das von Natur harte Eisen wird weich. Ganz analog sind die ...

Text: 12b Die Gnade ist ein „Licht" — wie oft wählt Thomas diese Bezeichnung, die in seiner Sicht viel mehr ist als bloße Metapher oder Symbol (vgl. Sachverzeichnis) —, und dieses Licht heilt, kräftigt, durchklärt den ganzen inneren Menschen (S. 122 f.), legt die geistigen Energien frei, die von der Schöpfung her in ihm schlummern, ent-bindet alle Kräfte der Seele, die von der Sünde her mit mancherlei unwürdigen Fesseln gebunden waren. Die Gnade ist wie ein Feuer; auch dieses Bild ist Thomas nicht fremd. Das Feuer scheint in die Natur des von ihm durchglühten Eisens einzugehen, es in sich selbst einzuverwandeln. So wird das von Natur dunkle Eisen licht, das von Natur kalte Eisen wird heiß, das von Natur harte Eisen wird weich. Ganz analog sind die Wirkungen der Gnade in der Seele des Menschen. Unter ihrem geheimnisvollen Einfluß schwinden die für uns selbst und für unsere Mitmenschen oft unheimlichen Dunkelheiten unserer Seele mehr und mehr: „Wir werden verwandelt in dasselbe Bild (Gottes) von Klarheit zu Klarheit wie durch den Geist des Herrn" (2 Kor 3,18); die Hybris des kalten Verstandes wird besiegt durch die zur Metanoia, zum radikalen Umdenken entschlossene, ganz neue, ganz demütige, ganz göttliche Liebe des Herzens; die Härte des widerspenstigen Willens, der sich aufbäumt gegen jede Bevormundung von außen, wird abgelöst durch das Wunder einer alle inneren Widerstände überwindenden, vorbehaltlosen Hingabe, die dem leisesten Wink Gottes offensteht. Wer auch nur in etwa ahnt, wie schwer der Geist des Menschen, weil er Geist ist, sich selbst aufgibt, den mag es nicht wundernehmen, daß Thomas die Bekehrung eines Menschen höher stellt als die Schöpfung einer neuen Welt (S. 202) und die geringste, dem einzelnen von Gott geschenkte Gnade höher schätzt als die im gesamten Universum aufgespeicherten natürlichen Werte (S. 203). (Fs; tblStw: Metapher) (notabene)

13a Ohne Gnade aber bleibt die Natur des Menschen ein Torso, bleiben Verstand und Wille, Eros und Sexus unerlöst, voneinander isoliert, bleibt das doppelte Gesetz in den Gliedern (Röm 7,23), bleiben „zwei Seelen wohnen in der Brust" (Goethe), kommen weder die einzelnen noch die Völker untereinander zur inneren Klarheit und Ausgeglichenheit, zur Eintracht, zum Frieden. Ohne Gnade sein heißt leben „ohne Hoffnung und ohne Gott in dieser Welt" (Eph 2, 12). (Fs) (notabene)

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